Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seife 408
BayeriTche ^ubikluins = bandes =Husffellung 1006
Or. 10
das roir heute geroeiht haben, und mit Red)t. Lin
doppeltes Jubelfest ist es, das roir seiern. Richt nur
des Rufschrounges freuen roir uns heute, den die Stabt
Nurnberg nach Verlust ihrer Neichsfreiheit, ohnmachtig
und verlassen, durch ihre vor nahezu 100 Iahren er-
solgte Vereinigung mit dem jungen Ronigreich Bayern
genommen hat. Wir gedenken auch dankbar der ge-
roaltigen Lntroicklung unseres engeren Vaterlandes, die
mit diesem Russchroung zusammenfiel. „Das glucklichste
Jahrhunbert Bagerns" hat man diese Zeitspanne nennen
Horen und in der Tat, die Lrhebung Bayerns zum
Ranigreich ist dem Sande zum Segen ausgeschlagen.
Datz es so Kam, verbanken roir vor allem unserem
Ramgshause, und darum roerden Sie mit mir der
Meinung sein, das; der erste Trinkspruch, der in diesem
Saale ausgebracht roird, nur in einer huldigung fur
unser Ranigshaiis bestehen darf. Seine treue Fursorge
brachte die reiche Lntroicklung des letzten Jahrhunberts,
verburgt die Suhunft Bayerns. Darum ergreifen Sie
das Glas und slimmen Sie mit mir ein in den Ruf:
Se. Kgl. haheit, unser allergnadigster Herr, der Regent,
und das ganze Ranigliche haus leben hoch !
Ramens der Staatsregierung sprach Herr Ministerial-
rat v. Rauck, indem er den Versammelten deren Herzlichste
Gluckrounsche darbrachte und hervorhob, roelche erfreulichen
Schlusse man aus der Russtellung aus die Heutigen Ver-
Haltnisse der Industrie, des Geroerbes und der Runst zu
ziehen berechtigt sei. Beim Durchschreiten der Russtellung,
bemerkte er, Kanne man sich uberzeugen, batz die Industrie
den Lrrungenschasten der modemen Technik und Wissenschast
nicht nur gefolgt, sondern siegesberoutzt selbstanbig var-
geschritten sei. Die Sonderausstellung des Hanbroerks be-
roeise, das; das Hanbroerk es verstanden habe, sich zur
rechten 3eit zu sammeln, seine Lebenssahigkeit zu bekunden
und den alten goldenen Boden roieder zu erlangen. Die
Runstausstellung lege dar, das; die Runst nicht aus ihren
Lorbeeren ruhe, sondern bemiiht sei, neue Lrsolge zu er-
ringen. Redner schlotz mit einem hoch aus das gluckliche
Gelingen des Russtellungsunternehmens und aus die um die
Veranstaltung desselben verdienten Manner. Herr Baurat
Dr. Rieppel druckte namens der Russtellungsleitung und der
Russtellungsausschiisse das herzlichste Willhommen den Mit-
Kampfern im sriedlichen Lrroerbsleben aus. Vor Hundert
Iahren sei die Lage Bayerns sur das Verkehrsleben autzer-
ordentlich gunstig geroesen ; inzroischen haben sich die Ver-
Kehrsverhaltnisse fur Bayern ungunstig verschoben. Bayern
liege entfernt von den groven Wasserstratzen, von den
Bezirken der Rohlenindustrie, und Hierzu komme, dah es
an verschiedenen Punkten von Zallgrenzen eingeschrankt
sei. IDenn die bayerische Industrie tratz der ungunstigen
Vorbedingungen sich, roie die Russtellung zeige, so Hoch
entroickelt habe, so zeuge dies von der hohen Intelligenz
der Rnternehmer und gebe den Beroeis, datz dieselben die
Forderungen der Reuzeit roohl begriffen haben. Redner
schlotz mit einem hoch auf die Russteller. Herr Fabrik-
besitzer Willg Sups gedachte des geeinigten Deutschen
Reiches und schlotz mit einem hoch auf die Stadt Rurnberg.
