Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 466
Bayerifche ^ubildums- Landes »Huskellung 1906
Hr. 22
Landes-Ausstellung 1896 das bayerische Schulwesen mit nur
38 Unterrichtseinrichtungen vertreten war. Bayern Hat
aber dann auf diesem (Bebiet beachtenswerte und rasche
Fortschritte erzielt, die unter den INinistern von Land-
mann und Dr. von Ivehner namentlich der grohen
Sachkunde und dem lebhasten Lintreten des Fachreserenten
K. Ministerialrats Dr. 3. Blaul zu danken sind.
Und dieser Fortschritt war sehr vonnoten.
Bekannllich verfugt das Konigreid ) Sachsen uber das
am meisten entwickelte gewerdliche Schulwesen Deutschlands;
bei 4202216 Linwohnern zahlt Sachsen 287 gewerdliche
und industrielle Schulbetriede- es entfallt somit aus je
14641 (Einwohner eine gewerdliche Schule. Sachsen desitzt
150 Schulen fur 27 Gewerbearten vom Baupolier bis zum
Muller, Uhrmacher und Kellner.
Das bayerische technische Fachschulwesen ist nicht so
weit verzweigt; es beschrankt sich naturgemah aus die-
jenigen Gewerbe, die von fruheren 3eiten her, wie die
holzschnitzerei, oder in neuerer 3eit der Maschinenbau, die
Textilindustrie und andere, in Bayern festeren Fuh gesaht
haben.
Mas fur das bayerische Fachschulwesen, das bestandene
und das neu begrundete, im letzten 3ahrzehni getan worden
ist, muh bei den immerhin nicht allzu grohen Mitteln nis
ganz auherordentlich bezeichnet werden; ja es macht
bei einigem Studium der Materie, namentlich der im 3ahre
1902 vom Staatsministerium des 3nnern fur Rirchen- und
Schulangelegenheiten Herausgebrachten „Denkschrift uber das
technische Unterrichtswesen" und demjenigen der 3ahres-
berichte der beteiligten Unstalten, vielfach den Lindruck, als
habe mit dieser 3eit, dem 3ahre 1895, erst uberhaupt die
Pflege dieses fur das gewerbliche Leben eines Landes so
eminent wichtigen Fokt)rs begonnen.
Hier einige Daten:
Die Holzschnitzschule Partenkirchen bekommt 1896 ein
neues (Bebdude fur eine Schreinerei, 1899 wird daselbst
eine Aunstschreinerschule eroffnet, die Holzschnitzschule Berchtes-
gaden erhalt zurzeit einen Neubau, die Geigenbauschule
Mittenwaid 1895 einen Schulhausbau, Gberammergau
gar ein Museum fur seine Holzschnitzerzeugnisse, 1897
wird in Kobling eine Holzschnitzschule eroffnet, die Re-
organisation der holzbearbeitungsschule Furth wird vor-
genommen, fur die hohere Webschule in Munchberg wird
1897/98 ein Neubau errichtet, dasselbe geschieht 1896 fur
die Webschule in Lambrecht, die Schulraumverhaltnisse der
Passauer Webschule werden erheblich verbessert, die Stickerei-
schulen in Stablern, Uordhalben und Enchenreuth neu
begrundet.
(Es erfolgt weiter die Neubelebung der Landshuter
Topferschule als Ugl. Ueramische Anstalt unter Beiziehung
Schaarvogels, die (Errichtung der Fachschule fur Glasindustrie
in 3wiesel, die (Errichtung der Fachschule fur Korbflechterei
in Lichtenfels und schliehlich diejenige der Lehr- und Ver-
fuchsanstalt fur Photographie zu Munchen.
3n ahnlichem Mahe sind alle die zu dem genannten
Referate resartierenden Schulen, wie die Maschinenbauschulen,
die Baugewerk- und Steinhauerschulen und schliehlich die
grohe Reihe der gewerblichen Fortbildungsschulen, diese
letzteren nach Mahgabe der jeweils bejtehenden besonderen
Verhalinisse gefordert worden.
All diese umfassenden, Hochst verdienstlichen Arbeiten
sind (Ergeb nisse des Referatdienstes neben den ohnehin
belastenden laufenden (Beschafien. Bayern verfugt bisher
nod) nicht uber ein 3nstitut, wie es Preuhen felt 1896,
ebenso Sachsen und Baden seit 10 3ahren besitzt. (Es
ist dies die (Einrichtung der Gewerbefchulrate, 'aud)
Wurttemberg geht zurzeit daran, sich eine ahnliche (Ein-
richtung zu schaffen; bei den vorjahrigen (Etalberatungen
erklarte der Rultusminister v. Weizacker, dah er eine
landesgesetzliche Regelung des gewerblichen und Kauf-
mannischen Fortbildungsschulwesens vorbereite, die Leitung
des gesamten gewerblichen Unterrichtswesens soll einer dem
Ministerium unterstellten Mittelbehorde ubertragen werden.
3um Arbeitsgebiet der Gewerbeschulrate gehoren in
Preuhen die Revisionen und Visitationen der Anstalten, 'die
Sachverstandigen Kommen dabei mit den Lettern und Lehrern
der Anstalten in personliche Fuhlung, sie wohnen dem Unter=
richt bei und geben je nach Bedarf Anweisung uber die
Behandlung des Lehrstoffes, die Schulausstellungen werden
von ihnen besichtigt, die haushaltsbedurfnisse vom schul-
technischen Standpunkt gepruft und begutachtet und schliehlich
geht von ihnen, wie in Sachsen, die 3nitiative zu groheren
Schulausstellungen aus; wurde ihnen noch die Sorge fur
die Abhaltung von Meifter- und (Behilfenkursen fur die
verschiedenen (Beroerbe, die Abhaltung von Schulgattungs-
Ausftellungen, von Ferial-3nformationskurfen fur Gewerbe-
lehrer zur Aufgabe gemacht, so wurde sich eine das (Bebiet
voll erschopfende Tatigkeit fur diese Behorde, die, wie
gesagt, Bayern bisher nicht besitzt, ergeben. —
Bei dem Mangel solcher Hilfskrafte (Preuhen hat fur
fast alle seine Provinzen je einen (Bewerbeschulrat auf-
gestellt) muh das Heute als Unterrichtsausstellung vor uns
Ztehende doppelt erfreulich erscheinen, ist es doch der Be-
weis, wie die gewerbefreundliche (Besinnung, gepaart mit
ungewbhnlicher Sachkunde auf den verfchiedenften technifchen
und Kunftgewerblichen (Bebieten eines einzelnen Der-
waltungsbeamten ein Land bis in seine Hintersten Winkel
zur gewerblichen und wirtschaftlichen Reformation zu bringen
vermbgen.
Rach dieser (Einleitung wird in weiteren Abschnitten auf
die (Einzelheiten der Unterrichtsausstellung einzugehen sem.
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