Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 536
Bayerifche Subildums-kandes«Husffellung 1906
Rr. 25
dann aber ist es vor allem der Zinnstein (Kassiterii), aus
welchem wohl das meiste Zinn auch heute noch gewonnen
rvird. Dieser besteht fast aus reinem Zinnoxyd SnOz,
erscheint in tiesschwarzen, felten gelblichen, glanzenden,
tetragonalen Kriftallen, den sogenannten Zinngraupen, die
vielsach zu Zwillingskristallen, den Zinnzwittern, ver-
wachsen sind, weshalb das sie suhrende Gestein von den
Bergleuten Zwittergestein genannt wird. Lin an sich schon
etwas problematisches Vorkommen von gediegenem
Zinn, aus sudamerikanischen Flutzsanden, in spanischen und
sibirischen Waschen oder in franzosischen Goldgeschieben sei
hier des theoretischen Interesses roegen erroahnt, praktisch
Hat das Vorkommen Keinen Wert bis jetzt. Uns interessiert
also ausschlietzlich der Rassiterit, der Zinnstein, auch deshalb,
roeil er im bayerischen Fichtelgebirge gewonnen rourde.
Durch einsache Reduktion, durch Zusammenerhitzen mit
Rohle stelit man aus ihm leicht das metallische Zinn her und
auch das geschah, roie roir sehen roerden, in jenen Bergen.
Der Zinnstein sand sich in dem Gebirge, roie anderroarts
auch, entroeder innerhalb von Gangen in anderen Gesteins-
arten eingesprengt, meistenteils in Gangen von (yuarz, oder
— und das ist das Haufigste Vorkommen — seinverteilt
in Kleinen, spezisisch schroeren Kornern in Sanben, deren
Ursprung aus zertrummerte Felsen zuruckzufuhren ist. In
diesen roar das Mineral ursprunglich eingefugt. 3m ersteren
Falle, also bei seinem Vorkommen in Gangen, rourde
der Zinnstein in regelrechtem Bergbau mittelst Schacht und
Stollen als sogenanntes Bergzinnerz geroonnen, im anderen
Falle rourde er aus seinen sekundåren Lagerstatten
einsach herausgeroaschen d. H. mit Masser so uberspult,
batz das spezisisch schroere Zinnerz sich zu Boden setzt,
roahrend die erdigen, anhangenden, leichten Teile roegge-
schroemmt roerden, eine einsache Manipulation, roelche
schon in graner Vorzeit gelingen mutzte. Das so geroannene
Zinn Hietz Seifenzinn, die Arbeit selbst das Seisen und die
Rrbeiter, roelche, obgleich sie oberhalb der Lrde arbeiteten,
aus sehr naheliegendem Grunde den Bergleuten zugerechnet
rourden, nannten sich die Zinner.
Ls ist die Rrt und Iveise, roie der Zinnstein in der
Natur vorkommt und namentlich roie er, roenn der Aus-
druck erlaubt sein moge, entstanden ist, im Fichtelgebirge
sehr schon zu beobachten. Neue Mineralogen fuhren sein
Lntstehen aus Lxhalationen zuruck, roelche die Lrstarrung
der Tiesengesteine, zu denen man den Granit rechnet, mit
sich brachte. Wie anderroarts auch, so ist das Vorkommen
des Zinnsteins im Fichtelgebirge an Granit gebunden und
es latzt sich durch lokale Beobachtung leicht seststellen, datz
er sich da sindet, roo zroischen Granit und seinem Nachbar-
gesteine sich ursprunglich Spalten befanben, aus benen
Dampfe aussteigen Konnten, roelche eine Reihe von Metallen,
barunter Zinn, mit sich brachten, bie chemisch beeinslutzt
ober beeinslussenb abgeschieben roorben sinb.
Nun finbet sich mit Rusnahme eines sporabischen
Vorkomrnens in ber Bretagne ber Zinnstein nur in bem
Strid)e altkristallinischer Gesteine, ber sich vom Fichtelgebirge
aus tider bas sachsisch-bohmische unb Lausitzer Lrzgebirge
bis in bie Subetten erstreckt, roo bas Zinnerz auch bei Giehren
unb Cfuerbach in Schlesien gefunben roorben ist. Die
Hauptfunbstatten auf bem mitteleuropaischen Festlanbe
roaren von jeher bas Lrz- unb bas Fichtelgebirg. 3n
ganz Norbbeutschlanb, an bem Rhein, bis Ungarn unb
Siebenburgen, in bem fligdu unb sosort sehlt bas Zinn.
