Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 644
BayeriCche Subilaums-Landes-Husttellung 1906
Or. 29
verherrlichen - Ludwig II. aber dachte als Linziger und
je einsamer er wurde umsomehr an die Verherrlichung nur
seiner Koniglichen Personlichkeit.
Wie seltsam beruhrt nun die Verherrlichung des Konigs
Ludwigs II. durch das Volk, wie seltsam die Mitzachiung
der Bauschopsungen der fruheren Konige bei ihrem zeit-
genossischen Volke.
Hier sind nicht des Konigs, hier ist nur des Valkes
Lmpfinden Lrklarung der so widerspruchsvollen Lrscheinung.
Die Schwarmerei des Valkes sur Ludwig II. beruht
nicht auf Kunstlerischem Verstandnis - sie ist aber eine
glanzende Megorie auf bleibende Ideale des Valkes. Die
Menge fuhlt Sinn und Recht der Pracht seiner Herren.
Wie das Valk im Marchen von der zauberhaften Lrscheinung
der Konige, der Prinzen und Prinzessinnen gesesselt wird,
so war die phantastische Umgebung Konigs Ludwigs II.
ganz angetan, das unnahbare Ubermenschentum seines
glanzenden herrschers wie das heldentum einer romantischen
Dichtung genietzen zu iassen. - Fur „Volkskunst" Hat
das Volk nod ) nie geschwarmt, aber der Herren Kunst
solgte es begeistert und unwillkurlich.
Nun ist allerdings daran zu erinnern, datz, im Gegen-
satz zur Menge des Valkes, schan zu Lebzeiten des Konigs,
Kunstfreunde von gesestigter Historischer Rnschauung die
Prachtliebe des Konigs nicht als etwas Kunstlerisches be-
wertet haben, datz sie diese also durchaus gering schatzten,
zumal ja die Kunstler und Kunstgewerbler vom Konig
genug zu schaffen erhielten, aber nicht im geringsten neu-
schopferische flnregungen erhielten. Denn immer waren es
Werke der Vorzeit, die zu Kopieren, die zu imitieren waren.
Die scharfste Verurteilung des ganzen bildkunstlerischen Ge-
bietens Ludwigs II. Hat wohl damals Ivilhelm Lubcke aus-
gesprochen.
Aber so verkehrt vom Kunstlerischen Standpunkte aus
die uberschwengliche Begeifterung fur Ludwig II. als Macen
ist und bleibt, so scheinen doch auch die berufenen Kunst-
richter des Konigs in ihrer Mitzachtung eine Erscheinung
ubersehen zu haben, die mehr bedacht werden sollte.
Die ganze romantische, nur retrospektiv gestaltende
3eit sindet doch wenigstens in den phantastisch-rekonstruk-
tiven Schopfungen des Koniglichen Nomantikers eine Gestalt,
die durch Grotze und Pracht ungewohnlich bleibt. Line so
traumerische 3eit, eine so fruchtlose Lpoche Konnte in Kelner
anderen bauherrlichen Erscheinung einen glanzendern Repra-
sentanten finden, als in solchem herrscher, ohne neue
Nichtung, aber voller hingabe an schone traumhaste 3usiande
einer wahrhast edlen Psyche.
So bleibe uns Konig Ludwig RUegorie des ewigen
Volksbedursnisses nach herrischen, ubermenschlichen Lrschei-
nungen wie uns des Konigs wenigstens doch im Gebieten
mannlicher Hang an erlesener Kunst der Vorzeit eine allzu
schwachliche Lpoche des letzten Iahrhunderts schoner erscheinen
lassen mag. Die ganze Traumerei dieser 3eit wurde durch
Ludwigs II. Bauten umso grandioser in ein Bild zusammen-
gefatzt, je mehr er selbst der Umnachtung entgegenging.
Wenigstens ist die Grotzartigkeit des Bildes dem Konig
allein zu danken, wahrend die traumerische Umschau aus
allen kunstlerischen Gebieten den wenig ersreulichen
Gegenstand dieses Zeitbildes abgibt.
Und in dieser hiermit angedeuteten Vereinigung des
Koniglichen und des volkstumlichen hanges liegt ein
weiteres tragisches Monument im Leben und Wirken des
edlen und unglucklichen Konigs beschlossen.
Wie fern fuhlte er sich, wie hoch erhaben dachte er
sich uber Menschheit und Volk. Wie wenig erhaben war
er uber 3eit und Volk in Kunstlerischer Rnschauung der
Vorzeit.
Sollte darin vielleicht auch eine weitere Lrklarung der
grotzen volkstumlichen Schwarmerei fur die Kunst Konigs
Ludwigs II. zu finden sein ?
Sollte die damals volkstumliche Traumerei, der auch
der Konig also folgte, allein in des Konigs edlem Gefuhl
nicht endlich eine Verklarung gefunden haben. Die 3eit
des Kunstlerisch-geschichtlichen Traumens Konnte nirgends
sich schoner und reiner ausleben als in Nichard Wagners
Musik. Der Tone Reigen umschlietzt allein mit glucklicher
Harmonie die ost dissonante Traumwelt.
So war es des Konigs beste Kunstlerische Lingabe,
Richard Wagner zu schutzen, in seinen Schopfungen lebt
der Konig und Vergangenheit und 3ukunft wird durch sie
in neuen Harmonien verbunden.
Derfchiebenes vom nusftellungsplat^.
lagesbefud] in der Aften Woche
21.-27. Juli.
Tages- karten Ubend- Karten Dauer- Karten JBefamt
Samstag, 21. Juli 3440 2429 5937 11806
Sonntag, 22. „ 22049 4948 9559 36556
Montag, 23. „ 9539 3416 5016 17971
Dienstag, 24. „ 4478 1438 2559 8475
Mittwoch, 25. „ 7113 6924 4615 18652*)
Donnerstag, 26. „ 3054 1131 2524 6709
5reitag, 27. „ 2672 772 1366 4810
*) Millionste Besu 52345 Her. 21058 31576 104979
Zahl der verkauften Tages- und Rbendkarten in der
elsten Russtellungswoche:
Tageskarten Ubendkarten Summa
1896 14793 6800 21583
1906 52345 21058 73403