Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 604 Bayerifche Subilfiums^ Landes»Huskellung 1906 Nr. 28
Dezennien des vorigen Jahrhunberts, burch Derteilung
ehemaliger Gemeinde- und auch solcher Staatsroalbungen
entstanben, die mit Forstrechten sehr stark belastet waren.
Schmale, nur 3 bis 10 Uteter breite Walbparzellen in
Privatbefitz in der Grohe von 5 bis 20 Nr sind nichts
seltenes, solche Zwergbetriebe schliehen naturlich eine ge-
ordnete sorstwirtschastliche Lenutzung vollig aus. Dem
Rikhgang der bauerlichen Walbroirtschaft in Niederbayern
zu steuern, hat sich die Staatsforstverroaltung neuerdings
mit Lrsolg, roenn auch mit ziemlichem Rufroanb, bemuht,
Pflanzgarten anzulegen, aus denen die bauerlichen Walb=
besitzer mit guten und billigen Pflanzen versorgt roerden
honnen. Nuch die Ivaldrodungen haben in neuerer 5eit
nachgelassen, nachdem sie in den sechziger Jahren des
vorigen Jahrhunberts ihren Hohepunkt erreicht Hatten.
Der privatroaldbesitz im Kreife Nieberbayern betragt rund
265 000 hektar, der Staatsbesitz nur 65 000 hektar, das sind
79 gegeii 19 Prozent. Die Gemeinde- und Stiftungs=
roaldungen Kommen hier Kaum in Retracht, roahrend sie
im ganzen Konigreiche immerhin 394 000 hektar betragen.
Fur die Staats- bezro. Privatroaldungen sind die ent-
sprechenden Zahlen 943 000, bezro. 1 280 000 hektar. Ls
enthalt also der Staatsbesitz nur roenig mehr als 36 Prozent
der gesamten Walbfldche des Konigreichs. Nlle diese Rn-
gaben entnehmen roir den ausgehangten Karten, Tafeln
und Tabellen, speziell die Niederbayern betreffenden Der-
haltnisse den Bidttern, die in dem vom hauptsaale links
befindlichen Saale C in einer Nische vereinigt sind.
Das Kartographische und statistische Material bildet
uberhaupt einen Glanzpunkt der Forstausstelluug. Da
roir einmal damit angesangen haben, so betrachten roir
auch gleich die interessanten, vom Forstamtsassistenten
G. Fellmeth sauber gezeichneten und gemalten Taseln
gleichsalls im Saale C, rechts und links der Fasanengruppe,
von der spater noch die Rebe sein roirb.*) Wir ersehen
baraus, roie bas Nabelholz unb unter biesem roieber Fichte
unb Kiefer in ben bayerischen Walbungen ganz bebeutenb
uberroiegen. Das Laubholz, unter bem bie Buche vor-
herrscht, verhalt sich zum Nabelholz nach ber bestanbenen Flache
roie 3:18. Die grotten Laubroalber roeisen Unterfranken
unb bie Rheinpsalz aus, in biesen beiben Kreisen lassen sie
sogar ben Nabelholzbestanb — unb zroar in Unterfranken
(Spessart!) nicht unbetrachtlich — hinter sich. Rufter Ruchen,
vertreten hier auch Lichen unb in ber Psalz Kastanien
bas Laubholz, bas am schroachsten, kaum nennensroert, in
ber Vberpfalz vorkammt. Don ben Nabelholzern hat bie
Fichte bie grohte Derbreitung, vornehmlich in ben Ripen
unb im Rayerischen Walb, bann aber auch im Jura. Die
Kiefer ist Hauptsachlich unserer, ber Nurnberger sanbigen
Gegenb unb ben roasserarmen Juraplateaus eigentumlich,
uberroiegt baher in Ntittelsranken unb in ber Gberpfalz,
roeist aber auch in Gbersranken unb in ber Psalz sehr
*) Dem Spezial-Kataloge der Forstausstellung - Kauflich in der
flusjteUung fur 1 Mark — sind sesir dankenswerte Kopien dieser
Taseln im Farbendruck beigegeben. Fur jeden, der sich genauer uber
die ausstellung unterrichten will, ist der Katalog unentbesirlich. Seinen
Kurzen, aber treffenden Erklarungen sind auch wir vielfach gefolgt.
betrachtliche Restdnbe aus. Die Tanne ist spdriicher ver-
treten, hauptsachlich im Rayerischen Walb unb in ben Rlpen.
