Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 660
Bayerifdie ^ublldums«kandes •fluskenung 1006
fir. 30
Weiter brauchte man weitzen Barchent, der um die
Kugel gemacht wurde, er Kostete 80 A, ein ledernes
$utter, damit (ie nicht verstaubte, um 3 Pfund, 20 A.
Der Schlosser erhielt fur 2 eiserne Reisen, rvorin die Kugel
sich bewegte 4 Pfund, 6 H, der Schreiner fur den
Holzernen Futz, woraus sie stand, 4 Pfund, 6 ^.
Dem Kalperger mar der Hrbeitslohn fur die Kugel,
er forderte 3 ff., nicht bezahlt worden. Rlan rechnete ihm
dagegen auf die Blahen von dem alten 3elt, das „uber
den schon prunen gepraucht ward," das er schuldig geblieben
war. IDeiter brachte man in Hnrechnung, datz er die grotze
Kugel nicht ausgemacht und „den Patron oder $urm
zerbrochen" hatte, wofur man dem Glockengietzer 2 fl.
Hatte zahlen mussen. Hud )hatte er Martin Behaim zuge-
sagt, bei ihm die „Kunst Kosmographia" zu lernen, so
wollte er unterdes eine andere Kugel machen.
Es ist schwer, sich ein genaues Bild davon zu machen,
wie der Globus im einzelnen hergestellt und die Gberffache
fur die Hufnahme der 3eichnungen und Hufschristen zuge-
richtet wurde. Die gegebenen Mitteilungen lassen eben
noch so manches im Dunkeln. Hls Unterlage, auf die die
Kugel — der Globus - kam, diente die erhartete Tonform.
Die Kugel seibst konnte von Pappe gervesen sein, wenn man
nicht vielmehr vorzog, gleich den vielleicht impragnierten
Barchentstoff daruber zu spannen, der mit dem Ton, der
wohl auch eine Beimischung von Holzstoff — Sagemehl — zur
Lrzielung einer grotzeren 3ahigkeit und Widerstandsfahig-
Keit erhalten hatte, zu einer Masse verwuchs. Denn datz
nach dem 3erbrechen der ersten Tonkugel eine zweite zur
Verwendung Kam, scheint mir aus dem Lintrag: „mer umb
plahen zu der ersten Kugel 21 dn." hervorzugehen. Die
erste Kugel, die hier genannt wird, war namlich nichts
anderes als jene Tonkugel, die der Kalenperger zerbrach,
und diese erste Tonkugel setzt notwendigerweise eine zweite
voraus. Tbenso scheint mir aus der Hngabe: „plahen zu
der ersten kugel" geschlossen werden zu konnen, datz man
den Barchent unmittelbar auf die Tonunterlage legte.
Man Konnte nun versucht sein, anzunehmen, uber den
Barchent ware Kein weiterer Stoff mehr gezogen worden,
der Bardjent vielmehr, wie es bei dem Urkundenpergament
und auch wohl dem Papierstoff geschah, durch Huftrag von
Gips und Glatten mit Bimstein von den Unebenheiten
besreit und zur Hussuhrung der 3eichnungen und Huf-
schristen geeignet gemacht worden. Man Konnte um so
eher zu einer solchen Hnsicht Kommen, als die Rechnungen
uber eine weitere Hnbringung eines passenden Schreib-
stoffes — und das war doch einzig und allein in diesem
Falle das Pergament - auch gar Keine Rachrichten bringen.
Gegen die Verwendung von Pergament Konnte vielleicht
auch angefuhrt werden, datz es mit ganz autzerordentlichen
Schwierigkeiten verbunden gewesen ware, diesen sproden
Stoff, der einer Bearbeitung in Kugelsorm aus das autzerste
widerstreben mutzte, glatt um die Kugel zu legen, wahrend
man einen Barchentstoff leicht ihrer Form Hatte anpassen
konnen. Den Barchent hatte man gleichsalls mit Kalk
oder Gips praparieren, mit Bimsstein glatten und durch
einen entsprechenden Hnstrich und Firnisuberzug sur die
Huftragung der 3eichnungen und Hufschristen tauglich
machen konnen.
