Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 264
Badeniche ^^bH^^ums= kandes« Husftellung 1906
Or. 12
in ihrer Zusammensetzung vielfach mit den Erzeug-
nissen der Porzellanindustrie, wie mit denjenigen der
Steinzeugindustrie groBe Åhnlichkeit. So z. B. haben
sich viele Porzellanfabriken in den letzten jahren gerade-
zu auf die Erzeugung von Wand- oder FuBbodenplatten
aus Porzellan geworfen. Hauptsåchlich gehoren hierher
die unter dem Namen Mettlacher, Ehranger Platten und
unter åhnlichen Namen bekannte Erzeugnisse, wie sie
fur besseren EuBbodenbelag in groBtem Omfange her-
gestellt werden. Je nach dem Material heiBen derartige
Platten auch Ton platten und Feldspatplatten. Im Falle
sie gemustert sind, heiBen sie uneigentlieherweise oft
Mosaikplatten. Sie sind dann nicht mit dem eigent-
liehen Tonmosaik zu verweehseln, das, ahnlich wie das
Glasmosaik, aus farbigen Stiften des gleichen Materials
hergestellt wird, das aber nicht die nåmlichen Farben-
effekte geben kann, wie eigentliehes Glasmosaik, zumal
insbesondere die Herstellung von Goldgrund in Ton-
mosaik nicht ausfuhrbar ist. Es wird deshalb mehr
fur FuBbbden, als fur Wandbekleidung benutzt. Auch
kommen Tonmosaiken fur den AuBenschmuck von
Gebauden in Frage, wenn man den spiegelnden Glanz
des Glases gerade vermeiden will.
An die FlieBen und Platten schlieBen sich an die
Ziegel. Ihre Erzeugnisse sind einerseits die gewohnlichen
Mauerziegel, je nach der Beschaffenheit als massive
Ziegel, Hohlziegel und porbse Ziegel, andererseits als
Hintermauerungssteine, Klinker, und Verblender unter-
schieden. Die ausgedehnte Verwendung genau gleich-
farbiger, glatter Verblendsteine unter moglichster Be-
schrankung der Fugendicke bildete eine Zeitlang den
Stolz gewisser Architektenkreise, hat sich aber, als jedem
kunstlerischen Eindruck des betreffenden Bauwerkes
durchaus feindlich, glucklicherweise wieder uberlebt.
Aus gleichem Material wie die Ziegel werden die
gewohnlichen, durchlassigen Rohren, die sogenannten
Drainrohren, sowie die Dachsteine in ihren verschieden-
sten Formen hergestellt. Die glasierten, engobierten
und durch Dampf gefarbten Erzeugnisse dieser Industrie
seien hier nur erwåhnt; naheres uber diese Techniken
wurde ja vorhin schon mitgeteilt.
Den Ziegeln schlieBen sich wiederum an die Hutten-
steine, als die besonders die Schamottesteine zu erwahnen
sind. Unter Schamotte verstehen wir bereits gebrannten
und danach zerkleinerten, feuerfesten Ton. Aus Schamotte
und frischem Ton werden groBe Mengen von feuer-
festen Steinen fur die Huttenindustrie, ferner auch
Platten, Muffeln, Tiegel usw. unter dem Namen
Schamottewaren hergestellt.
In der Verwendung letzteren Erzeugnissen nahe
stehend sind diejenigen Steine, die als Spezialsteine
zusammengefaBt werden konnen, insbesondere die
Bauxitsteine, Tonerdesteine, Magnesiasteine, Dolomit-
steine, Chromitsteine und Kohlenstoffsteine, deren
wichtigster Bestandteil aus den genannten Benennungen
hervorgeht, und die des teueren Rohstoffes wegen nur
fur gewisse besondere Zwecke Verwendung finden,
so daB sie wesentlich nur fur die chemisch-metallurgische
Industrie von Interesse sind.
Die letzte Gruppe, die uns noch zu besprechen
ubrig bleibt, sind die Quarzsteine, wohin einmal die
Dinassteine, andererseits die Kalksandsteine gehoren.