Zroar sollen bie Phonizier aus ben Departements Allier
unb Haut-Vienne, auch aus Spanien Zinn geholt unb bie
Ltrusker zu Mont Valerias in Taskana Zinn geroonnen
Hallen, 'aller es ist boch roahrscheinlicher, batz sich bie
Heimischen Vblker in ben Heimischen Gelanben bas roert-
volle Metall suchten, als batz sie auszogen in serne Lanber,
Hinuller zu Schiff ober gar aus einer sagenhasten Lanb-
enge aus bem Lanbroege zu ber uralten, grotzen Zinnfunb-
statte nach Britamien. Aller roahrenb im Lrzgebirge, roo
allerbings ber Zinnstein in grotzerer Menge roie im
raumlich Kleineren Fichtelgebirge von jeher vorgekommen
ist, ber Bergbau auf ihm nie aufgehbrt hat, also ein
Zusammenhang ber Bevolkerung mit ihm stets vorhanben
roar, ging er im Fichtelgebirge langsam in ber Not ber
Zeiten, etroas auch burch einen systemlosen Betrieb unb
bei einigen jungen Betrieben burch unroissenbe Verwaltung
geschabigt, fast vollstanbig unter. Ls erstarb auch fast
vollstanbig bie Lrinnerung an ihn. Unb boch roar Zinn
so sehr begehrt, roar es boch ein hauptbestanbteil ber Bronze
(£egierung von Kupfer unb Zinn), bie man in vor-
Historischer Zeit zu Schmuckgegenstanben unb bevar man
bas Lisen in Kamplizierteren Prazessen zu geroinnen lernte,
zu Ivaffen verarbeitete. Die meisten ber Branzeroaffen,
Kelte unb Schmuckgegenstanbe, roelche man pietatvall ben
Taten in bas Grab mitgab in langst vergangener Zeit,
roerben ihr Material (unb bas ist bas 3nteressanteste) aus
bem Fichtelgebirge aber bessen Umgebung geliefert be-
Karnmen haben: Zinn unb Kupfer. Spater schmuckte
man sein Helm mit ben glanzenben Lrzeugnissen ber
Zinngietzerei, bis bas Parzellan Teller unb Schmuckgefatze
verbrangte unb burch billigere, aber bafur unhaltbarere
Prabukte ersetzte. Auch zum Verzinnen van Lisenblechen,
aus benen man Gerate farmte ober auch Dacher beckte,
rourbe Zinn im Mittelalter verroanbt unb es roar bie
Metropole bes Fichtelgebirges, lvunsiebel, bas burch solche
Fabrikation oom 13. bis zum 16. 3ahrhunbert empor-
gebluht ist.
Das, roas sich im Fichtelgebirge gut erhielt, sinb bie
Spuren einer langen unb rentabeln Bergmannsarbeit auf
Zinn in seinen Wdlbern, soroie bie Narnen van Fluren,
Megen, Masserlaufen unb Walbpartien, roelche sich an
biese Knupfen. Mir finben Zinnbach, Zinnerroeg, Zinn-
schutzroeiher, Zinngrube u. s. ro. Auch bie Morte mit
Geyer finben sich, roelche erfahrungsgematz nicht mit bem
Vogel, sanbern mit Zinn (vielleicht eine Verstummelung van
Graupen, siehe auch bie obengenannten Funbstatten Giehren
in Schlesien) zusammenhangen, ein Geiersberg, Geiers-
bach u. s. ro. Mer in ben einsamen Malbern bart unter
Kunbiger Fuhrung roanbelt, bem Konnen bie auffalligen
Hefte bieser uralten Arbeiten nicht entgehen unb es liegt
viel Malbpoesie unb ber Zauber ber Lrinnerung auf
biesen Megen. (Sortfe^ung solgt.)