Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 490 Bayerifche 3ubilciums= Landes»HusffeHung 1906 Hr. 23
naden seine medizinischen Heilroasser, und Georg Findeitz
in Helrnbrechts i. 5. seinen FichtelgebirgsKrauterbitter.
Spezialitaten sind auch der Sauerbrunn-Likor den Josef
Nahrhafi aus Barnan bei Tirschenreuth (Gberpf.) sowie
der oberbayerische Gebirgsenzian, den L. Eberhardt aus
Utunchen in ihren an der Dorfstratze gelegenen Hauschen
Kredenzen. Der Zwetschgenbranntwein ist als Besonderheit
in der Kleinen Rusjtellung des Gbstwein-Gartenbau-
vereins Rlbertshofen bei Kimingen a. Ut. vertreten,
der im ubrigen Brunellen, getrocknete Pflaumen und einge-
machte Spargel ausgestelit hat. Das Lrste bayer, Kohlen-
saurewerk Holle, Dr. Fritz tviede holle (Gberf.) Hat sich
nicht damit begnugt, seine Kohlensaure und Hollensprudel aus-
zustellen, sondern stellt dazu noch seine die explosiven Krafte
seines Produktes zwingenden Rpparate aus. Dom blumigen
Ivein bis zum sauren Lssig ist nur ein Schritt. So er-
scheint das Kgl. Suliusspital Wurzburg, das in der
erroahnien pfalz. - frank. Sammelausstellung seine besten
tveinsorien ausgestelit hat, zugleich auch als Russteller
naturreinen IDeinessigs, wobei wir erfahren, datz dieser
aus Juliusspitalischen IDeinen selbst Hergestellt ist. Die
Kleine RusjteUung ist recht geschmackvoll. Mit einem
von H. Hollfritsch stammenden vornehmen Rusbau von
Fussern und Flaschen mit weihblauer Umrahmung ist die
Meinessigfabrik von L. Hirsch in Schweinsurt ver-
treten und es ist von Interesse zu horen, datz der Fabrikbeirieb
ein elektro-automatischer ist. Lin gleichsalls von H. Holl-
fritsch herruhrender geschmackvoUer Wandausbau von schoner
Gliederung und wohltuender grauer Tonung dient der
Pretzhesen- und Spiritusfabrik R.-G. varm. I. Ut.
Bast in Nurnberg und Nurnberger Spritfabrik
Hurnberg, Sankt Jobst und Buch bei Nurnberg,
von deren Rnlagen uns zwei Bilder eine Dorstellung ver-
mitteln, zur Russtellung ihrer Lrzeugnisse. Rnsprechend ist
auch die Rrt, wie die Pretzhefe- und Spiritusfabrik
van 5- X. Wieninger, G. m. b. H., in Rittfteig bei
Passau ihre Getreidepretzhefe, ihren Weinspiritus und dazu
Wieningers Malzmehl zur Schau gestellt hat. Sie zeigt uns
dabei ihre Fabrik und teilt uns mit, datz ihr Jahresabsatz an
Pretzhefe 10000 Sentner betragt. Ris dritte Hesenausstellung
ist die von Hahn & Neiser in Utunchen zu nennen, die
in einem schmucken, mit Goldleisten besetzten rotgebeizten
Schrank autzer Trockenhese sur Brau- und Backzwecke Lx-
trakte zur Suppenbereitung und Speisenwurze ausgestelit Hat.
(Sortje^ung solgt.)
Die Cinbenberger Strobbutinbuftrie.
Biele Besucher der Russtellung werden ohne Zweifel
erstaunt sein, in der Lextilabteilung des Huupi-
industriegebaudes eine grohe Sammelausstellung
van Strahhuten aus dem bestem Utaterial und in
den geschmackvollsten Utustern zu finden. Ls ist noch
immer nicht in metieren Nreisen bekannt, datz Bayern eine
Strohhutsabrikation besitzt, die aus dem IDeltmarkt eine
Nolle spielt und sich durch besondere Gute ihrer Lrzeugnisse
auszeichnet. Ihre Heirnsiaite ist der Rlgau. Lnde des
18. Jahrhunderts hat sich hier in dem so sreundlich
gelegenen Stadtchen Lindenberg das Gewerbe des Stroh-
hutmachens entroickeli. Damals murden ausschlietzlich die
in der Umgegend geslochtenen Strohgeflechte zu huten ver-
arbeitet und die Fassonierung mit dem Bugeleisen gemachi.
Utit der 3eit Kamen aber von ausroarts eingefuhrte Ge-
flechte zur Derwendung. Ivichtig sur die Lntwicklung der
Industrie roar die vor 30 Jahren beginnende Linsuhr
schweizer und italienischer Stroly, Bast- und Hanfgeslechte,
denen bald die ersten Thina- und Japangeflechte, die uber
Lngland aus den Markt Kamen, folgten. Damals rourden
auch die ersten Strohhutnahmaschinen und Strohhutpressen
angeschafft. Hente tressen Ballen dieser Geflechte in
Hnnderten von Waggonlabungen ein, die feinsten und
besten Geflechte aber liefert immer noch Italien. In
Lindenberg selbst und im Umhreis von 50 Kilometern
roerden mit mehreren tausend Nahmaschinen nach Utillionen
Strohhute genaht und 200 Strohhutpressen, meist mit gutz-
eisernen Formen sind in ungefahr 25 grotzeren und Kleineren
Fabriken tatig, die hute zu fassonieren. Die Strohhnt-
naherei roird zum grotzen Teil hausindustriell betrieben.
Linen eigentumlichen Lindruck macht es bei einer Wanberung
durch die Grischaften dieser Gegend, in jedem Hause und
hauschen das Surren und Schnurren der Nahmaschinen zu
vernehmen und vielfach alle Glieder einer Familie, vom
Grotzvater bis zum jungsten Lnkelkind, mit der Strohhut-
naherei beschaftigt zu sehen. - Ruch das Garnieren der
hute roird vielfach hausindustriell betrieben, und reizvoll
ist es zu beobachten, mit roie geschickten und slinken Fingern
die Bander um die hute gelegt und besestigt roerden. Diese
Tatigkeit ist ausschlietzlich Frauenarbeit, roahrend beim
Nahen die Utauner tapfer mithelsen. Fur die Deredlung
und Farbung der Geflechte sind zwei Bleichereien und
Farbereien tatig und fur den Zusammenzng der Lieferungen
nach und von allen himmelsrichtungen zu Wagenladungen
sorgt eine Transportgesellschast. Der hohe Russchroung
dieses Industriezroeiges rief eine Reihe durch diesen ge-
forderter Nebenindustrien ins Dasein. So besitzt Linden-
berg hente mehrere Kisten- und Kartonfabriken, Hutleber-
fabriken, Prageanstalten und andere Fabrikationsstatten
mehr. Der Industriebezirk steht mit anderen deutschen