Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 642
Bayerifche Subildums-Landes-HusRellung 1906
Ur. 29
einen grohen Motorkasten vor sich Hatte. Utan sieht auf
den ersten Bli* ein asthetisches Manko bedeutender flrt.
Man hatte der Rutsche das Beste genommen und nichts
an die Stelle gesetzt. Hieraus beruht denn auch die
asthetische Unbesriedigung starker Art, die diese Automobile
in uns zurulkliehen. Zugleich sehen wir aber auch, nach
melcher Mchtung sich der
Schwerpunkt verschoben
hat. Nichtnach denpserden
gravitiert derSchwerpunkt,
sondern der Magen selbst
ist der alleinige Mittel-
punkt geworden. Denn
der Motor Kommt asthe-
tisch nicht in Betracht. Und
der Sitz des Lhauffeurs
Kann asthetisch nicht viel
mehr wiegen als etroa
der des Steuermannes im
Uuderboot. Auf den Ma-
gen selbst also muh sich
das ganze Schwergervicht
vom asthetischen Stand-
punkt sammeln. Uur eines
bleibt: die Uichtung. Die
Mchtung der Fortbewe-
gung, die Uichtung nach
dem bedienenden Thauf-
feur zu, die Uichtung nach
dem Motor zu. Mill man
diese asthetisch ausdrucken,
so muhte man das Auto-
mobil nach Art eines Wurf-
geschosses bauen, so dah
die Spitze des letzteren den
Motor darstellt. Bei gro-
her Geschwindigkeit wurde
dann ein solches Automobil
von der Ferne wie ein ab-
geschossener Pseil oder eine
Granate aussehen. Der
eigentliche Magen rourde
so gebaut sein, dah e»
hinten am breitesten ist,
vielleicht sogar mit zwei
Etagen, und nach vorn zu
sich verengert. Und in der
Ausstellungsplatz.
-
Statue der Noris. Bekronung des Lanses der Stadt Nurnberg
von Philipp Kittler, Nurnberg.
Tat rvurde vielleicht auf diese Weise den Gesetzen der Asthetik
in besriedigender Weise Uechnung getragen roerden Konnen.
Da aber, wie gesagt, die ganze Automobilbaukunst
noch in den Anfangen steckt, ist es moglich, dah die Lnt-
wickelung einen ganz anderen Meg nimm.t. Ls ist technisch
durchaus nicht unbedingt notig, dah der Motor sich vorn
besindet und der Thauffeur den Rutscher markiert. (Es
sind, gerade weil Deichsel, Uutscherbock und Pferde in
Fortsall Kommen, Formen moglich, an die wir Heute noch
gar nicht denken. Vielleicht werden diese sogar den alten
Thaisen von Anno dazumal mehr gleichen als unsere Toupes.
Man wird, weil man am Material sparen lernt und zu
sparen wagen wird, mehr
Raum sur das Wagen-
innere gewinnen und dieses
weniger als einen Tauben-
schlag, sondern mehr als
eine Kajute Konstruieren
Konnen. Marum nicht
statt der zwei oder drei
Abteilungen eine einzige,
und diese Komfortabel ein-
gerichtet, so dah man
nicht in einem Gesang-
nis, sondern in einem
Boudoir zu sitzen glaubt ?
Man tut heute gewih
schon alles Mogliche, dah
man einen Toilettentisch
und ein Bufett im Sn-
nern des Automobils an-
bringt; aber jeder, der
mit einem solchen Auto-
mobil einige Tage auf
der Ueise war, weih, wie
imaginar dieser Komfort
ist, um dessentwillen, weil
der Uahmenbau des Auto-
mobils heute noch so viel
Platz wegnimmt, dah fur
den Komfortablen inneren
Ausbau zu wenig Raum
ubrig bleibt. Die Tech-
nik muh Hier der Asthe-
tik zu hilfe Kommen und
vor allem Materialent-
lastung fur das Auto-
mobil schaffen. Moglichst
solide, dauerhafte Ma-
schinen, aber weniger Ma-
teriaiaufwendung! Menu
man die Automobilunfalle
liejt, wird man selten oder
nie finden, dah ein Materialbruch die Ursache war. Wie
schon bemerkt, ist es ahnlich, wie es beim Fahrrad war
- mehr Mut, meine Herren, mehr Vertrauen in die
Gute eures Materials ! mochte man den Automobiltechnikern
zurufen. Vann wird sich auch der asthetische Aufbau und
Ausbau des Automobils gunstiger gestalten.