Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Hr. 24 Bayerifdie Jubilæums*kandes*HuskeUung 1906 Seite 634 Schroammen und Utoosen versteckt, die bunten Lampchen Hervorgluhen. Das hauschen, eine Schopfung des Nrchitekten Otto haberle, dient der Firma E. Vollrath & Lo., Nurn- berg, Beerweinkelterei, Likorfabrik rc. als Nusstellungs- statte. Lin echter bayerischer lvaldler Kredenzt hier die Getranke, unter denen als haupterzeugnis der Firma der heidelbeerwein obenan steht. Ls sind Kaum zwei Iahrzente her, da blieb der aller- grotzte Teil der in unseren Waldern in unubersehbaren Mengen wachsenden heidelbeeren unbeachtet an den Strauchern hangen um daran zu vertrocknen. Niemand hat sich darum gekummert, bis ein weitblickender Volks- freund, Pfarrer Dr. Frank in tviesen, die Herstellung von heidelbeerwein in grohem Matzstabe anregte. Die Firma Vollrath roar eine der ersten, die diese gluckliche Idee ver- roirklichte. Nach grotzen Nnstrengungen gelang es ihr, ein Produkt von besonderer Gute Herzustellen. Noch schroieriger roar die Verbreitung, denn der Konsument siand dem heidelbeerroein lange mitztrauisch gegenuber. Durch eine geschickte Propaganda aber rourde der Dann gebrochen. Dazu Kam, datz die medizinische Wissenschast die auf dem Gerbstoff beruhenden heilroirkungen fur Darm- und Utagenkranke immer mehr anerkannte, und den Heidelbeer- roein zum Range eines Hervorragenden Medizinalgetrankes erhob. Nicht zu untcrschatzen ist auch die volksroirtschastliche Bebeutung dieser Rusnutzung der heidelbeeren, indem sich da- durch vielen armen Waldberoohnern, die sich mit dem Beeren- sammeln befassen, eine ergiebige Linnahmequelle eroffnet Hat. Die Vollrathsche heidelbeerroeinkelterei ist die be- deutendste in Deutschland. Ls Kommen darin jahrlich mehrere tausend 3entner Beeren, die roaggonroeise meist aus dem Sayerischen tvald bezogen roerben, zur Presse. Die Keltereieinrichtungen stehen auf ber Hohe ber 3eit. Llektrischer unb Hybraulischer Betrieb ermoglichen eine Mosterzeugung von ca. 14000 Liter taglich. Da der Vollrathsche Heidelbeerwein erst nach mehrjahriger Lagerung in Verkehr Kommt, sind grotze Lagerraume notig. Diese befinden sich in der Rahe des Stammhauses in einem roeitverzroeigten Kellereianroesen, roo in zwei Stockroerken unter der Erde und im Lrdgeschotz lange Reihen voller Fasser liegen. Dazu Kommen die Keller und Geroolbe von sieben Rachbarhausern. Jm ganzen betragt der Flachen- raum der Keller 40 000 Csuadratfutz. Rutzer heidelbeerroein produziert die Firma dem Sherry ahnlichen Iohannisbeer- und Stachelbeerwein, ersteren in drei Sorten (schroarz, rot, roeitz). Den altesten 3roeig des Geschaftes bildet die herstellung von Likoren und Ldelbranntroeinen. Line Spezialiiat der Firma ist bie Vollrath-Pasteursche Lssig-Lssenz. Rutzerdem besatzt sich die Firma mit der Linsuhr und dem Verkaus von Brak, Kognak und Rum. 1855 rourde das Geschast von dem Vater des jetzigen Inhabers und einem Sozius gegrundet. Rus Kleinen lin- fangen hat es sich schnell zu seiner Heutigen Grotze ent- roickelt, sur die bezeichnend ist, datz jahrlich roeit uber 100000 Mark Branntroeinjteuer gezahlt roirb. Der Personalstand, Kausmannische Rngestellte, Buttner, Keller- und Magazinarbeiter zusammengerechnet, betragt uber 50. 3u dem Waldhaus, mit dem bie Firma in ber Dors- stratze vertreten ist, Kommt noch bie in lirt eines freunb- lichen Bauernhauses charakterisierte Schenke in ber Industrie- Halle, bie mit gemutlichen Stubchen unb einer behaglichen Veranda versehen, bem vom Wanbern unb Schauen ermubeten liusstellungsbesucher mitten zroischen roissen- schaftlichen Instrumenten, Bohrroerkzeugen unb Bergroerks- probukten roillkommene Rast bietet. Der Ffirtljer eisenbshndrunnen. nter ben Brunnen und Denkmalern der Reuzeit nimmt der Further Lisenbahnbrunnen eine Her- vorragende Stelle ein. Lr halt die Lrinnerung an die Latsache fest, datz Rurnberg und Furth bie beiben ersten beutschen Stabte roaren, die miteinander durch eine Lisenbahn verbunden roaren. Im Iahre 1885 hatte man das sunfzigjahrige Iubilaum dieses denkrourdigen Lreignisses gefeiert. Der Brunnen roar eigentlich fur Rurnberg bestimmt, benn aus dem lvettberoerb, der hier im Iahre 1887 zur Lrlangung eines jene Kulturtat verherrlichenden Denkmalsbrunnens ausgeschrieben roorden roar, ist der Lntwurs Hervorgegangen. Sein Meister ist der im Iahre 1904 verstorbene Rudols Maison, ein Regensburger von Geburt, dejsen Ruhm sich vornehmlich an die beiden machtvollen in Kupfer getriebenen berittenen heroldsgejtalten des Reichstagsgebaudes, soroie an eine Reihe realistischer und Humorvoller Figuren, dar- unter der bekannte Lselsreiter, Knupft. Sein Lntrourf uberragte Kunstlerisch alle anderen Lnt- rourfe, die zu dem Rurnberger Mettberoerb eingelausen roaren, um ein Bedeutendes, und so viel ich roeitz, roaren es nur einige unroesentliche Verstotze gegen das Programm, die damals das Preisgericht davon abhielt, ihm den ersten preis zuzuerkennen. Datz Kunstierische Lrroagungen aus- schlaggebend geroesen sein jollen, halte ich fur ausgeschlojjen, roennschon man zuroeilen bei Kunstlerischen Wettberoerben die merkrourdigjten Uberraschungen erleben Kann. Dem sei nun wie ihm roolle, Latsache ist, datz Htimberg bamals um ein Hervorragendes Werk der Kunst gekommen ist und es ruhig mit ansehen mutzte, wie sich dieses bald daraus