Die schonen, sarbig angelegten Walbkarten einzelner
Kreise, bie uns biese Derhaltnisse einbringlich vor Rugen
suhren, finben roir gleich ben Karten ber Derbreitung ber
roichtigsten Walbbdume in ben verschiebenen Salen verteilt.
Nach ben Retriebsarten uberroiegt in Rayern roeitaus
ber hochroalb, roorunter ber Forstmann einen hohen
ober auch nur fur hochrouchs bestimmten, gleichaltrigen
Raumbestanb, baher oft auch einen ganz jungen unb nicht
roie ber Laie einen aus hohen Rdumen gebilbeten Walb
versteht. Der Ntittelroalb ist am meisten in Unterfranken,
ber Nieberroalb in ber psalz vertreten. Ruch bie Riters-
klassen ber hauptholzarten, bie holzsallungsergebnisse ber
Staatsroalbungen (uber 6 Millionen Ster in ben Jahren
1892 unb 1896, ben Jahren nach ben Derheerungen burch
Nonne unb Kiesernspanner, uber 47a Millionen im letzten
normalen Jahre 1904), bie Rusgaben unb Tinnahmen ber
Staatssorstverroaltung (Rruttoeinnahmen 1904 uber 40,
Reineinnahmen nicht ganz 20 Millionen Mark) u. bgl. m.
roerben uns in farbigen Diagrammen veranschaulicht.
Gleichermahen roerben uns bie Privat-, soroie bie Gemeinbe-,
Stiftungs- unb Korperschaftsroalbungen in Rayern graphisch
vorgefuhrt. Trsreulicherroeise uberroiegen auch in biesen
beiben Resitzklassen neuerbings bie Wieberaufforstungen,
bezro. Neuanlagen, b. H. Rufforstungen von bisher nicht
zur Walbroirtschaft benutzten Flachen uber bie Robungen.
Welche schroere Forstberechtigungen auf ben bayerischen
Staatsroalbungen lasten, baruber belehrt uns eine besonbere
Tafel. Die belasteten Walbflachen uberroiegen bei roeitem.
Zum teil sinb bie Forstrechte mit Rufroanb von vielen
Millionen Mark eingelost roorben, namentlich bie Jahre
1864 bis 1873 mit 9 Millionen Mark haben barin einen
guten Fortschritt gebracht. Die Zahl ber Forstberechtigten
im ganzen Konigreich betragt aber immer noch runb 125000,
bie ber zum Rezug von Rau- unb Nutzholz berechtigten
Gebdube uber 61 000. Ruher ben Halzabgaben (Rau-,
Nutz- unb Rrennholz) kommen ja roesentlich noch bie
Weibe- unb namentlich bie Streunutzung in Retracht. Tine
besonbere Tafel zeigt, roie letztere in ben Jahren 1893
unb hauptsachlich 1894 ganz kolossal in bie hohe ging
— roegen bes trockenen Sommers 1893 — roie sie aber
leiber auch 1905 sehr stark in Rnspruch genommen rourbe,
allerbings nicht nur aus Rerechtigungen, sonbern unb sogar
zum roeitaus groheren Teile burch Derkauf von Walbstreu.
Rus vier Taseln roerben uns bie von Geheimrat
Pros. Dr. Tbermayer in Munchen angestellten Unter=
suchungen uber Walb- unb Freilanbklima, soroie uber ben
Tinsluh bes Walbes auf bas Grunbroasser vorgefuhrt.
Sie zeigen roie ber Walb als Warmeregulatar bient, inbem
er bie Temperaturextreme mahigt, im Winter bie Kalte,
im Sommer bie hitze milbert. Man solite meinen, bah
ber Walb infolgebessen auch einen bebeutenben Tinfluh
auf bie mittlere Jahrestemperatur eines Lanbstrichs uber-
haupt ausubt, boch sinb baruber bie Rnsichten sehr geteilt.
Ruf biesen Tafeln, z. R. auf benjenigen, bie uns bie
Temperaturkuroen im Jnnern eines Raumes in Rrusthohe