Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 122
Bayerifche 3ubildums-bandes-Husttellung 1906
Hr. 6
Nurnberger murktverkehr in hopsen stieg von 4700 Zentnern
im Iuhre 1847 aus durchschnittlich juhrlich 140 000 im
Anfunge der neunziger Iuhre.
Wenn sich die Landwirtschust gegenuber der Industrie
heute in gedrtickter Lage fut)lt, dars man doch nicht tiber-
sehen, dah auch sie im 19. Iuhrhundert bedeutsame Stele
erreicht und begruhenswerte Fortschritte gemacht Hat. IHan
denke nur an die Bauernbefreiung von 1808 und 1848,
an die Ersparung menschlicher Arbeitskrufte durch Utaschinen,
an die Forderung des landwirtschastlichen Unterrichts durch
die Errichtung der Lehranstalt in Weihenstephan und der
landwirtschastlichen Abteilung an der technischen Hochschule
und durch die Aufstellung von Wanderlehrern. Man denke
an das wohltatig wirkende landwirtschastliche Vereinswesen,
an die Flurbereinigungen, an die mannigsachen Unter=
nehmungen fur Bodenkultur, fur Lntwusserung und Be-
wasserung - der daraus verwendete juhrliche Betrag Hat
sich 1902 gegenuber den ftinsziger und sechziger Iuhren
um das vierfache gehoben. IDie sehr durch die Steuern=
verteilung der Lage des Bauernstandes Bechnung getragen
wird, zeigt ein Blick aus die Lrtragnisse der direkten Steuern.
Wuhrend 1837/38 aus die Grundsteuer noch 69,52°/o aller
direkten Steuern entfielen, trafen aus sie 1902 nur mehr:
2O,O9°/o, dagegen sielen aus die Gewerbesteuer 1837/38:
11'50, 1902: 28,58°/o, aus die Kapitalrentenjteuer 1837/38:
5,24, 1902: 14,62°/o.
5ur die Staatsfinanzen bedeuteten die letzten Iuhr-
zehnte bis vor Kurzem eine Periode autzerordentlicher Blute.
Von 1882-1899 ergaben sich Mehreinnahmen gegenuber
den Voranschlagen im Gesurntbetruge von mehr als 325
millionen Mark. 1825/26 betrugen die Stuutsbrutto-
einnahmen: 68 796000 mk.; 1899: 424516000 mk.
Naturlich sind auch die Steuern, entsprechend dem Wohlstand,
gestiegen. 1837/38 trasen aus 1 Linwohner: 2,61 mk.
jahrliche direkte Steuern, 1902: 6 '/. mk. Durch alle
Schichten der Bevolkerung haben sich lvohlstand und Lebens-
haltung gehoben, im mittelstand und beim Kleinen mann
aber verhultnismuhig mehr als bei den oberen Zehntuusend.
fim deutlichsten vielleicht luht sich das aus der grohurtigen
Lntwicklung des Sparkassawesens erkennen, die wir auch
in Bayern begrutzen durfen, wiewohl dessen Bevolkerung
Hinter der anderer deutscher Lander im Sparen erheblich
zurtickbleibt. Wahrend 1869 die Spareinlagen im Konig=
reid ) in runder Summe 49 millionen betrugen, erreichten
sie 1900 die hohe von mehr als 319 millionen.
Auf je 1000 Einwohner trafen 1869: 57 Linleger, 1900:
131 ; auf 1 Linleger 1869: 178 mk., 1900: 395 mk.,
aus 1 Einwohner 1869 : 10,1 mk., 1900: 52 mk. Und
wahrend sich 1808 der Tagelohn zwischen 30 und 40
Kreujern Hielt, ist er heute aus das dreifache gestiegen.
Dagegen ist das wichtigste Uahrungsmittel, die Brotsrucht,
bei weitem nicht in diesem Verhaltnis teurer geworden.
Freilich: wenn die erste halste des 19. Iuhrhunderts
die flusgabe loste, den „Armen mann" der Landwirtschast
zu besreien, so standen dessen letzte Iuhrzehnte und stehen
noch wir vor dem viel schwierigeren Problem, den „Armen
mann" der Industrie, die mit solcher Wucht in die Geschichte
eingetretene moderne Klasse der Fabrikarbeiter, zu Heben,
ohne das Gedeihen der Industrie zu gesahrden. Die Der-
Hutung der Arbeitslosigkeit, die Fursorge sur die Arbeits-
losen, der Schutz des Kleinen Gewerbsmunns und Kuufmunns
gegen das druckende Ubergewicht der Grohindustrie und
der Warenhauser: alles das sind neue und schwierige Auf-
gaben, die aus neuen mihstanden erwuchsen. Die meisten
Gebrechen, an denen unser Zeitulter krankt, sind eben als
die Kehrseite an seinen ungeheuren materiellen Aufschwung
geknupst. Aus allen Gebieten menschlicher Tutigkeit ist
der verscharfte Lebenskampf mit unersreulichen, zuweilen
beungstigenden Folgeerscheinungen verknupst. Und des
herzens hellig stille Raume waren in den Tagen unserer
Grohvuter wahl ein beliebterer Zusluchtsort als Heute, bei
autzerer Durftigkeit begluckte innerer Aeichtum vielleicht
mehr als Heutzutage die Sulle materieller Stiler. Doch
von diesen und anderen Sorgen sei beim Seste geschwiegen!
Wagen wir unbefangen ab, so ist Kein anderes Urteil
moglich, uls duh der Gewinn des letzten Iuhrhunderts
weit groher ist uls der Verlust. Zrohen mutes dtirfen
wir trotz ullen Gewolkes, dus am Horizont draut, in die
Zukunft blicken. Das Zeldgeschrei der Illuminaten: Per-
fektibilitut, den Glauben an die Vervollkommnungssuhigkeit
des menschen, haben die letzten drei Generationen glunzend
gerechtfertigt. llberbietet das Kommende Iahrhundert an
neuen Errungenschaften, an geistigem und materiellem Sort«
schritt seinen Vorganger so, wie dieser dus 18. Iuhrhundert
tiberboten hut, ju hult es nur gleichen Schritt mit seinem
Vorgunger, s0 mogen wir uns in den Ktihnsten Truumen
wiegen von den Herrlichkeiten, die unseren Lnkeln beschieden
sein werden.
Die Havaris des Munchner Hofgartens.
Km hinblick uuf unsere Ausstellung, in der gezeigt
werden soli, welche produktiven Kruste Heute in
Buyern wirksum sind, erscheint es ungezeigt, uuf
ein vor dreihundert Juhren entstundenes meister-
werk des Lrzgusses hinzuweisen, dus die buyerische Boden-
kultur versinnbildlicht und sich s0 wie eine Illustrution des
Aiezlerschen Sutzes uuf der ersten Seite dieses Heftes uus-
nimmt: „Unsere ulten Lhronisten liebten ihre Werke mit
einem Lobe des sruchtburen und reichen Buyernlundes zu
erofsnen. Der Aeichtum wur begrtindet in Wuld, Sulz,
Vieh und huuptsuchlich Getreide." Vuh die uuf dem
monopteros des mtinchener hofgurtens uufgestellte schone