Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 126
Bayerifche Subililunis -bandes-Husifellung 1906
Ilr. 6
(Zortsetzung.)
Hus der Gberpfalz.
Don J. B. Cafileben, Kallmunz i. Opf.
(Nachdruck oerboten.}
7. Vie Weber als henkersgehNfen.
Sur 3eit, als Burglengenfeld noch Sitz des „geæaltigen"
Pfalz-Neuburgischen Landgerichts auf dem Horbgau war,
wurden daseibst auch Todesstrafen vollzogen. Die Hin-
richtungen geschahen auf dem nahen Galgenberge mit dem
Strange und hiebei hatten die Weber stets die flufgabe,
dem Nachrichter zum 3wecke des sicheren Nusstieges die
Leiter zu halten. fils aber die Todesstrafe mittelst des
Schwertes eingefuhrt wurde, brauchte man Keine Leiter
mehr,- aber die „schuldige Hantierliche Unterstutzung der
Weber" durste nicht ex usu Kommen. Darum war die
Rechtspflege sorglich bedacht, auch genannte althergebrachte
Verpflichtung umzuwandeln und zu modernisieren. Ls
wurde deshalb angeordnet, dah der Delinquent auf seinem
letzten Gange vor das Hans des Innungsmeisters der
Weberzunft zu fuhren fei, wo ein gedecktes Tischlein mit
einer Flasche Wein und einem Glase bereit zu stehen Habe.
Hier hatten sich dann auch die 3unstgenossen zu versammeln
und einer derselben mutzte dem Missetater nun als letzte
Siarkung ein Glas Wein bieten. Hierdurch soilten die ehr-
samen Weber an ihre einstige Gbliegenheit des Leiter-
Haltens nachdrucksamst erinnert werden und zugleich ward
sicherlich eine Humane Umwandlung der alten Pslicht voll-
zogen. filso ist es auch bei der ersten und zugleich letzten
hinrichtung, die zu Burglengenfeld mit dem Schwerte voll-
suhrt wurde, im Iahre des Heils 1809 geschehen.
8. Grøfte fjølzfdjuhe
trugen einst bei uns die Drescher. Sie dienten aber nicht
bloh zu Bekleidungszwecken, sondern Hatten noch eine Neben-
ausgabe, namlich die der Backentaschen der hamster, zu
erfullen. In ihnen trugen Haufig die Taglohner, deren
man auf den groheren flnwesen standig mehrere Hatte,
das notige Getreide heimlicherweise nach hause, um daheim
huhner und Ganse suttern zu Konnen. Da fruher das
Dreschen, als es noch mit der Drischel bewerkstelligt wurde,
sehr lange dauerte, soli dieser Brauch manchmal sehr er-
tragreich gewesen sein. Durch das Heutzutage beliebte
Maschinendreschen sind die grotzen holzschuhe selbstverstandlich
uberflussig geworden.
9. Hopsenbau in der Gberpfalz.
Hopsenbau wurde noch vor 40 Jahren in der Gber-
psalz in ziemlicher flusdehnung betrieben. In der Nahe
aller groheren Grtschaften im Luden und in der Mitte des
Kreises befanden sich hopsengarten. Die Kleineren Brauer
dieser Gegend, die ja infolge des jetzt noch ublichen Kom=
munebrauwesens sehr zahlreich sind, bauten aus ihren
Grundstucken zumeist selbst den eigenen Bedars. fillein
mit der Lrleichterung und Beschleunigung des Verkehrs
durch den Bau von Lisenbahnen ist der hopsenbau bei uns
stark eingeschrankt worden, ja in den meisten Gegenden
ist er vollig verschwunden. Don Bedeutung ist er nur mehr
an der West- und Sudwesigrenze des Kreifes und in der
Nahe der frankischen und altbayerischen Hopsenbaugebiete.
Linige Spuren sindet man auch noch bei dem an der Gin-
mundung der Lauterach in die Dils gelegenen Ntarkte
Schmidmuhlen, der einstigen tNetropole des Hopsenbaues
auf dem Nordgau. Don den ehemaligen Herzoglichen Pfalz-
Neuburgischen Hopfengarten bei Burglengenfeld ist auher
den dieselben einst umschliehenden Gartenmauern Keine
Spur mehr vorhanden. In der Gberpfalz wurde um das
Iahr 1351 schon hopfen gebaut, wahrend in der Holledau
er erst um 1590 sich verbreitete. Den flnstoh hiezu soll
der Iesuitenpater Kaspar Stauder von Biburg gegeben
Haben. Don hier aus feierte dann die Kultur des Hopfens
in flbensberg, Neustadt, Siegenburg, INainburg und Kloster
Nohr ihren Linzug.
10. Teinbau in der Gberpfalz.
Gin Weinland war die Gberpfalz noch nie. fillein
im Nlittelalter wurde dieser edle Gottertrank an unseren
sonnigen hugeln ziemlich haufig gebaut. Die Grinnerung
daran lebt noch immer im Bewuhtsein des Dolkes fort
und auch in den Katasterblattern, besonders fur die Gegend
des unteren Nabtales, findet sich mehrmals die Bezeichnung
„Weinberg" als Flurname vorgetragen, was jedenfalls fur
die einstige Lxistenz des Weinstockes deutlich spricht. Ietzt
wird in unserem Negierungsbezirke nur mehr an den sud-
lichen flbhangen der Dorberge des Bayerischen Waldes,
die das linke User der Donau von Hegensburg abwarts
saumen, Weinbau in beschranktem Umsange getrieben.
Das Produkt desselben fuhrt zwar den schonen Namen
„Bayerwein", muh jedoch hinter seinen edleren Brudern,
die im milden Maintale und in der wonnigen Pfalz ge=
deihen, erheblich zuruckstehen. flis beste Sorte des Bayer-
weines gilt der Kruckenberger, der von dem Dorse Krucken-
berg bei Worth a. D. den Namen fuhrt. Da man vielfach
die Erfahrung machte, dah der Weinbau in der Gegend
Keine besondere Rente mehr eintragt, so haben in den
letzten Iahren manche Weinzierl (Winzer) ihre Weinberge
ausgerodet und dasur Gbstplantagen errichtet.
11. roodjenmarkte zu burglengenfeld.
Fur die Lntwicklung eines Grtes war im Nlittelalter
die Forderung des handels und Derkehrs durch Wochen-
und Iahrmarkte von groher Bedeutung. So auch in Burg-
lengenfeld, das nach dem Hausvertrage zu Pavia der Haupt-
ort der Besitzungen der Bayerischen Linie auf dem Nordgau
verblieb, jedoch von 1361 — 1452 der Psalzischen Linie als
Pfandobjekt zugehorte. Diesem Stadtchen wurde 1440 vom
Pfalzgraf Iohann aus Bitten des Rats und der Burger-
schaft das Recht zur fibhaltung eines Wochenmarktes ver-
liehen. Um ihn auch wirksam zu machen, wurde zum
Bannrechte gegriffen. Den hintersassen des Pfalzgrafen
und der Kloster, den Priestern, Ldelleuten, Burgern und