Hber dem war nicht so und es kann Keinem 3weisel
unterliegen, datz der Globus auch einen Pergamentuberzug
erhielt, wie es schon Murr, spater Ghillany und Gunther
annahmen. Man glaubt noch jetzt, den Pergamentstoff,
der hin und wieder Blasen geworsen und sich von seiner
Unterlage an einzelnen Stellen ausgezogen hat, genau zu
bemerken und Kann sehr gut die Husschnitte beobachten,
die gemacht werden mutzten, um das Pergament um die
Kugel Herumlegen zu Konnen.*) Das war allerdings ein
sehr schwieriges Stuck Hrbeit, da das Pergament sich
nicht so ohne weiteres der Kugelsorm anpatzte, sondern
hier erst durch Hushammern die gehorige Rundung und
der genaue Hnschlutz gewonnen werden Konnten. Uber all
diese einzelnen Hrbeiten, die hier vorzunehmen waren,
geben die Rechnungen auch nicht die geringsten Hufschlusse,
und es ist daher anzunehmen, datz sie entweder nicht voll-
standig auf uns gekommen sind oder datz sie, well anderweit
bezahlt und verrechnet — vielleicht durch Martin Behaim
selbst —, an dieser Stelle Keine Hufnahme gesunden haben
Die Masse, aus der der Globus sich zusammensetzt,
Ton, woruber praparierter Barchent gespannt ist, der sich
mit ersterem wie zu einem Stoff verband, Konnte Ghillany
allerdings zu der Meinung verleiten, er habe Pappe vor
sich. Uber ein anderes gibt er uns aber sicheren Hufschlutz,
die Verbindung des Pergamentuberzugs mit der Unterlage
war Gips.
Nach einem Tintrag in der Rechnung des Georg holz-
schuher vom Jahre 1510 (16. Oktober bis 14. November)**)
erhielt die Mappa mundi noch einen grotzen messingenen
Ring, der Herumgelegt wurde. Er kostete nicht weniger
als 9 fl., 1 Pfund n. und 10 haller. Damit stimrnt auch
die Sn^d )riftt) auf dem Messingreif — 5. November 1510 — ,
mit dessen Hnbringung man laut des angefuhrten Rechnungs-
eintrags am 14. November des genannten Jahres fertig
wurde.
Wenn behauptet wird, datz die Freiherrlich von
Behaimsche Familie nun schon „seit 400 Sahren die treue
Huterin der Schopfung ihres beruhmten Hhnen" sei, so
stimrnt das mit der geschichtlichen Wahrheit in Keiner Weise
uberein. Ls ist schon an und sur sich hochst unwahr-
scheinlich, datz der Rat den Globus auf seine Kosten Hatte
anfertigen lassen, um ihn dann gleich der Familie Behaim
geschenkweise zu uberlassen. So grotzmutig und freigebig
war denn doch der Nurnberger Rat, auch einer patrizischen
Familie gegenuber, nicht. Martin Behaim sagt ja selbst
in der Husschrift des Globus, und die erhaltenen Rechnungen
bezeugen es, vollig damit ubereinstimmend, datz er „solche
Kunst und apfel ... gemeiner statt Nurnberg zu eren und
*) Auf diese Umstånde wurde ich von 6erru assistenten Dr. Friedr.
Trangott Schulz, dem die ausstellung des Globus in der ksiftorifchen
ausstellung der Stabt Nurnberg auf der Jubilaums-Landesausstellung
zu danken ist, in dankenswerier tDeije ausinerksam gemacht.
**) Petz a. a. D., S. 170.
t) Katalog der Yiftorifchen ausstellung der Stadt Nurnberg
auf der 3ubilciums-Landesausstellu»g Nurnberg 1906, S. 264.