Den Vorsitz beim Festmahl hatte zuerst Herr Burgermeister
Geh. Hofrat v. Jager. Da dieser sich bald, um der Lin-
ladung zur Hoftafel Folge zu leisten, entfernte, ubernahm
dann den Vorsitz Herr Rechtsrat Wagner.
Die hoftafel
fand um 5 Rhr in dem schon geschmuckten grotzen Rat-
Haussaale statt. Rn der Festtafel hatte prinz Ludroig
seinen Platz zroischen den Staatsministern Grafen Trails-
Heim und Grafen Feilitzsch. Ihm gegenuber satzen Burger-
meister Geh. Hofrat Dr. v. Schuh und Regierungsprasident
Freiherr v. Welser. Weiter nahmen teil: Gbersthosmarschall
Graf Seinsheim, die Minister v. Miltner, v. Wehner,
v. Frauendorfer, v. Pfafs, die Reichsrate Graf Drechsel,
Freiherr v. Frankenstein, Freiherr v. Lramer-Rlett, der
Lrzbischof von Bamberg, Prasibent v. Grterer mit dem
Direktorium der Rbgeordnetenkammer, der Kommandierende
General Freiherr v. d. Tami, Staatsrat v. Lbermayer usro.,
die Spitzen samtlicher Behorben, der Geistlichkeit, ferner als
Leiter der Russtellung Gberbaurat v. Rramer, Baurat
Dr. Rieppel, RR. Seyboth, Magistratsrat Beckh, Burger-
meister Rutzer von Furth, Rssessor Fretherr v. Rretz, Prof.
Dr. Rée, Rrchitekt Henrich, Gberingenieur Fritsche soroie
eine grotze Rnzahl von Mitgliedern der gemeindlichen
Rollegien und sonstige Hervorragende Personlichkeiten aus
der Burgerschast.
Herr Burgermeister Geh. Hofrat Ritter v. Schuh
brachte nachstehenden Trinkspruch auf den Prinzregenten,
ben Prinzen Ludroig und das gesamte Ronigshaus nus:
„In dem hutdvollen handschreiben, roelches Se. Ranigl.
hoheit unser allergnadigster Landesherr nach der Lr-
offuung der 2. Bayerischen Landesausstellimg 1896 an
mich zu richten geruhte, bezeichnete derselbe die bamalige
Russtellung als ein Rnternehmen, bas fur Kuuftige Genera-
tionen vorbilblich roirken unb zugleich bie beteiligten Rreise
zu neuem Tun unb Schasfen anspornen roerbe. Wie rasch
ist bieses gluckkunbenbe Seherroort in Erfullung gegangen!
Heute, nach zehn Iahren, steht ein neuer Tempel ber
Rrbeit vor uns, ben bas bayerische Dolk als bie Frucht
seines rastlos vorroarts schreitenben Schaffens errichtet
hat. Ruch bie 3. Bayerische Lanbesausstellung steht unter
bem Protektorate unseres Rllerhochsten Herrn, bessen
forberlichem Schutze es in erster Linie zu banken ist,
batz heute ber Gffentlichkeit ein fertiges Werk ubergeben
roerben Konnte. Wohl haben sich zum Gelingen unseres
vaterlanbischen Rnternehmens tausenbe ber Besten unseres
Dolkes von ben hochsten bis zu ben untersten Rreisen
hilfreich bie hanb gereicht, allein ber Segen frieblicher
Rrbeit bleibt unsicher, roenn ihr nicht bie Unterstutzung
burch ein georbnetes Staatsroesen unb ber Schutz einer
Kraft- unb machtvollen Regierung zur Seite stunben. Ls
roar von jeher bas Lrbteil ber Fursten unseres, aus bem
bayerischen Valke Hervorgegangenen, in tausenbjahriger
Geschichte mit ihm verroachsenen Hauses Wittelsbach, batz
es ben Schutz unb bas Gebeihen bes Vaterlanbes, bas
Wohl unb Gluck seines Valkes als seine ausschlietzliche
Lebensaufgabe betrachtete. In inniger Liebe unb Ver-