Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seife 618
Bayerifche ^ubildums-handes-Husttellung 1906
Nr. 28
jetzt! Selbstversiandlich lietz auch die einschlagige Industrie
nach, die Herstellung verzinnter Bleche. Am langsten Hielten
sich die Loffelschmiederer, welche bis in die Mitte des ver-
gangenen Iahrhunderts ihr Dasein sristeten. Man stellte
billige verzinnte Blechloffel Her.
Was mit Vorbehalt, aber nach langer lokaler
Beobachiung gesagt werden hann, ist folgendes: Ls
ist wahrscheinlich, datz in der Schneeberggruppe im
Fichtelgebirge und zrvar an dem Berge Farrenleite ein
Sinngang streicht und datz in den offengelassenen Berg-
werken am Buchig bei hos und in der Nachbarschast von
lveitzenstadt noch Lrz liegt, denn diese Bergwerke wurden
nur roegen Vernachlassigung und Serftorung verlassen
oder litten an schlechter Verroaltung. In aus der
Iveitzenstadter Schmelze stammenden Schlacken sand Sand-
berger*) neben Arsenik und Antimon auch Blei, Wismuth,
Kobalt und Nickel, reichlich Kupfer und Spuren von Kadmium
und Zink. Gb Wolfram das Zinnerz im Fichtelgebirge be-
gleitet, rourde, roeil noch nicht darnach geforscht ist, noch
nicht nachgeroiesen, es scheint zroeifelhaft zu sein. Be-
Kanntlich hat augenblicklich der Import von Zinn aus
nberseeischen Landern bedeutend nachgelassen, der Preis
des Metalls ist stark gestiegen, -roenn es gelange, die
Ausmerksamkeit der Bergleute roieder aus die Heimatlichen
Vorkommnisse zu richten, so Konnte bei der Art und Weise,
in der die Gruben zum Teile verlassen rourden, vielleicht
einmal roieder neuer Segen Kommen.
*) Uber Lithionit-Granite mit besonderer Rucksicht auf die des
Fichtelgebirges. Siehe 3. d. mathemat.-physik. Ulasse der bayer.
Ukademie der Missenschaften, Band XVIII, heft III, Seite 432.
Das kunftlenfcbø Stbaufenfter.
Don Jofeph Hug. £ux, lDien=D6bling.
eute ist man so roeit, um zu verstehen, datz die
Wohnraume mit unserem Kleide, mit unseren
Lebensgeroohnheiten und Anspruchen in Uber=
einstimmung sein mussen, und man bedars Raume,
die mit unseren Beroegungen nicht in Widerspruch stehen, die
ein freies und dennoch ruhiges und gelassenes Wesen zu-
lassen. Man geht roeiter, und verlangt es von seiner Um-
gebung, von den ossentlichen Lokalen, den GeschaftsIaden,
den Wohnhausern und ihren Fassaden. Man mutz es mit
immer lauterer Stimme verlangen, gerade im gegenroartigen
Zeitpunkte, roo man so sehr darauf erpicht ist, den Mangel
an schopferischer Kraft durch Ziermacherei und dekorativen
Aufputz zu verkleiden. Gerade heute, da eine Aktion ein-
geleitet roird, um die Geschaftsladen mit sogenaimtem Kunst-
lerischen Schmueke zu versehen, isi es notroendig zu betonen,
datz die gute wirkung Keinesroegs von dem Aufputze im
einzelnen, der viel eher storend und unkunstlerisch erscheinen
Kann, abhangt, als vielmehr von den guten und richtigen
Matzen und von den schonen Raumverhaltnissen. Viese
uberflussige Putzmacherei ist es, roas man falschlich als
Kunst begreift. Kein Wunder darum, roenn man nichts
so uberflussig findet, als „die Kunst". „Kunst" in diesem
Sinne ist die eigentliche Verlegenheitsmacherin. Nach dem
Ausspruche eines bekannten Architekten ist es ein roahres
Gluck, datz sich,die „Kunst" noch nicht mit den Reisekoffern
befatzt, -bis jetzt sind sie namlich ganz gut. Die Legende
vom armen reichen Mann, der, roenn er atz, trank und
schlief, immer „Kunst" um sich haben mutzte, und sich immer
mehr von ihrem roahren Wesen entfernte, ist leider noch
aktuell. Dieser arme reiche Mann steht eigentlich nicht
viel Hoher als der Wilde, der sein Gesicht tatoroiert. Ein-
mal mag ja der Wulst von Ornamentik berechtigt geroesen
sein, in der Seit, da man in Salzburg das Glockenspiel
errichtete, das den Mittag mit Mozart, den Abend mit
Sebastian Bach einlautete. Wird darum im Ernst ein Mann
verlangen, datz die Tramroaysignalglocken eine Freischutz-
arie spielen? Aber nicht roeniger absurd ist das Verlangen
nach „Kunstlerischem" Ladenschmuck. Der beste Kunstlerische
Ladenschmuck roird immer nur die Linfachheit und Zroeck-
matzigkeit sein.
Der Kunstler ist bereit und befahigt, diese Anspruche
zu erfullen, sobald das Publikum geroillt ist, chm mit Ver-
standnis zu folgen. Ls ist nicht unangebracht, in diesem
Zusammenhange auf die Schriften von Albrecht Lichtroarck
Hinzuroeisen, der uber die Asthetik des Geschaftsladens einige
beherzigensroerte Winke gibt. Man lese einmal nach, roas
in seinem Buche „Blumenkultus" uber die Blumenladeii
steht. Es geht vom Schaufenster aus, von dem ja der
Vorubergehende die nachdrucklichste Belehrung zu empfangen
pflegt. Auf manchen Gebieten, denen der Frauenmode
z. B. ist ihr Anblick eigentlich im hoheren Grade aus-
schlaggebend als der Besuch des Ladens. Das Schaufenster
markiert nur die grotzen Linien der Beroegung. Es ist
dem Tagesgeschmack prophetisch ein gutes Stuck varans.
Heute erscheint der hut, den die fortgeschrittenste Dame in
einer Woche erst aufsetzen roird. Die neuen Farbennuancen
der hute, Blumen und Seidenstoffe roerden dem Auge in
den Auslagen zuerst als das 3iel der neueren Geroohnung
vorgestellt und hier hat es 3eit, nebenbei und ohne An-
strengung eine alte Geroohnung zu bestegen und eine neue
aufzunehmen.
Vom Schaufenster der Blumenladen Kann man nun