Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 592
Bayerifche Jubilaums-bandes-Uuslløllung 1906
Or. 27
gebaut und in gemessenem Abstand von der Kupfer-
kugel in ihrer Lage durch Bindfåden festge-
halten. Alsdann wird die obere Zinkhalbkugel auf
die untere Hålfte aufgeschraubt und der Hohlraum
durch den kleinen Deckel mit Material ausgefullt. Bei
der Fullung ist eine moglichst homogene Schichtung
des Materiales und eine der praktischen Verwendung
entsprechende Dichte anzustreben. Ist die Kugel ge-
fullt, so wird sie um eine horizontale Achse um 900
gedreht, so daB die Thermoelemente in eine vertikale
Ebene zu liegen kommen.
Hat das Material Zopfform, so wird es in die Kugel
um eine senkrechte Achse gewickelt. Die Erfahrung
lehrte, daB die radiale Wårmestromung durch die vom
Wickelsinn herruhrende Inhomogenitat nicht gestdrt wird.
Um feste Materialien zu untersuchen, werden massive
Halbkugeln aus dem Stoff geformt; so wurde z. B.
Isolierbeton in die Zinkkugel einbetoniert. In der Mitte
wird eine Hdhlung fur den Heizkorper gelassen.
Bei Beginn des Versuches hat die ganze Kugel
Zimmertemperatur. Der groBte Tei1 der im Innern
erzeugten Wårme dient zunåchst zur Erwarmung der
um die Kupferkugel gelagerten Materialschichten und
nur ein kleiner Bruchteil der Heizleistung wird an die
Umgebung ausgestrahlt. Nach 1 bis 2 Tagen kehrt
sich das Verhåltnis um. Fast die gesamte erzeugte
Wårme wird an die Umgebung der Kugel abgegeben
und nur einige Prozent dienen zur Erhbhung der
Temperatur in den einzelnen Punkten der Kugel.
Tåglich dreimal werden diese Temperaturen abgelesen
um die Annåherung an den Beharrungszustand und
zuletzt diesen selbst zu beobachten. Wåhrend des Ver-
suches muB bestandig auf konstante Heizenergie ein-
reguliert werden. Je nach der Temperatur, bei der die
Eeitfåhigkeit bestimmt werden soll, wåhlt man die
Heizung groBer oder kleiner. Bei den bis jetzt durch-
gefuhrten Versuchen wurde die Temperatur der Kupfer-
kugel zwischen 1000 und 6000 C. variiert.
Die Dauer des Versuches hångt von der Zeit ab,
in der sich der Beharrungszustand einstellt. Diese
schwankt bei den bis jetzt untersuchten Stoffen zwischen
zwei und acht Tagen. Fur jedes Material wurden ver-
schiedene Beharrungszustånde bei verschiedener Heizung
d. h. verschiedener Temperatur der Kupferkugel be-
obachtet. Um festzustellen, ob das Isoliermaterial durch
die Erwarmung auf hobe Temperaturen nicht etwa eine
Verånderung erfahren hatte, wurde an die Beobachtung
bei hober Temperatur zur Kontrolle nochmals eine
solche bei niedriger Temperatur angeschlossen.
Es war auf diese Weise moglich, einerseits das
Qrundgesetz der Wårmeleitung zu prufen und anderer-
seits die Abhångigkeit des Wårmeleitvermogens von
der Temperatur zu untersuchen.
Nach der besprochenen Methode sind u. a. Asbest,
Kieselguhr und Seide untersucht worden. Es bat sich
dabei das interessante und wiebtige Resultat ergeben,
daB die Wårmeleitungszahl eines Isoliermateriales nicht,
wie man bisher annahm, eine konstante GroBe ist,
sondern sich mit der Temperatur ziemlicb stark ver-
andert. Såmtliche Beobachtungen weisen uberein-
stimmend darauf hin, daB die Wårmeleitfåbigkeit mit
steigenderTemperatur wåchst, d. b. also die Isolierfåhigkeit
eines Wårmeschutzmittels nimmt mit zunebmender
Temperatur ab und mit abnebmender Temperatur zu.
Die erbaltenen Zablen sind in beiliegendem Schau-
bild (Fig. 2) zur Darstellung gebracht, in welcbem die
Wårmeleitungszahl in ihrer Abhångigkeit von der Tem-
peratur eingezeichnet ist. Die ausfuhrlicbe Mitteilung
uber die Versuchsergebnisse soll an anderer Stelle er-
folgen. Es seien zum Schlusse nur noch einige Vor-
zuge der beschriebenen Methode erwåhnt:
1. Die elektriscbe Heizung gestattet eine sebr ge-
naue Messung der zugefuhrten Wårme. Da dieselbe im
Innern des Materiales erzeugt wird, so sind Wårme-
verluste vollig ausgeschlossen.
2. Da das Temperaturgefålle in dem zu unter-
suchenden Material selbst bestimmt wird, so wird das
Ergebnis nicht durch Ubergangswiderstånde fehlerhaft
beeinfluBt. Infolge der groBen Dicke der Isolierschicht
ist dabei die Bestimmung des Temperaturgefålles eine
sebr sichere und daber die Genauigkeit der Methode
eine sebr groBe.
3. In denkbar einfachster Weise kann durch
Anderung der inneren Heizung die Wårmeleitfåbigkeit
bei jeder beliebigen Temperatur bestimmt werden.
4. Das Material kann in jeder in den Handel ge-
brachten Form3) untersucht werden, wobei durch die
groBe Masse des Stoffes jede dem Material anhaftende
Ungleicbformigkeit ausgeglichen wird.
s) Die Ausdehnung der Methode auf Isoliersteine ist in An-
griff genomnien. Das Verfahren kann mit der gleichen Genauig-
keit auf Baumaterialien angewandt werden.
Der Kreislauf des Stickstoffs.
Von Dr. H. Pick, Breslau. (Fortsetzung.)
Die in Frage kommenden Prozesse zerfallen in
zwei Gruppen, nåmlich in biologische und in
rein chemische. Der Nachweis, daB es freien
Stickstoff assimilierende niedere Organismen im Acker-
boden gibt, rubrt von Berthelot. Dieser zeigte, daB die
Fahigkeit des Bodens zur Stickstoffassimilation aufhbrt,
sowie man in ihm durch Erhitzen die Bakterien ab-
getdtet batte. Uber den Verlauf der Stickstoffbindung ist
man noch nicht vollig orientiert. Soviel durfte feststehen,
daB die betreffenden Bakterien, die ubrigens einzeln