Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 676
BayeriSche 3ubildums-kandes-Husitellung 1906
nr. 30
der Motivierung, um nicht zu sagen rucksichtslos nur
Techniker, datz er oft schon Rnstotz erregt hat. Nus seinem
„Rkt im Sonne" unserer Russtellung hat er diese Klippe
ubrigens glucklich vermieden, und mit ganz reinem Genutz
hann jeder Unbefangene hier die Bewaltigung eines der
schwersten Themen moderner ITtalerei studieren, des Themas
der franzosischen Zreilichtmaler schlechthin. Als Vildnis-
maler zeigt er sich ebensalls auf der Landesausstellung,
doch verrat das Vildnis des schwarzgekleideten jungen
Madchens mit dem gelben Strohhut, das beinahe aus
dem Rahmen Herauszutreten scheint, so schars ist die
Perspektive des Vildes, datz es putz auch hier weniger
um das charakterisierende Portrat als um eine technische
Bravourleistung zu tun ist, wahrend z. B. der schon
genannte Weise mit seinem „Portrat einer alten Dame"
auch wirhlich ein 2trick Seelenschilderung geliefert Hat.
Datz Genre und Stilleben unter den hånden so selbst-
standiger Kunstler wie der der „Scholle" einen neuen und
eigenartigen Tharakter annehmen mutzten, ist einleuchtend.
Hm meisten finden wir noch bei Puttner das alte Genre,
wenigstens stofslich sestgehalten (man denke z. B. an das
Lied „Musiker"), wenn auch bei ihm schon technisch das
Streben nach derber Kraft und Trfassen des Ursprung-
lichen, die alte Form von innen Heraus umbildet; eine so
leere Skizze wie: „Im Garten" desselben Kunstlers Hatte
ubrigens von der Landesausstellung vielleicht ferngehalten
werden dursen. Bei dem ebenfalls schon genannten Feld-
bauer dagegen soll der genrehafte Titel („Tanz-" und
„Sonntagmorgen") lediglich mit technischen Lxperimenten
versohnen, deren Lrnsthastigkeit der Kenner ja nicht unter-
schatzen, deren Vollendung er aber stark anzweiseln wird.
Namentlich der Mt in „Sonntagmorgen" sticht von der
Meisterschaft Putz' allzustark ab. Voigt endlich uberwindet
in seinen Bildern das genrehaste vollig, uber das technische
Experiment Hinaus dringt er zum Monumentalen vor' in-
dem diese modern empsindenden Kunstler das Dolk und das
Dolksleben unter einem ganz anderen Gesichtswinkel sehen wie
die Klassizisten und Romantiker, mussen sie sich notgedrungen
der Linie nahern, aus der Millet und Meunier sich be-
wegten, 'gerade das Bild „Nus dem Dolkssest" aber zeigt,
wie sehr Doigt entschlossen ist, aus dieser Linie getreu den
Intentionen der „Scholle" das Tigene und Bodenstandige
zu pslegen. Hier erkennen wir, datz es nicht unberechtigt
ist, diese Kunst heimatkunst grotzen Stils zu nennen.
Und Rdols hosers „Stilleben" zeigt uns, datz die neue
Kunst auch das seelisch zu vertiesen mag, was an sich doch
lediglich tote Materie. Hier ist es das Licht, das zum
Lebensspender wird, und zugleich auch der personliche
hauch, der diese Dinge so mit all dem Glanz und Schimmer,
schaute. 300 Iahre nach Rembrandt haben wir damit
auch im Kleinsten und unbedeutendsten sein Erbe auss neue
und zwar selbstandig angetreten:
„Was du ererbt von deinen Datern,
Erwirb es, um es zu besitzen!
* *
*
Unverhaltnismatzig lange haben wir uns bei der
„Scholle" ausgehalten, -nicht nur die Dielseitigkeit und
starke Tigenort der betreffenden Kunstler hot uns dozu ge-
zwungen, sondern vor allem auch deren schon erwahnte
Unbesangenheit, die es verschmahte, mit typischen und gleich-
matzig guten, jo auch nur gleichmatzig sertigen Rrbeiten
vors Publikum zu treten: Die Kritik mutz Hier der aus-
gleichenden Gerechtigkeit halber die Rolle des Ticerone
ein wenig mitubernehmen.
Fur die Zukunft aber geloben wir Besserung, getreu
dem Grundsatz: Kurze ist des Witzes Seele!
(Sortje^ung folgt.)
Vemsch-franrosische Kognak=Brennerei porm.
6ebr. Illacholl N.-6. Illunchen.
is aus den Heutigen Tag hat sich von allen Spiri«
tuosen des In- und Ruslandes der Kognak als
Sieger behauptet. Mag einem dann und wann
auch ein Thartreuse, Benediktiner, Rguavit oder
Danziger Goldwasser willkommen sein, mit Dorliebe greist
mon doch zu einem guten Kognak, wenn es gilt, im Rn-
schlutz an ein opulentes Mahl zum Mokka und zur Henry
Tlay den dritlen im Bunde zu finden. Wie die Weine
und der Sekt, die die verschiedenen Gange begleitet Hatten,
so mutzte dieser, wenn er Rnspruch aus allgemeine Wurdigung
machen wollte, aus Frankreich Kommen und deutscher
Kognak galt nicht als vollwertig. Das ist Heute anders
geworden. Immer mehr weitz sich der deutsche Kognak
das Terrain zu erobern und sich neben seinem beruhmten
franzosischen Rebenbuhler zu behaupten. Tine der ersten
Sirmen, die das Derdienst hoben, den Kampf mit diesem
in erfolgreicher Weise ausgenommen zu haben, ist die
Deutsch-franzosische Kognak-Brennerei vorm. Gebr. Macholl
R.-G. Munchen, deren sauber in Tichenholz ausgefuhrtes
schmuckes Hauschen in der Gruppe „Nahrungsmittel" des
hauptindustriegebaudes die Blicke auf sich lenkt und zur
prusung der hier in anmutsvoller Weise ausgestellten