Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
,.1^1>1vMmwiavÅi^mamm
TKHNOLOdSCHE
niHEiLUNCEN
DES
BAVERISCHEN
CEWERBEMU5EU MS IN
NURNBERC^
217JUÅVJIMS* ^7ÅOÅv^1V1V IVAWMI ^a^
TPRREI^ U.^. NHU,
Die Technologischen Mitteilungen des Bayerischen Gewerbemuseums werden nach der Ausstellung als selbstandige Zeitung
weiterbestehen. — Nachdruck ist nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet.
Alle Sendungen, die diesen Teil der Ausstellungszeitung betreffen, bitten wir direkt an den Schriftleiter zu adressieren.
Schriftleitung: Dr. Otto Edelmann, Qberingenieur am Bayerischen Gewerbemuseum in Nurnberg.
Inhaltsangabe: Die Entwickelung der Seifensiederei zur chemischen Industrie^ von Dr. F. Goldschmidt Breslan-
der Glas-, keramischen und Mauerstein-Industrie, von Patentanwalt Dr. Gustav Rauter in Charlottenburg. (SchluB.)
aus der Praxis.
Die Entwickelung
der Seifensiederei zur chemischen Industrie.
Von Dr. F. Goldschmidt, Breslau.
Der Beginn aller auf die Erzeugung von Bedarfs-
gutern gerichteten Tåtigkeit besteht in der
Befriedigung des Eigenbedarfs im Rahmen
der Hauswirtschaft. Diesem primitiven Zustand folgt
als zweite Entwicklungsstufe das Handwerk, das seiner-
seits schlieBlich durch die Fabrikindustrie abgelost
wird, welche durch die kapitalistische Wirtschafts-
organisation, weitgehende Ausgestaltung der Arbeits-
teilung und Bevorzugung rationeller technischer Arbeits-
methoden charakterisiert ist. Die Aufeinanderfolge
dieser Entwicklungsstadien geht nicht in der Weise
vor sich, daB die hbhere Form die primitivere mit
Notwendigkeit vollkommen verdrangt, es tindet viel-
mehr ein Nebeneinanderexistieren und Konkurrieren
der verschiedenen Betriebsformen statt. Dieser Kon-
kurrenzkampf fuhrt nicht stets zum vollkommenen Siege
der hbher entwickelten Unternehmungen, da viel-
fach lokale Bedingungen, alteingewurzelte Vorurteile
oder auch, bei gewissen Gewerben, sachlich-technische
Grunde das Fortbestehen der ålteren Form begunstigen.
Von groBem Interesse ist es, diesen Kampf zwischen
Handwerk und Fabrikindustrie im Seifensiedergewerbe zu
verfolgen. Wåhrend die hauswirtschaftliche Erzeugung
der Seife, das „Seifekochen" der Hausfrauen, heute
wohl nur noch in ganz verschwindend geringem Um-
fange vorkommt, wird noch immer ein sehr groBer
Bruchteil unserer Seifenproduktion in kleinen und
mittelgroBen Handwerksbetrieben hergestellt; ja, man
kann sogar behaupten, daB selbst eine groBere Anzahl
sogen. Seifen-Fabriken nichts anderes als groBe
Handwerksbetriebe darstellen, oder immerhin eine nicht
scharf charakterisierte Ubergangsform vom handwerks-
måBigen zum industriellen Betriebe reprasentieren.
Dieser Ubergang muB sich ja nach zwei Richtungen
vollziehen. Einerseits besteht er in einer wirtschaftlichen
Umwandlung, die auf Einfuhrung der kapitalistischen
Wirtschaftsform hinarbeitet, andererseits fuhrt er eine
betriebstechnische Umwalzung durch Einfuhrung
rationeller Arbeitsweisen ein. Wir sehen nun zah1-
reiche Betriebe, die in der Arbeits- und Verkaufs-
organisation, also in rein wirtschaftlicher Hinsicht, bereits
uber den Rahmen handwerksmaBigen Betriebes hinaus-
gewachsen sind, die aber in technischer Beziehung
noch mehr oder weniger an der ererbten handwerks-
maBigen Uberlieferung festhalten. Sombart hat ein-
mal den Unterschied zwischen handwerksmaBiger und
modern-industrieller Arbeit treffend dadurch gekenn-
zeichnet, daB der Handwerker das »Konnen", der tech-
nisch rationell gebildete Industrielle das „Kennen'- eines
gewerblichen Prozesses zur Grundlage seiner Arbeit
macht.
Das „Konnen" des Handwerkers setzt sich aus der
muhsamen Behandlung einer Unsumme von Einzelfallen,
der virtuosen Beherrschung zahlloser Handgriffe, Rezepte,
Regeln zusammen. Vielfach muB er sich auf den In-
stinkt verlassen; er muB peinlich genau am uberlieferten