Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Ilr. 30
Bayerifche 3ubilciums = handes«Husffellung 1906
Seite 683
auslbsen mutz",- ja nod] schlimmere Følgen werden in
ziemlich unzweideutiger Weise an die Wanb gemalt.
Geht die Reise ins Nusland, so lerne man die betreffende
Sprache. „Prachlige Gebaude, Palaste, Kunstkammern,
Kird)en, Rntiquitdten und was sonst remarquabel ist",
auf der Reise zu besuchen, sei wohl gut, am nutzbringendsten
aber die Konoerfation mit Kraven Hofleulen, Gelehrten,
Kunstlern und roenn jemand „galant" roerden roolie, der
Umgang mit ehrlichen Frauenzimmern, so von gutem Ver-
stande. Von Hochstem Vorteil seien gute Lmpsehlungen
von daheim, -aber auch in Lrmangelung solcher solle man
bei langerem Rusenthalt in groheren Stadten nie versaumen,
Hervorragenden Kavalieren seine Rnsroartung zu machen.
Nachdrucklichst roird davor geroarnt, sich in ein obskures
Wirtshaus zu legen.
In einen Disput uber Religion solle man sich auf
Keinen Fall einlassen] benn entroeder bekomme man selber
unnotigerroeise Skrupel oder man mache sich den anderen
zum Heimlichen Feinb. Wie sehr in jener 3eit die
Konfessionellen Fragen im Vordergrunde standen, ersieht
man ubrigens daraus, bah fur alle Falle Literaturangaben
gemacht roerden, damit man den Linroanden Rnbers-
glaubiger begegnen Kønne. Im ubrigen roird geraten, sich
roegen eventueller hetz- und Schimpsreben nicht zu ereisern,
sondern die Sache lieber ins Scherzhafte Hinuberznspielen;
vor allem roird auch davor geroarnt, uber religiøse Gebrauche
Rnbersgldubiger offentlich zu lachen oder zu spotten. Da-
gegen sei es von grohem Vorteil mit Rbten, Prioren u. s. ro.
zu reisen, besonders roenn man Rtediziner sei, von ihnen
Kønne man, roenn man es nur verstehe, oft „Herrliche
recepta und tvissenschast" bekommen, roozu man sonst
nicht so leicht gelange. Stets aber hute man sich vor
Rlchymisten, roas man von ihnen ersahre, sei allzeit roeiter
nichts als Schroindel.
Lrinnert das Vorausgehende an das Iahrhundert des
groven Religionskrieges, so atmet das Følgende den Geist
des merkantilisten Seitalters; denn mit Betonung erklaren
unsere Rufzeichnungen roeiterhin: „Sonderlich sei man auf
Reisen curieus die Manusakturenheutzer zu besuchen und
frage man sich allda bei den so daruber gesetzt oder roelche
arbeiten, roieviel Profit es gabe und ob etroan ge-
druckte Grdnungen Heraus, die schaffe man sich zur
hand, ob man hernach vielleicht in seinem Vaterland anzu-
geben Gelegenheit Hatte." Salpeter-, (kisen- und Stahl-
Hutten, eigenartige Muhlen, 3ucht- und Waisenhauser nehme
man gleichfalls in ausmerksamen Rugenschein, die etroan
Herausgegebenen Verfassungen und Grdnungen schaffe man
sich auch hier zur hand, denn damit Konne einer Hernach
bei seiner Republique oft viet Gutes teisten. Man erkundige
sich auch „nach den Vorteilen der haushaltungen", nach
den Geheimnissen der Weinbereitung (!), Viehzucht, Mastung
u. s. ro., und da man nicht roisse, in roelche Stelle man
nach seiner Ruckkehr gelange, zeichne man alles sorgfaltig
auf. Uber Staat und Polizei ersahre man ubrigens am
meisten bei Geistlichen und Kaufleuten; man schøne einige
Flaschen IDein nicht und lasse sie auf sein 3immer Kommen.
Ganzlich dagegen vermeide man das Spielen; gehe
es nicht anders, so roage man nicht mehr, als man eben
auch verschenken Kønute. Von Liebeshanbeln vollends sølle
man sich auf der Reise huten roie vor der Pest, denn sie
bringen nur Schaden. „Man roird gleichsam ein Gefangener
und bleibt an einem Grt in arrest liegen!" Rimmt man
irgendroo Rufenthalt, so halte man sich proper in der
Kleibung, aber nicht zu prachtig,-ein gules Kleib sollte
man allzeit bei sich fuhren, 'viele nahmen auch ein schroarzes
Kleib mit auf Reisen, fur ben Fall eintretenber Hoftrauer.
Rls letzte unb roichtigste Regel aber roirb bem Reisen-
ben eingescharft, zu sparen. Von Billarb, Kasfeehausern,
Frauenzirnmern, Spazierfahrten, prachtiger Kleibung u. s. ro.
Håbe man nichts, roenn man roieber Heimkomme.
Soroeit unsere Rufzeichnungen,-roir glauben, mutatis
mutandis mbge manches bavon noch Heute Geltung haben!
Verfchiebenes oom Husftellungsplat?.
Stelloertretung des HusfteHungsleiters.
Dem Direktør bes Bayerischen Geroerbemuseums, Herrn
Gberbaurat v. Kramer, rourbe Rnfang Rugust aus Ge-
sunbheitsrucksichten ein zroeimonatlicher Urlaub beroilligt.
Mit seiner Stellvertretung in ber Leitung bes Geroerbe-
museums roie ber Lanbesausstellung rourbe ber Bibliothekar
bes Geroerbemuseums, Herr Prøf. Dr. Rée, betraut. Da
bieser aber burch seine eigene Geschastsausgabe am Geroerbe-
rnuseum, burch bie Leitung besselben unb burch bie literarische
Tatigkeit bei ber Lanbesausstellung schon in besønberer
Iveise in Rnspruch genommen ist, so rourbe nach einem
Beschluh bes Verroaltungsrates bes Geroerbemuseums unb
bes Russtellungs-hauptausschusses fur bie Leitung ber Rus-
stellungsgeschafte gleichzeitig Herr Rechtsrat Weigel bestellt.
Den beiben herren steht sur Bebarfsfalle ein Russchutz,
bestehenb aus Herrn 1. Burgermeister Dr. v. Schuh,
Kgl. Baurat Dr. v. Rieppel unb Magistratsrat Kugler
zur Seite. Letzterer hat bie Rufgabe, als Stellvertreter
bes Herrn Rechtsrats Weigel zu fungieren.
Tagesbefud ] in ber zarolften IDocIjz
28. Juli - 3. Huguft.
Tages- karten flbenb= Karten Dauer- Karten Gesamt
Samstag, 28. Juli 4631 2027 2289 8947
Sonntag, 29. „ 19896 5788 8736 34420
Montag, 30. „ 8292 2531 3320 14143
Dienstag, 31. „ 4373 1616 2730 8719
Hlittmod], 1. fluguft 5669 5387 4245 15201
Donnerstag, 2. „ 3858 5463 4205 13526
Sreitag, 3. „ 3530 1552 1889 6971
50249 24364 27414 101927
3ahl ber verkauften Tages- unb Rbenbkarten in ber
zroølsten Russtellungsrooche:
Tageskarten Kbenbkarten Summa
1896 28403 8972 37375
1906 50249 24364 74613