Dr. 29
Bayerikhe 3ubiMums-bandes-Hus(fellung 1906
Seife 643
Bagerns Konige in lyren Kunstlerischen Bnschauungen.
Don Dr. G. ID. Brebt, Munchen.
IV. Ludwig II.
es Konigs Ludwigs I. grohkunstlerische Nn-
schauungen und seine Manumenie werden von
der Utenge nicht ernst genommen. Die
Bauten und Kunstwerke, die Konig Max II.
ins Leben gerusen, waren und sind noch in
weiten Kreifen Gegenstand des Spottelns und
Tadelns. — Kdnig Ludwigs II. Schlosser werden alljahrlich
von Tausenden bewundert.
Sur das Volk, im weitesten Sinne des weitzufassenden
IDortes, ist nur Ludwig II. der Kunstlerisch fuhlende
Mehr und mehr gebot der Konig die Knhaufung
sonnen-kaniglicher Pracht als Umgebung nur seiner Herr-
lichen Lrscheinung. In immer phantastischeren Schopsungen
sand der Traum eines unnahbaren Lbermenschentums zeit-
weise wechselnde aber immer glanzendere Melt des Scheins.
Taisachlich hann da nicht von Mchtung gebenden
Kunstlerischen Bnschauungen des Konigs gesprochen werden,
wenigstens ist in der Steigerung zum Prachtigen, die sich
in des Konigs kunstlerischen Schopsungen ablesen latzt, der
Ubergang von adeligen und grohen (Empfinbungen zu
Schlah toerrenchiemsee.
Photogrophlsche Aufnahme von F. Schmidt, Klischee von L. Kriegbaum, Nurnberg.
Konig [eines Landes, keiner der Konige Bayerns hat fur
das Valk grotzkunstlerischer gedacht, Kein Furst hat der Kunst
mehr gegeben als Ludwig II. Das ist des Dolkes Nnsicht.
Gewih hat Keiner der Koniglichen vorfahren Ludwigs II.
mehr Heigung und Sinn und IDolIen fur verschwenderische
Pracht gehabt als der glanzvollste gekronte Traumer
und Linsiedler des 19. Iahrhunderts. Gder hat ein anderer
bayerischer Herrscher — und wie viel glanzende Macene
Haben den Thron Bayern geziert - so sehr der Menge
des Valkes gerade durch seine Bauten und Kunstschatze
gefallen und imponiert ? Ist nicht die Steigerung des Ge-
sallens und Verherrlichens gerade dieses Konigs um so
mehr gestiegen, je mehr er die Menge, die einzelnen
Menschen Liberhaupt mied ?
Melten erbauenden Traumen eines Linzigen nicht fest-
zustellen.
fiber in seinen Tmpfindungen wie in seinen Traumen
ist der meistgeseierte der Konige Bayerns ein ganz anderer
gewesen als seine Vorfahren auf dem Throne des
Konigreichs.
Der schlichte Konig Max war ein Vater des Volkes,
er war mehr ein sazialer Zreund des Valkes als Verherr-
licher des Konigtums auch in seinen Bauten.
Ludwig I., der gebarene Bauherr, dachte bei all seinen
Kunstschapfungen an den Ruhm des teutschen Vater-
landes und Max II. erhofste von seinen Unternehmungen
die Tntstehung eines neuen nationalen Stiles. Das
Valk alsa und seine Taten wallten die drei ersten Konige