Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Seite 606 Bayeritoe Subildums-bandes«flus^fe^u^g 1906 Hr. 28 1716, 1787 usw. mit Bewunderung erfullt uns das Lebens- werk des ehemaligen markgraflichen Iagdsekretars Johann Georg Hofmunn in flnsbuch, der im Juhre 1717 begann, ein grotzes „Ivildbanns- und Jugdbuch" aller „Hochfurstlich Brundenburg Gnolzbuchischen lvildfuhren und Forstgerechte usw." anzulegen, in sauber mit der hand gezeichneten und aquarellierten Karten mit Beschreibung, eine Hrbeit, die er nud) 38 Jamren, 1755, vollendete. Das ganze Werk umfutzt 9 Grotzfoliobunde, von denen zwei mit charakteristischen Blattern ausgelegt sind. Unter den Karten und Tabellen ist eine Gruppe im Huuptsuale noch ganz besonders anziehend, obzwar Keines- wegs in erfreulichem Sinne. Sie ist bestimmt, die Ivuld- beschadigungen durch Insekten zu veranschaulichen. Wir sehen auf der grotzen Ubersichtskurte des Konigreichs, wie Kein Gebiet so grausam betrofsen wurde, wie gerade unser, der Nurnberger Keichswuld, in dem Nonne, Kiesernspinner, und namentlich -Spunner, Forleule, Blattwespen, Ninden-, Bast- und Borkenkuser immer wieder von neuem ihr Un- wesen getrieben haben. flud) in unserer Nuhe, der Delden- steiner Forst und jenseits des Kheins grotze Teile der Hardt Kilden bose Insektenherde, man darf daraus den Schlutz ziehen, dutz Huuptsuchlich Kiefernwaldungen auf meist trockenem Boden am schlimmsten von Insektenverheerungen heimgesucht werden. Der Buchenrotschwanz, ein Sd}metter= ling aus der Familie der Spinner, hat wiederholt die Buchenbestunde des Spessurts entlaubt, am meisten sind die flipen verschont geblieben, sie werden in erheblicherer Iveise nur von Borkenkufem besallen. Jm besonderen zeigen uns zwei Karten (gezeichnet vom Forstausseher Hans Inderwiesen, von dem auch der Kahmen Herruhrt) den Waldstand des Nurnberger Keichs- walds im Juhre 1894 vor dem Kiefernspunnersrutz und im Juhre 1900 nach demselben. Ts multen infolge des Kuupenfrutzes 8972 ha, gleich 31 Prozent der Keichswuld- fluche, abgeholzt werden. Sechs Karten vom Forstumts- assistenten Fellmeth suhren uns die ullmahliche Lntwicklung der Ntassenvermehrung des Kiefernspanners in den Juhren 1892 bis 1897 vor, das plotzliche Lrloschen dieser Kalamitat wurde durch das Lingreisen von Parasiten (Schlupswespen) herbeigefuhrt. Verschiedene Taseln lassen ersehen, wie vorzugsweise die Bestande der mittleren flltersklassen von 20 bis 60 Juhren dem Kiesernspanner zar Beute geworden sind, Photographien veranschaulichen die flusarbeitung und den Transport der grotzen Holzmassen (der gesamte Holz- einschlag betrug 1 468 715 Festmeter) mittels einer sur diesen Zweck von der Forstverwaltung angelegten Walb= eisenbahn. Die Derheerungen der Nonnenraupe werden uns in zwei Kartenbildern des Lbersberger Forstes in Gberbuyern dargestellt, die uns den Waldstand im Juhre 1881 vor und 1895 nach dem Kaupensratz (1889 bis 1891), zu dem sich 1894 noch betruchtliche Schudigungen durch einen Zyklon gesellten, zeigen. Photographien veranschaulichen den INassenslug des gefurchteten Falters, sowie die Vorkehrungen zum Schutze vor demselben — bekanntlich werden die Nonnen- raupen durch £eimringe