Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Hr. 28 Bayerlfdie SubiMums«handes->flus^fe^u^g 1906 Seite 619 nicht behaupten, bah es in demselben Sinne eine fuhrende Rolle spielt, wie das der Utodistin. Die bewegliche und unbewegliche Russtattung des Blumenladens, von der sich das farbige Material abhebt, ist meist Klaglich, roenn sie nicht aus einem Hintergrunbe von grunen Buschen besteht, der roenigstens nichts verbirbt. Wie ein genial begabter Fachmann seinen Laden einrichten rourbe, laht sich nicht ausdenken. Vielleicht rourbe er ihn behandeln roie eine Zimmer- decke mit roeih lackierten Vertafelungen und rourde darin auf Kleinen Tischen, roie man sie im Simmer hat, einzelne einfache, vornehme Vasen mit Stranden ausstellen, die Schopfungen seines eigenartigen Talentes. Wenn ihm dann ein Wurf gegluckt roare, den er als die Lingebung einer ganz besonderen glucklichen Stunde empsande, dann rourde er vielleicht nichts weiter zeigen, als dieses eine Kunst- roerk, genau roie eine Pariser Modistin, die roohl einmal in ein roeitraumiges Schaufenster nichts als einen einzigen hut stellt. Rber so roeit sind roir noch lange nicht. Denn unter dem Ladenpersonal gibt es eine Vorzugsklasse, und diese Klasse dilden die Ruslage-Rrrangeure. Tr roill den Spa= Ziergangern Rbroechslung und Unterhaltung bieten, um den Reklamezroeck des Schausensters zu erhbhen. Flags roird es unter seiner hand zur Kleinen Buhne, roo sich seine bildnerische Phantasie auslebt. Seide ist dann nicht mehr Seide, Stiefel sind dann nicht mehr Stiefel, sondern Rohstofs fur seine hoheren 3roecke. Er kildet aus schillernder Seide einen Wasserfall und errichtet aus Schuhen Pyramiden. Ær baut einen Leuchtturm im Meer und ein voruberfahrenbes Schisf. Ver Turm ist mit roten Servietten umroickelt, ein Vorsprung kildet eine Veranda am Turm, ebensalls sehr sinnig aus Servietten gebildet, darauf eine Puppe steht mit einem 5ernglas in der hand. Sie sieht nach dem Schiffe aus. Vieses ist 1,50 m lang, aus Karton, mit roeihen herrenhemden bekleidet- der Halsausschnitt mit eingelegter Klaner Gelatine stellt ein Kajutenfenster vor. Vas schiffist mit Taschentuchern ausgefullt und eine Rtlassahne oben am Maste tragt eine Reklameausschrist. Herrlich! Und lagt sich einmal roirklich nichts Besseres erfinden, dann Kildet er aus Chiffon eine Saulenhalle und zroischendurch aus verschiedenem 3eug einen roallenben Vorhang, daraus aus Pappe das Modell eines menschlichen Beines Hervorragt, mit einem Vamenstrumps bekleidet^ als Trumpf legt er ihm eine Kraroatte auss Knie. Ær hat mehr erreicht, als er roollte. Ær hat erreicht, ^ah ein geschmackvoller Mensch bort nicht mehr seine Kra- watte kaufen roirb. Vurch solche Rnstrengungen roirb bie Phantasie bes Nachkarn zu noch grbheren Bocksprungen gereizt. Hier liegt ber Reklameroitz im Ukerkieten. Unb æenn alles versagt, mutz ber Klopfapparat helsen, ber bie Stelle bes Rusrufers vertritt. Denn es stellt sich immer Heraus, bah bie Reizmittel, bie meistens in bas Gekiet bes groben Unfugs gehbren, auf bie Menge sehr balb eine abstumpfenbe Wirkung ausuben. Teilnahmslos gehen bann bie Leute an bieser Geschmacklosigkeit voruber. Denn bas ist Gesetz, bah roeniger mehr bebeuten rourbe. Das Rn- ziehenbe liegt barin, bas Æharakteristische bes Warenlagers zu zeigen, unb es so zu zeigen, bah man es auch gut sehen unb beurteilen Kann. Das Kann ganz einfach geschehen. Freilich, bas Æin- fache ist bas Rllerkomplizierteste. Æs roare unbillig, von jenen Laben zu schroeigen, roo bieses Prinzip bereits roirk- sam ist unb bie eine Sierbe ber Strahe sinb. Vielleicht Hat Hierin bie Mobistin ben Rnsang gemacht. Vor ber Hanb sinb es bie Herrenmobelaben unb einige anbere, bie, unter bem Æinflusse ber englischen Mobe stehenb, geschmack- volle Rrrangements zeigen. Trotzbem Kann es in einem sehr feinen Hutlaben passieren, bah eine Riesenpalme ins Fenster gestellt unb hute barunter gelegt roerben. Wozu bie Palme? Das Wesentliche eines Schaufenster-Rrrangements besteht barin, bah man ben einzelnen Gegenstanb vorteilhast zur Geltung bringt, seinem Material, seiner Æigenart gemah. Wie? 3u jebem Geschafte anbers. Æine Rngabe rourbe nur bie Gestaltungsmbglichkeit begrenzen. Unb bem Genie soll Keine Grenze gesetzt roerben. Dah bie Farbenzusammen- stimmung von grbhter Wichtigkeit ist, braucht Kaum gesagt zu roerben. Rber bas ist roieber eine sehr heikle Sache. In beutschen hauptstabten hat man sich an bie Kunstler unb bie Rrchitekten geroenbet unb es Kbnnte auch bei uns vorkommen, bah sie in bieser Sache zu Rate gezogen roerben, roas jebenfalls ein rounschensroertes 3iel ist. Dann ist auch eine Hebung ber Schausensterarchitektur zu erroarten, eine Voraussehung fur bas Kunstlerische Schaufenster- Rrrangement. Derrdjiebcnes pom Rusftellungsplat?. Tagesbefudj in ber zehnten Wvche 14.-20. Juli. Tages- Karten Kbend- Karten Daner- karten Desamt Samstag, 14. Juli 4214 1319 2372 7955 Sonntag, 15. „ 23606 5459 10084 39149 Plantag, 16. „ 8484 2002 3455 13941 Dienstag, 17. „ 4628 1520 3642 9790 INittwach, 18. „ 7584 7817 6913 22314 Donnerstag, 19. „ 3187 1240 2275 6702 Sreitag, 20. „ 3228 540 1406 5174 54931 19947 30147 105025 Sahl ber verkauften Tages- unb Rbenbkarten in ber zehnten Russtellungsrooche: Tageskarten Obendkarten Summa 1896 31171 7282 38453 1906 54931 19947 74878