Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seife 596
Bayerifche Jubilæums* kandes »Husffellung 1906
Ur. 27
findung fur sich in Anspruch zu nehmen, sie hatte
vielmehr den Einspruch lediglich damit begrundet, daB
die angebliche Erfindung wegen mangelnder Neuheit
nicht patentfåhig sei. Dieser Umstand brachte das
Gericht zur Annahme, daB die Klågerin nach ihrer
eigenen ursprunglichen Auffassung sich nicht fur be-
rechtigt hielt, eine von dem Beklagten wåhrend des
Dienstverhåltnisses bei ihr gemachte Erfindung fur sich
in Anspruch zu nehmen.
Ein sehr interessanter Eall kam gleichfalls vor dem
Reichsgericht und zwar am 25. April 1904 zur end-
gultigen Erledigung. Nach dieser Entscheidung
steht die Erfindung des Angestellten dem
Geschafte zu, vorausgesetzt, daB die Er-
findung eine sogenannte Etablissements-
Erfindung ist, d. h. daB sie innerhalb des
Rahmens der Tåtigkeit liegt, die den Pflicht-
kreis des Angestellten ausmacht. Durch den
Umstand allein, daB der Angestellte bei Ge-
legenheit seiner Arbeiten in der Fabrik seines
Dienstherrn die Erfindung gemacht hat, wird
diese nicht zu einer Etablissements-Erfindung.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei aus der Praxis.
DO
Der elektrische Transformator.
(Nachdr. verb.)
ATK. Der elektrische Transformator, der in der Wechsel-
strom-Technik die mannigfachsten Anwendungen zur Umwandlung
der Spannung und der Stromstarke findet, besitzt in mechanischer
Beziehung ein bemerkenswertes Analogon. Er labt sich nåmlich
fast in allen seinen Funktionen ohne Schwierigkeit mit einem
Riemenbetrieb vergleichen. Wenn Energie von einem Wellenstrang
auf eine zweite parallele Welle ubertragen werden soll, so kann
dies dadurch geschehen, daB man auf jede der Wellen eine Riemen-
scheibe von geeigneten Abmessungen setzt und einen Riemen uber
dieselbe laufen låBt. Wenn die zu ubertragende Energie klein
ist, etwa 1 PS., so wurden weiter keine besonderen Vorkehrungen
erforderlich sein; betragt dieselbe jedoch viele 100 PS., so muBte
die GroBe des fur die Obertragung erforderlichen Riemens so be-
deutend sein, daB dadurch seine Verwendung nicht mehr ohne
weiteres moglich ist. Om trotzdem eine groBe Energiemenge zu
ubertragen, muBte man den Durchmesser der beiden Riemen-
scheiben und damit auch die Oeschwindigkeit des Riemens selbst
moglichst steigern, sodaB die auf den Riemen entfallende Kraft
gering wird und damit der Riemen selbst kleine Abmessungen
erhalten kann. Macht man nun die Scheiben genugend groB, so
wird schlieBlich der Zug in dem Riemen so klein, daB ein ein-
facher Faden genugen wurde, um 100 PS. und mehr zu ubertragen.
Eine derartige Einrichtung ist naturlich mechanisch dadurch be-
grenzt, daB bei einer bestimmten Umfangsgeschwindigkeit der
Riemenscheiben die Zentrifugalkraft so groB wird, daB die Scheiben
der Fliehkraft nicht mehr widerstehen und auseinandergesprengt
werden. Man kann daher nicht beliebig hoch mit der Oeschwindig-
keit hinaufgehen und ist heute im wesentlichen auf die Maximal-
grenze von etwa 30 m pro Sekunde beschrankt.
