Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Seite S Bayerifche Aubilsums-banlsLs.ktusstølluug 1006 Rr. 1 wie Kunstlerischer Hinsicht die Urteilsfahigkeit steigert. Rber nicht nur Messe und Vildungsstatte roill die Russtellung sein. Nicht nur um der praktischen Vorteile willen wurde sie beschlossen, sondern daniit bei einem wichtigen Rnlah durch sie dokumentiert rourbe, was bayerische Art ist, und wie diese in unseren Tagen zur Lrscheinung Kommt. Die Russtellung unterscheidet sich von ihren beiden Vorgange- rinnen: den Nurnberger Landesausstellungen der Jahre 1882 und 1896. Lluch diese waren freilich nicht nur industrielle Unternehmungen mit rein praktischer Tendenz, sondern zu- gleich eindrucksvolle Ruherungen vaterlandischen Sinnes, aber starker tritt dieses Mal der patriotische Gedanke Her- vor. Die Russtellung ist eine Iubilaums-Russtellung. Das Iahr ihrer Veranstaltung ist das der Hundertsten Wieber- Kehr jenes Iahres, in welchem Dayern zum Kbnigreidje erhoben und das bis dahin reichsstadtische Nurnberg diesem Konigreidje einverleibt wurde. Nurnberg, das als eine Stadt mittelalterlichen Tharak- ters mit rund 25000 Linwohnern in das neunzehnte Iahr- Hundert getreten ist und das heute, durchflutet vom modernen Leben, um mehr als das Zehnfache gewachsen erscheint, mochte durch bie Veranstaltung ber llusstellung seiner leb- Haften Freube uber bas, was es seiner Zusammengehbrigkeit mit Bayern zu banken hat, Rusbrudt verleihen. Deshalb bffnet es seine Tore, um bei biesem hohen Rnlasse alles was bayerisch ist, zu gemeinsamer Tat zusammenzuschliehen. Bayerns greiser Herrscher, Prinzregent Luitpolb, unter bessen Hochsinniger Regiet-ung ein so frbhliches Grunen unb Bluhen in allen 3roeigen bes wirtschaftlichen Lebens wahrzunehmen ist, ist ber hohe Protektor ber Russtellung unb bie Minister bes Rufjern unb bes Innern, Freiherr v. Pobewils unb Graf v. Feilitzsch, nehmen ben Lhren- vorsitz bes Lanbesausschusses ein. Das gibt bem stabtischen Unternehmen bas ronrbevolle Geprage einer grohen baye- rischen Rngelegenheit. Noch trennt uns ein voltes Jahr von ber fur bie Monate Mai bis Gktober 1906 geplanten llusstellung, aber jetzt schon tritt bie ihrem Dienst geweihte Russtellungszeitung in Lrscheinung, um fur ihre Interessen tatig zu sein unb ihr in ber bayerischen Heimat, im ganzen beutschen Vaterlanbe, ja uber bessen Grenzen Hinaus Freunbe zu werben. Sie wenbet sich einmal an bie, welche berufen sinb, mit ihren Lrzeugnissen als Russteller zu erscheinen, zugleich aber auch an bie Vielen, aus beren Besuch man rechnet, wenn in ben weitraumigen hallen bie Schatze ausgebreitet sinb unb alles zum Lmpfange bereit ist. Sie mochte bei benen, bie schon entschlossen sinb, bei bem grohen lverke mitzutun, bie Russtellungsfreubigkeit starken unb benen, bie noch zaubern unb zbgern, ein immer wieberkehrenber 3uruf sein, bie Bebenken fallen zu lossen unb nicht zu fehlen, roo es einzustehen gilt sur bie gemeinsame bayerische Sache. 3n Wort unb Bilb soll in biesen Blattern bie Rus- stellung gekennzeichnet unb gerourbigt roerben, zunachst in ihren vorbereitenben Stabien, spater in ihrer vollenbeten Lrscheinung. Von ihren jetzt schon bem Boben entsteigenben Bauten roirb sie aussuhrliche Kunbe geben unb mit biesen zugleich bie Kunstvollen gartnerischen Rnlagen vor Rugen fuhren. Vor allem aber roirb sie es als ihre Rufgabe betrachten, bie hier in grohter Mannigfaltigkeit zur Schau gestellten Dinge aussuhrlich zu beschreiben unb zu charakteri- sieren unb bas Rugenmerk ber Leser auf bas Beste unb Schonste zu lenken, roas bie Russtellung bieten roirb. Ruch bie Geschichte ber Russtellung soll in biesen Blattern nieber- gelegt roerben. Uber alle mit ihr zusammenhangenben wichtigen Lreignisse soll Hier Bericht erstattet werben, unb wie von ernster Rrbeit soll auch von frohen Festen bie Rebe sein. Rber bie Russtellungszeitung soll auch bazu bienen, ben Blidt auf bie Russtellungsstabt zu lenken, inbem sie einmal aus bie charaktervolle Schbnheit Hinweist, bie ihr bie alte 3eit gegeben hat, zugleich aber ber gewerblichen unb inbustriellen Regsamkeit gebenkt, bie bas Kennzeichen bes neuen Nurnberg ist. Der besonbere Hinweis auf bie Kunstlerische Schbnheit mag uberflussig erscheinen bei einer Stabt, bie um berent- roillen in ber ganzen lvelt genannt roirb unb mit magne- tischer Kraft jahraus, jahrein viele Tausenbe von Besuchern an sich zieht. Unb bennoch, wie Klein ist bie 3ahl berer, welche Kommen, um aus biesem ^ungbrunnen beutscher Kunst zu schbpsen, im Vergleich zu ben Vielen, bie uber bas blohe Vorhaben nicht Hinauskommen unb von norbischen ober tropischen Reizen starker gelockt, sich nicht einmal bie 3eit nehmen, aus ber Durchreise in Nurnberg zu verweilen. Wie viele reisen noch bem Suben, richten sich auf an ber Kunst Italiens unb ahnen nicht, wie viel fbrberlicher ber Bilbung ihres Kunstsinnes bie Beruhrung mit ber alten beutschen Kunst mare, beren Geist nirgenbs einbringlicher zu uns rebet, als in ber Heimat Rlbrecht Durers, bes beutschesten unter allen. Kunstlern, bie Deutschlanb sein genannt Hat. Rus bem ber Russtellung zugrunbe liegenben gubllaums- gebanken ergibt sich von selbst, bah hier auch von Bayern unb seinen Konigen, unter beren Schutz unb Schirm sich Nurnberg zu einem so ansehnlichen Gemeinwesen entroickelt hat, zu reben sein roirb, unb roie auf bie alte Kunststabt Nurnberg, so gilt es auf Ntunchen als eine ber roichtigsten Statten kunstlerischen Lebens im neunzehnten Jahrhunbert ben Blidt zu richten unb babei zu erinnern, roie viele Rn- regungen bie beutsche Kunst im Laufe ber Hunbert Jahre, an beren Schluh bie Jubilaumsausstellung steht, von Bayern Sortfefjung auf Seite 4.