ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Seite 222 Bayerirdie SiibHdums = Landes = Husifellung 1906 Nr. 10 tracht kommen konnen. Zunåchst konnen wir hierbei von der Farbe ausgehen und folgende Einteilung treffen: a) weiBes Olas b) halbweiBes Glas c) ordinåres Glas; hierbei ist die letztere Art von Olas je nacli dem verwendeten Rohstoff grun oder braun gefårbt. Oft sind aueh absichtlich bedeutende Mengen von fårbenden Stoffen zugegeben, um eine gleiehmåBige Fårbung zu erzielen. Als bekanntes Beispiel derartigen ordmaren Glases konnen die gewohnlichen Weinflaschen an- gesehen werden. In fruheren Zeiten, als die Kunst der Herstellung rein weiBer noch nicht ausgebildet war, verarbeitete man uberhaupt nur ordinares, hochstens halbweiBes Glas, weshalb denn aueh die bekannten Erzeugnisse der alteren Glasindustrie niemals ganz weiB, sondern gewbhnlieh mit einem starken Stich ins Grun- liche, vielfach uberhaupt geradezu grun gefårbt sind. Dieser Umstand ist darauf zuruckzufuhren, daB die in den Glåsern gewohnlieh enthaltenen Eisenverbindungen diesem eine grune Farbe erteilen. Durch Auswahl besonders reiner Rohstoffe kann diese grune Farbe stark abgeschwacht werden. Setzt man vollends ge- wisse chemisch-optisch wirkende Zusåtze dem Glase zu, so kann die Fårbung ganz aufgehoben werden. Als solcher Zusåtze bediente man sieh bis in die letzten Jahre fast aussehlieBlich des Braunsteins, der indessen, in zu starken Mengen angewendet, dem Olase leieht einen violetten Ton erteilt. Uberdies haben mit Braun- stein entfårbte Glaser die Eigenschaft, in dem Sonnen- licht mit der Zeit violett zu werden, eine Tatsache, die schon seit sehr langen Zeiten bekannt ist, was indessen nicht gehindert hat, daB sie neuerdings in den Zeitungen wieder als eine ganz neue Entdeekung gewisser Forscher ausgegeben worden ist. Am besten uberzeugt man sieh hiervon, wenn man die Fensterscheiben in alteren Schlbssern betrachtet, die einerseits der Sonne aus- gesetzt sind, andererseits auf dem Hintergrunde weiBer Vorhånge deutlich die eingetretene, oft sehr starke Fårbung zeigen. Das neuerdings in den Handel gebrachte voll- kommen entfårbte und hohen Glanz besitzende Glas ist mit Selen behandelt. Jedoch sollen aueh die mit Selen entfårbten Olåser auf die Daner ihre reine Farbe nicht behalten, sich vielmehr durch eine chemische Umwandlung des Selens truben; in heiBeren Klimaten hat man dies bereits beobachtet; fur unsere Oegenden ist der Zeitraum der Anwendung des Selens wohl noch zu kurz, um ein endgultiges Urteil abgeben zu konnen. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daB stark blei- haltiges Glas, sogenannter engliseher Kristall, sich ebenfalls im Lichte veråndert, und zwar, indem er braun wird, weshalb daraus hergestellte GefåBe in Schau- fenstern nicht der Sonne ausgesetzt werden durfen. Radiumstrahlen wirken noch viel rascher auf Glas ein, jedoch konnen diese naturlich fur praktische Zwecke auBer Betracht bleiben. Nach der Fårbung konnen wir das Olas emteilen in: a) ungefårbtes, durchsichtiges Glas, b) farbiges, durchsichtiges Glas, c) ungefårbtes, undurchsichtiges Glas, d) gefårbtes, undurchsichtiges Glas. Die meisten Erzeugnisse der Glasindustrie gehoren hierbei zu der Gruppe a, da wir auch das halbweiBe Glas hierher rechnen konnen. Zwischen dem durch- siehtigen und dem undurchsichtigen, dem eigentlichen opaken Glase, gibt es naturlich beliebig viele Mittel- stufen, wie das bloB schwach getrubte, das sogenannte Opaiglas. Aus verschiedenen Sehiehten aller mbglichen Glas- sorten zusammengewalzt ist das sogenannte Opaleszent- glas, wie es neuerdings zur Herstellung von bunten Fenstern viel benutzt wird. Nur gelegentlieh hergestellt werden Glåser mit kristallinisehen Ausseheidungen, wie das rote, mit Kupferkristallen durchsetzte Aventuringlas und das grune, mit Chrom gefårbte Chromaventurin. lin ubrigen auf die einzelnen fårbenden Oxyde einzu- gehen, wåre zu weitlåufig. Weiter håben wir je nach der ehemisehen Zusammen- setzung zu unterseheiden: a) Kalibleiglas, das eigentliche Kristallglas, auch engliseher Kristall genannt, b) Natronbleiglas, auch Spezialkristall genannt, c) Kalikalkglas, aueh bbhmischer Kristall genannt, d) Natronkalkglas oder Halbkristall, e) Tonerdehaltige Glåser, wie sie fur die Flaschen- industrie benutzt werden. f) Die zahlreiehen, unter sieh sehr verschiedenen Glassåtze fur optische Zwecke, g) Quarzglas. Hierzu ist zu bemerken, daB die Hauptmenge der erzeugten Olåser nach a bis d zusammengesetzt ist, und daB vielfach Ubergånge vorkommen, wie z. B. Glåser, die Blei, Kalk, Kali und Natron gleiehzeitig enthalten. Die Tonerdeglåser nach e sind Kalknatronglåser mit mehr oder weniger starkem Zusatz an naturlichen, Tonerde enthaltenden Silikaten. Die Glassåtze fur optische Zwecke, aueh diejenigen zur Herstellung kunst- lischer Edelsteine, und dergleiehen, sind je nach den gewunschten Eigensehaften auBerordentlich wechselnd zusammengesetzt und vielfach sogar keine eigentlichen Glåser mehr, wenn wir unter Glåsern ein Erzeugnis verstehen, das aus den zusammengeschmolzenen Silikaten von Alkalien und alkalischen Erden, oder diesen gleieh- wertigen Grundstoffen besteht. Die optischen Olåser mussen neben vollkommener Farblosigkeit ein gewisses, je nachdem mbglichst starkes, oder mdglichst schwaches Lichtbrechungsvermogen auf- weisen. Die åltesten bekannten derartigen Glåser waren Kron- und Flintglas, deren Zusammensetzung der ge- wbhnlieher Glassorten entspraeh, wåhrend die jetzigen optischen Glåser vielfach noch Borsåure, Phosphor- såure, Zinkoxyd, Baryt, Thalliumverbindungen u. s. w. enthalten.