Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seife 224
Bayerlkfie Subildums-Landes-Huslfellung 1906
lir. 10
Mengen des Bleichmittels handelt, spielen qualitative
Vorteile eine untergeordnetere Rolle und handelt es
sich hauptsåchlich um die moglichst billige Herstellung
des Bleichmittels. Unter gunstigen Bedingungen ist
es auch hier, und zwar in sehr groBem MaBstabe,
moglich gewesen, die Chlorkalk-Bleiche durch Elek-
trolyt-Bleiche zu ersetzen.
Wenn wir die Kosten der Elektrolyt-Bleiche be-
trachten, so wollen wir, nachdem wir weiter oben dar-
getan, daB die Manipulationen der Elektrolyt-Bleiche
im groBen ganzen dieselben sind, wie die der Chlor-
kalk-Bleiche, nur die Kosten des Bleichmittels ins Auge
fassen und diese mit den Kosten der entsprechenden
Menge Chlorkalk vergleichen. Die Kosten der Her-
stellung der Elektrolyt-Lauge setzen sich zusammen
aus den Ausgaben fur Kraft, Salz, Amortisation, Ver-
zinsung und Reparaturen der Einrichtung; hierzu tritt
der Arbeitslohn fur das Losen des Salzes und die
Wartung des Apparates. Im Vergleich mit der Chlor-
kalk-Bleiche, wobei der Chlorkalk auch zunåchst zu
losen ist, eliminiert sich der erwahnfe Arbeitslohn voll-
sfandig, so daB wir im vorliegenden Fall nur die Aus-
gaben fur Kraft, Salz, Amortisation, Verzinsung und
Reparaturen zu betrachten haben.
Die GrbBe des Kraft- und Salzbedarfes hangt ab
vom Apparatensystem. Kraft- und Salzverbrauch eines
Elektrolyseurs stehen in Wechselbeziehung zu einander
derart, daB ein hbherer Kraftaufwand im Apparat eine
Salzersparnis bedingt, wahrend umgekehrt ein hbherer
Salzaufwand kraftsparend wirkt. Der Salzverbrauch
per Einheit des aktiven Chlors hangt von der Konzen-
tration der Salzlbsung, sowie derjenigen der fertigen
Bleichlauge an aktivem Chlor ab. Beispielsweise kann
aus einer W°/o igen Salzlbsung eine Bleichlauge von
20 gr Bleichchlor im Liter erzeugt werden, wahrend
in einem anderen Fall vielleicht nur eine Konzentration
von 15 gr Chlor im Liter erzeugt wird, oder in einem
driften Eall zur Erzielung einer Lauge derartiger
Konzentration 15 °/» ige Salzlbsung angewendet wer-
den muB.
Die Salzausnutzung kann also eine sehr wechselnde
sein. Fur die Beurteilung der Gute eines Apparaten-
systems ist diese neben der Berucksichtigung des Kraft-
verbrauches, der Haltbarkeit und des Preises ein sehr
wichtiges Kriterium. Die Einheitspreise fur Kraft und
Salz wechseln von Fall zu Fall. Steht in einer grbBeren
Anlage Dampfkraft zur Verfugung, so kann im all-
gemeinen wohl mit 3—4*/a Pfennig per P.S.Stde. ge-
rechnet werden. Wesentlich billiger laBt sich der Be-
trieb mit Gaskraft (Sauggas) gestalten, wofur etwa
2 Pfennig per P. S. Stde. sicher angenommen werden
kbnnen. Der gunstigste Fall ist der, daB fur den Be-
trieb des Elektrolyseurs Wasserkraft zur Verfugung
steht, wobei die P.S.Stde. in der Regel zwischen 0,7
und 1,5 Pfennig kosten wird. Der Salzpreis pro 100
Kilo franko Verbrauchsstelle bewegf sich in Deutsch-
land meist zwischen Mk. 1.50 bis 2.—. Steht nur
Dampfkraft zur Verfugung und ist das Salz nicht auBer-
ordentlich billig, so wird in der Regel der Hersfellungs-
preis des Elekfrolyt-Chlors nur wenig unter dem der
entsprechenden Menge Chlorkalk liegen, in manchen
Fallen wird ersferer letzteren sogar efwas uberfreffen.
Eine wesenfliche Ersparnis ist also, wenn man auf
Dampfkraft angewiesen isf, heufzufage in der Her-
stellung des Elekfrolyt-Chlors gegenuber dem Bezug
von Chlor in Form von Chlorkalk kaum zu erwarfen.
Nun spielt aber in Baumwollbleichereien eine solche
Ersparnis, auch wenn sie sich erzielen laBt, keine
wesenfliche Rolle, da der Tagesverbrauch an Bleich-
miffeln in solchen Bleichereien meist relativ gering ist
(schon sehr ansehnliche Bleichereien der Baumwoll-
branche brauchen im Jahr nur allerhbchstens fur ca.
Mk. 2500.— bis 3500.— an Chlorkalk) und auBerdem
sind gerade in der Baumwollbleicherei die durch die
Elektrolyt-Bleiche erzielbaren Vorteile derart, daB es so
guf wie gleichgultig ist, ob durch den Ersafz des Chlor-
kalks miffelsf Elektrolyt-Chlor in den Chlorkosten eine
Ersparnis erzielt wird oder nicht. Wird dagegen, wie
dies in verschiedenen Chlorkalkbleichereien ublich ist,
der Chlorkalk mit Soda umgesefzf, so fallt der Ver-
gleich zwischen Elektrolyt-Bleiche und Chlorkalk-Bleiche
auch bezuglich der Kosten der Bleichmittel entschieden
zugunsten der ersferen Methode aus, und kann in einem
solchen Falle bei einer wirklich nennenswerfen GroBe
des Bleichquantums wohl auch von einer nicht zu ver-
nachlassigenden Ersparnis in den Kosten des Bleich-
miffels gesprochen werden. Im ubrigen sind die Vor-
teile der Anwendung von Elektrolyt-Lauge in der
Baumwollbleiche, wie Kenner versichern, so groB, daB
sich dieselbe auf jeden Fall auch dann noch besser
lohnt, als die Chlorkalk-Bleiche, wenn die Herstellungs-
kosten des Chlors im ersfen Falle hbher sind, als in
lefzferem. In der Zellulose-Fabrikation ist die Elektrolyt-
Bleiche stefs auf das Vorhandensein billiger Kraft
(Wasserkraft) angewiesen. Isf diese Bedingung erfullf,
so lassen sich in den Chlorkosten sehr wesenfliche
Ersparnisse gegenuber dem Chlorkalk erzielen, wozu
noch die nicht zu vernachlassigende Ersparnis durch
den geringeren Gewichfsverlust beim Bleichen mit
Elektrolyt-Chlor kommt.
Wenn auch die Elektrolyt-Bleiche naturgemaB nicht
alle die Hoffnungen erfullen konnfe, die man nach
den oft allzu kuhnen Versprechungen eine Zeitlang darauf
setzte, so isf sie Dank der rasflosen Tåtigkeit der
Apparaf-Konstrukfeure seif einigen Jahren doch im-
sfande, sich neben der Chlorkalk-Bleiche in nicht un-
befrachflichem MaBe behaupfen zu kbnnen und lefzterer
noch weitere Gebiete abzugewinnen.