Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 640
Bayerifche ^ubildums-handes =HustteUung 1906
Nr. 29
in seiner Uachbarstadt erhob. Viese ist dadurch zu
einer Sehensronrdigkeit gelangt, die allein schon ihren
Besnch lohnt.
IHit seiner Urronchsigkeit und naturalistischen Frische
war der Knhne Lntwurf von uberraschender lvirkung. (Es
war eine Kunstlerische (Eat, so ohne allen Regelzroang, rein
aus der Fulle der Kraft Heraus ihn impressionistisch zu ge-
stalten. fiber damit traf der ohne akademische Schnlnng
aufgewachsene, damals im flnfang der Dreitziger stehende
Uteister gerade das, roas man in senen Tagen von der
Kunst forderte. Lrst vier Iahre spater schuf Begas in
Berlin den Kraftvoll naturalistischen Neptunbrunnen, das
„Forckenbecken", roie ihn der Volksroitz mit flnspielung auf
den damaligen Burgermeister Berlins, Utax von Forcken-
beck, getauft hat. Hier roie bort hat die malerische Barock-
plastik, insbesondere Berninis Brunnen auf der Piazza
Navona in Rom Patendienste geleistet, aber roie Begas,
so hat sich auch Utaison aus der Barockknnst nur die grotze
allgemeine flnregung geholt und jeden barocken Forma-
lismus gemieden. flus uberquellendem Raturgefuhl ist
das Werk mit monumentalem Linn gestaltet und eindrucks-
voll und sinnenfallig ist der ihm zugrunde liegende Ge-
danke veranschaulicht. Va saust uber die Erde, deren
elementåre Krafte durch den Fels und die aus diesem
Hervorkommenden roasserspeienden Tierkopfe veranschaulicht
sind, das hoch sich baumende Dampfrotz in Form eines
rouchtigen Kentauren dahin, der vom Genius der Utenschheit
bezroungen und gefesselt, diesem in der hier durch das
Flngelroh angedeuteten Bahn følgen muh. Das (Element
des Massers, aus dem der Dampf, der roilde Geselle, auf-
steigt, ist hier durch den in eine Muschel blasenden und
dadurch an den Pfiff der Lokomotive gemahnenden Knienden
Triton gekennzeichnet. fllles druckt Kraft und Beroegung aus
und so stark ist der Lindruck der sinnreichen Gruppe, dah
ihr flnblick ahnliche (Empfindungen in uns roeckt, roie das
hereinbrausen eines Schnellzuges in die Bahnhofshalle. —
Das ist echte, grohe, aus dem Vollen schopfende Kunst und
roir raten allen, die nach Rurnberg Kommen, sei es um
die unvergangtiche herrtichkeit der atten Stadt zu schauen
oder aber um auf der flusstettung zu erfahren, roas
Bayern hente an industriellen, geroerbtichen und Kunstterischen
Kraften besitzt, sich nicht die Getegenheit entgehen zu tossen,
dieses aus bayerischer Kraft geborene Merk der Monnmental-
ptastik anzusehen. R ée.
3ur fifthetik øer flutomobilformen.
Don Dr. Heinrich Pubor.
enn man an die flutomobite zurnckdenkt, roie
sie vor funf Iahren potternd und donnernd,
fchnaufend und achzend durch die Stratzen
rassetten, und dann an die Heutigen Typen
denkt, die roie Toupes auf Gummiradern fast lauttos dahin-
gleiten und nicht mehr Lastroagen, sondern Phaetons
gteichen, so mutz man zugeben, datz die Technik des flnto-
mobitbaues rasche und bedeutende Fortschritte gemacht Hat.
fiber ich bin zugteich uberzeugt, datz uns in abermats funf
oder in zehn Iahren die heutigen ftutomobilformen genau
so attmodisch vortommen roerden, roie hente jene vor funf
Iahren. Diese ganze Technik und Magenbaukunst der
flutomobite ist jung und steht eigenttich noch in den ersten
flnfangen der Lntroickelnng. (Es roird mit dem flutomobil
ahntich gehen roie seinerzeit mit dem Fahrrad. Ls Hat
recht tange gedauert, ehe der jetzige vottendete Typus des
Fahrrades, der an Grazie des - flufbaues und Sparsam-
Keit des Materialanfroandes nichts zu rounschen ubrig tatzt,
geschaffen rourde. Vordem roar das Fahrrad genau so
schroerfallig und unformig, roie es die flutomobite roaren
und zum Teit hente noch sind, fluch die (Entroicktung der
(Eisenarchitektnr nahm einen ahntichen Vertanf. Man traut
im flnfange dem Materiat nicht genng zn. Meit die
Schnettigkeitsentroicktung so nngeroohnt und uberraschend
ist, Kann man sich nicht an den Gedanken geroohnen, datz
der Magenkbrper setbst teicht und gefattig sein Kann. Man
gtanbt, ein Vehikel, das so grotze Lasten in so Kolossaler
Geschroindigkeit fortberoegen Kann, rnnsse notroendigerroeise
auch kolossal seinem Umfange nach sein. Man meint, Kurz
gesagt, die Quantitdt der Rraftentroickelnng rnnsse mit der
Qualitdt des Materials Schritt Hallen. Aber der Magen-
korper ist es doch geroitz nicht, roelcher die Kraft ent-
roickelt! Und es ist die Frage, ob ein leicht gebanter
Magen, roas die Miderstandsfahigkeit betrifft, das Last-
roagenantomobit nicht hinter sich latzt. Denn je gratzer
das Volumen, desto mehr Triebkraft ist notroendig. Line
Miderstandskraft aber, roie sie in flutomobilschlachten not-
roendig rodre, Kommt doch im allgemeinen nicht in Betracht.
Mehr gefngig und lenkbar ist dasjenige flutomobil, das
das Kleinere Volumen Hat, aller Mahrscheinlichkeit nach.
Vom Standpunkt der flsthetik aus ist aber die
Schroierigkeit, der der flutomobilbau von allem flnfang an
ausgesetzt roar, nicht zn verkennen. Denn das Vorbild gab
die Rutsche, die Droschke ab. Diese rourde von Pferden
gezogen, sie hatte infolgedessen Kntscherbock und Deichsel.
In dem Gespann gravitierte soznsagen die asthetische Schon-
Heit der von Pferden gezogenen Rutsche. Die Formen
dieser Rutsche nahm man auf das flutomobil Hinuber, roo-
bei man sich aber sehr roenig darum Kummerte, datz hier nicht
nur Rntscherbock und Deichsel, sondern vor allem auch der
Gravitationspnnkt der Pferde fortfiel. So sah denn das
flutomobil im flnfang ans roie ein Magen ohne Pferde
und ohne Deichsel; der Rntscherbock roar Heruntergerntscht,
und anstatt des Rutschers Hatten roir einen Lhauffenr, der