Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 1074
BayeriFche 3ubilciums» Landes »flusHenung 1906
Hr. 42
vorgegangen sind und aus allen Schopsungen sprach ein
aus das Fetne und Elegante gerichteter Geschmack, der
weniger den Forberungen des taglichen Lebens als den
Nnspruchen einer verseinerten Lebensweise gerecht zu werden
sucht. Nicht alles erschien ausgereift, manches gemahnte
an das Stadium des Mostes, das erst den guten Weht
verheitzt, manches an jungen Wein, der noch der Lagerung
bedars, aber alles war voll Leben und Gefuhl und viele
Studie atmeten die ruhige Ularheit eines gelauterten
Uunstempfinbens und positiven Konnens. Nngesichts dieser
Leistungen Kann man der aus Sturm und Drang geborenen
flnftalt das beste Prognostikon stellen. Der Segen solcher
Kunstlerischen Erziehung Kann nicht ausbleiben. Noch sind
es ja immer erst einzelne, denen die rechten Grundsatze
des Kunstgewerblichen Schaffens in Fleisch und Blut uber-
gegangen sind. Unser Uunstgerverbe aber braucht Hente
einen groven Stamm richtig und tuchtig geschulter Leute,
um die wichtigen Nufgaben die ihm gestelit sind, lofen zu
Konnen und die Kohe Stellung, die es einnimmt, zu be-
Haupten.
Die Kunsthalle der Landes -Nusstellung.
Von Dr. phil. Karl Cory.
3itbem wir stir hente noch den
Ortsuerein Hurnberg und die Kelner Gruppe
angehorigen Kunstler
Kurz betrachten, sind wir am Ende unserer Wanberung
angelangt. Dabei wollen wir ohne spezielle Nucksicht-
nahme aus die Zugehorighett zum Grtsverein die aus-
stellenden Nurnberger Kunftler als geschiossene Gruppe den
andern gegenuberstellen.
Unter den nicht angegliederten Nusstellern finden sich
uberraschend viele Nusstellerinnen, ohne bah dieses numeri-
sche Uberwiegen den betreffenden Salen einen spezifisch
weiblichen Tharakter im allgemeinen ausgepragt Hatte.
Bilder wie „Dammerung" von lilotilde Tschuppik dursten
schon ihrem Vorwurf nach allerdings aus eine weibliche
Hand schliehen lassen, womit wir ubrigens der trotz ihrer
Weichheit und ihrer illustratioiisartigen Nussassung nicht
unsympathischen Nrbett gegentiber Keinen Gadel aussprechen
mochten, und die „Feststrahe im Dors" von Lucy Palling-
Hell zeigt eme meist nur Malerinnen eigentumliche Dor=
hebe fur verwaschene Farben. 3ni allgemeinen laht jedoch
die ziemlich umfangreiche Nusstellung nicht angegliederter
Kunjtler deutlich erkennen, bah man rings im Lande inso-
fern dem Fortschritt aus Kunstlerischem Gebiete huldigt, als
man ganz uberwiegend in der Maleret die Kunft der
Zarbenwirkung und nichts weiter sieht. Nuckstanbighetten
sind in diesen Salen im ganzen viel feltener als bei der
Uunstlergenossenschaft; freiiich wird man haufig zwischen
Wollen und Nonnen einen bemerkbaren Unterschied ver-
spuren und fiber die eingeschlagenen Wege geteilter Meinung
fein durfen. . Bocklin z. B. ist ein Dorbild, das nicht ganz
sattelfesten Uunstlern leicht verhangnisvoll werden hann;
nicht feber laht sich bei ber Erinnerung an ihn von so
selbstanbiger Lmpfinbung letten wie z. B. Semper bei
seinem „Sturm". Doch zetgen bie meisten Lanbschasten
ein erfreuliches Verstanbnis fur bie Grunbbebingung ge-
schmarkvollen Uunstschaffens, fur bie stoffliche wie malerische
(Schlutz.)
Uonzentratton, in biesem Sinne Haben Gehrtg, Grafe u. a.
beachtenswerte Leistungen erztelt. Nn einem gewissen
taktsesten Geschmack fehit es uberhaupt nicht; selbst ein
so gefahrlicher Vorwurf, wie ihn G raumann („Kranhen=
bett") wahlte, zeigt sich schlicht unb ohne Pose unb tnsosern
mit Gluck erlebigt. Das Figurenbilb, bem ubrigens bie
meisten hlugerwetse aus bem Wege zu gehen scheinen, ist
auch hier nicht bie starke Seite; selbst wo ihm ein
rein malertsches (b. H. sarbiges) Problem zugrunbe liegt,
wie z. B. bei Emmi Walthers „Nnbacht" hommt es
leicht etwas ungeschlacht Heraus. Man barf aber nur an
bie Behanblung ber uberraschenb zahlretchen Stilleben
benhen (von Glga Beggrow-hartmann, Marte von
Brochhusen, Ebba von Webel usw.), um zu erkennen,
nach welchem Vorbilbe uberwiegenb im Lanbe gearbeitet
wirb. Die Sezession macht Schule. Unb wo ein Wille
ist, finbet sich gewbhnlich auch ein Weg.
Was nun bie in ber Uunsthalle vertretenen Nrbetten
Nurnberger Kunftler betrifft, so beobachten wir zwar
bei einem grotzen Teile ebenfalls ein beutliches Entgegen-
hommen gegentiber ber neuen Schule, gleichzeitig aber mit
wenigen Nusnahmen boch auch ganz leise vernehmbar eine
lokale Trabition. Bei einem alten Zentrum Kunstlerischen
Schaffens muhte bieselbe eigentlich freilich viel starker zu
Wort Kommen. Was mir ubrigens bie Nurnberger Kunst
im Zusammenhang betrachtet vor allem gesunb unb er-
sreultch erscheinen laht, ist bie einem Vorurteilsfreien boch
unverkemibar in bie Nugen springenbe Tatsache, bah Hier
Zwischen ber alteren unb ber jungeren Richtung eine so
unuberbruckbare Uluft wie z. B. in Munchen nicht gahnt.
Was zunachst bie Nlteren betrifft, so lehrt ein Blick auf
die Nrbetten der Nurnberger Nltmetster Nitter, bah Hier
die Tradition von den guten fruheren Seiten her lebendig
wetterflteht. Was jene altere Epoche (von der halten
ahademischen Nichtung abgesehen) bedeutete, das lehrten
gerabe neuestens bie retrospehtiven Nusstellungen in Berlin
unb Munchen; nicht bie Nlten sinb es ja auch, bie wir