abgefangen. Sie greifen autzer Kiefern und Fichten auch Buchen und andere Luubbuume an. Sehr interessant ist ein grotzes Diagramm (gleid)faUs von Fellmeth), durch das uns das zeitliche fluftreten und die ruumliche Verbreitung schudlicher Forstinsekten in den Staatswaldungen Bayerns fur sumtliche Juhre des ver- flossenen Juhrhunderts sehr ubersichtlich vorgesuhrt wird. Die am schlimmsten betroffenen Juhre waren 1808/9 (Lulen, Nonnen- und Borkenkaser), 1827/28 (Kiesernspinner, sonst nicht so sehr bemerkbar), 1838/39 (Nonne), 1872/75 (Borken- Kufer), 1889/92 (Nonne), 1892/97 (Kiesernspanner, auch Blattwespen und im Gesolge Borkenkaser). Glucklicher- weise gibt es aber auch Juhre, die fast gar Keine Insekten- Kulumitut zeigen, wie der grotzte Teil der achtziger Iahre und, von 1897 ansangend, die letzten Iahre. Im Hauptsaal (A), wo diese Karten und Tafeln Hangen, werden uns nun auch die Insekten selbst, Bock-, Mai-, Kussel-, Splint-, Borken- und undere Kuser, Schmetter- linge, Bluttwespen, flmeisen usw. in einer Fulle von flrten mit ihren Liern, Lurven und Puppen und mit den Der- wustungen, die sie im Holze, un der Kinde, uuf Bluttern und Nudeln unrichten, vorgesuhrt. Gft sind es ju nur gunz unscheinbure Tierchen, die nur durch ihr mussenhustes und dunn meist plotzliches, unerklurtes fluftreten schuden Konnen. Ls ist der Gberforstrut u. D. Georg Lung in Buyreuth, der im fluftruge des Stuutsministeriums der Finunzen diese sorstentomologische Summlung ausgestellt hut.*) Ls unterrichtet duruber ein Speziulkutulog. Die Summlung umfutzt im gunzen 162 schudliche, 4 tuuschende, d. h. leicht mit underen zu verwechselnde und 46 nutzliche Insekten. Ls ist hier naturlich nicht der Grt, uussuhrIicher duruuf einzugehen, der Freund der Kleineren Tierwelt Kunn hier nuturlich stundenlung studieren, uber auch den Salen sesseln wohl im Dorubergehen die fast unheimlich grotzen Larven der grotzen Bockkufer (Cerambyx und Sa- perda), die urgen Derwilstungen, die der „Ivuldgurtner" (Hylesinus piniperda) un Kiefertrieben unrichtet, die eigentumlid) regelmutzigen Gunge im Holz, die die Kuupen der Borkenkuser, von denen der eine (Tomicus oder Bostrichus typographus) duher den Narnen des Buchdruckers bekommen hut, ausfressen. Die Borkenkuser, sehr Kleine, uber um so schlimmere Insekten, sind uuch noch in einer besonderen Summlung (prupuriert vom Assistenten sur Zoologie un der sorstlichen hochschule flschusfenburg, Frunz Scheidter), die 87 flrten Kufer, Puppen und Lurven, sowie deren Frutzstucke uufweist, in einer Beihe von Kusten vorgesuhrt. Glucklicherweise Hilst nun die Nutur selbst, wenn uuch ost zu sput, die den Bestund gunzer Ivulder gefuhrdenden Insektenplugen zu beseitigen. Die Schlupswespen, die in den Lurven, Liern und Puppen, ju in den entwickelten Insekten selbst vieler lDuldverderber ihre Lier ublegen, deren uuskriechende Lurven dunn von ihren Ivirten leben und sie so vernichten, nunnten wir schon, Hier mussen wir nun uber uuch unserer Freunde uus dem hoheren Tierreich gedenken, der Dogel. In dem Huuptsuule sind drei Dogel- gruppen uusgestellt, numlich die wuhrend des gunzen Juhres *) Sotd;e Sammiungen sind bei 6errn Lang fur jedermann Kauftich zu liaben.