Als Dinassteine werden feuerfeste Steine bezeichnet,
die im wesentlichen aus Quarz unter Verwendung einer
gewissen Menge von Atzkalk oder Ton als Bindemittel
bestehen, weshalb man denn hier Kalk- und Tondinas-
steine unterscheidet. Sie dienen insbesondere fur den
Bau von Ofen fur metallurgische Zwecke oder fur die
Glasindustrie, und werden hier deshalb gerne verwendet,
weil sie die Eigenschaft besitzen, im Feuer nicht zu
schwinden, so daB sie sich besonders gut fur die Her-
stellung von Gewolben eignen.
Die Kalksandsteinindustrie ist eine Erfindung der
neuesten Zeit. Sie beruht darauf, daB wesentlich aus
Sand, mit einem kleinen Zusatz von Atzkalk herge-
stellte und in Formen gepreBte Mischungen sich bei
Gegenwart von Wasserdampf unter Bildung von kiesel-
sauren Kalkverbindungen umsetzen, die eine Verkittung
der einzelnen Sandkorner zu einem festen Ganzen
herbeifuhren. Sie werden erzeugt durch Einbringen
der vorgeformten Steine in einen mit stark erhitztem,
feuchten Wasserdampf gefullten und unter hohem Druck
stehenden Kessel, worin nach und nach die erforderliche
Umsetzung vor sich geht. Die Kalksandsteine sind
nicht mit den bereits seit langerer Zeit bekannten
Piseebauten zu verweehseln, die aus weiter nichts
bestehen, als aus einer gewohnlichen, unter Kohlen-
saureaufnahme an der Luft sehr langsam erhårtenden
Mortelmasse.
□ □ □
Allerlei aus der Praxis.
Elektrische Heizkorper aus seltenen Erden.
Die meisten elektrischen Heizkorper bestehen aus metallischen
Drahtwindungen, die durch den elektrischen Strom erhitzt werden-
neuerdings sollen nun auch elektrische Heizkorper aus den in der
modernen Beleuchtungsindustrie zu Oasgluhlichtstrumpfen und zu
den Gluhkorpern der Nernstbrenner vielfach verwendeten sogen
seltenen Erden hergestellt werden, und zwar sind in erster Linie
wie ein diesbezugliches Patent sagt, Silicium, Titan, Zirkon und
Thor in Aussicht genommen. Welche Vorteile die seltenen Erden
gerade als Heizkorper bieten sollen, ist zunachst nicht einzusehen
denn in elektrischen Gluhlampen z. B. verwandte man sie in der
Hauptsache bisher deshalb, weil sie bei groBerer Helligkeit weniger
Wårme ausstrahlten. Ti.
Merkwiirdige Erscheinungen.
■ Im allgemeinen nimmt man an, daB durch starkes Pressen
die Korper dichter werden und damit ihr spezifisches Gewicht
groBer wird. DaB das nicht immer zutrifft, hat der verstorbene
Prof. Kahlbaum im Verein mit Sturm an einer Reihe von Staben
nachgewiesen. Er nahm z. B. einen Kupferstab und preBte ihn
10 Stunden lang mit dem gewaltigen Druck von 10 000 Atmosphåren,
dabei hatte, wie erwartet, die Dichte zugenommen. Jetzt vermehrte
er den Druck auf das Doppelte: aber siehe da, jetzt hatte die
Dichte nicht mehr zugenommen, sondern war geringer geworden.
Deutlicher gesprochen: der Korper war trotz des erhohten Druckes
schwammiger geworden. Dasselbe zeigt sich bei Silber und Gold.
Der genannte Forscher fuhrt diese ganz merkwiirdige Erscheinung
darauf zuruck, daB bei zu groBem Druck Molekularkråfte ausgelost
werden, die abstoBend wirken. Ti.
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SchluB des redaktionellen 1 eiles der Fechnologischen Mitteilungen des Bayerischen Gewerbemuseums.