Durchaus ahnliche Verhåltnisse finden sich bei einem elek-
trischen Transformator. Auch hier wird Energie von einer Stelle
auf die andere ubertragen. Hier ist das, was vorhin der im
Riemen herrschende Zug war, die elektrische Spannung. Steigert
man die Spannung, so wird gleichzeitig bei einer bestimmten zu
ubertragenden Energiemenge die Stromstarke immer kleiner, sodaB
man also schlieBlich bei sehr hober Spannung nur einen sehr
geringen Strom erhalt, ahnlich, wie vorhin bei sehr schnellaufendem
Riemen nur ein sehr geringer Zug notwendig war. Elektrisch
kann man aber mit der Steigerung der Spannung ganz erheblich
weiter gehen, als dies mechanisch bei der Steigerung der Riemen-
geschwindigkeit moglich ist. Daher ist auch der Transformator
ein so vorzugliches Mittel, groBe Energiemengen auf sehr weite
Entfernungen zu ubertragen. Es ist eben nur notwendig, im
Transformator die vorhandene auf eine moglichst hobe Spannung
beraufzusetzen, wodureb die Stromstarke auf ein moglichst geringes
Minimum reduziert und damit ibre Ubertragung durch dunne
Leitungen auf weite Entfernungen ermoglicht wird.
In beiden Fallen, dem elektriscben wie dem mechanischen,
kommt das alte Prinzip der Erhaltung der Energie dadurch zu
einem pragnanten Ausdruck, daB stets einer hoben Spannung eine
geringe Stromstarke resp. mechanische Kraft entsprechen und das
Produkt derselben konstant sein muB. wst.
DO
Mit neuen Harteversuchen auf wissenschaftlicher
Grundlage
sind zurzeit zwei Englander, Trager woblbekannter Namen auf
diesem Gebiete, namlich S. N. Brayshaw in Hulme und Mr. Had-
field beschaftigt. Auf die Verwendung schmelzbaren Salzes bat
man dabei, wie verlautet, nicht verzichtet, es werden aber zwei
Hårteofen verwendet, und hierdurch soll nicht nur jede Gefabr fur
ein Verbrennen der Kanten vermieden, sondern es soll auch ge-
lungen sein, mit einer weniger feinen Temperaturregulierung als
jetzt auszukommen. Die zu hartenden Gegenstande werden aus
dem ersten Ofen in den zweiten geschafft und kommen von bier
aus ins Wasser zum Hårten. Im ersten Ofen werden sie mehr
erhitzt als es sonst zu geschehen pflegt und ratsam sein wurde,
im zweiten låBt man ibre Hitze etwas herabsinken. Dort kommt
es auf 10 bis 20 Grad nicht an, im zweiten Ofen ist die Beobachtung
der geringeren Hitze viel wich tiger, weshalb bier auch ein Pyro-
meter erforderlich ist. Ee lassen sich aber in beiden Ofen an-
geblicb Temperaturen erzielen, die vorber bis zu Brucbteilen eines
Grades genau bestimmt werden konnen, und jeder Korper, der
sleb eintauchen låBt, kann gleichmaBig erhitzt werden. Verluste
durch das Hårten sollen ganz ausgescblossen sein. Glasharte
Rollen aus Werkzeugstabl fur Automobillager sollen sich in gleich-
måBiger Hårte und bis zu '/loooo Zoll Genauigkeit mit diesem
neuen Verfahren berstellen lassen und schon bergestellt werden.
Fur das Fertigschleifen dieser Rollen wird eine OrauguBscheibe
benutzt, die auf einem gegebenen Durchmesser eine Anzabl schråger
Locher bat. In diese Locher kommen die Rollen und werden dort
festgeklemmt vermittelst von Kugeln, von denen je eine zwischen
zwei Rollen sich befindet. Diese Kugeln werden durch Stellschrauben
niedergedruckt, die vom Rande der Platte aus betåtigt werden.
Hierdurch erfolgt dann das Festklemmen der Rollen. Diese Platte
wird zentrisch auf eine Spindel montiert, so daB sie bequem fur
die Handhabung ist. — Die genannten beiden Praktiker beschåf-
tigen sich auch mit einer neuen Feilenform franzosischen Ursprungs,
bieruber verlautet aber nocb nichts Nåheres. Kr.
SchluB des redaktionellen Teiles der Technologischen Mitteilungen des Bayerischen Qewerbemuseums.