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BayeriFche Aubjlkiumz.ltanllLZ-Uuzltellung 1906
Ur. 31
Fragen roegen der Lntdeckung der neuen Meerenge in ihn
gedrungen maren, „er wolle an der Mundung des Rio
de Solis (Rio de la Plata) voruber gegen Suden sahren,
bis er an die Meerenge trafe. Tr sei gewih, diese Rleer=
enge zu finden, da er sie aus einer Seekarte des Martin
von Bohemia gesehen håbe, eines von der Insel Fayal
geburtigen be-
ruhmten portu-
giesischen Geogra-
phen, 'diese Karte
habeihm vielLicht
uber jene Meer-
enge gegeben."
Lin Begleiter des
Magellan aus sei-
ner Lntdeckungs-
reise,pigafetta,ein
Edelmann aus
Vicenza, der ein
uussuhrliches Tu-
gebuch daruber
fuhrte und zu den
wenigen gehorte,
die wohlbehalten
wieder zuruck-
Kamen, erzahlt:
„Rm 21. Gktober
1520 entdeckten
wir eine Meer-
enge, welcher wir
den Ramen der
11 000 Sung-
srauen gaben, de-
nen jener Tag
Heilig ist. Diese
Meerenge ist 110
Seemeilen lang
und eine Halbe
Meile, bald etwas
mehr, bald etwas
weniger breit. Sie
geht in ein un-
deres Meer aus,
dem wir den Ra-
men des stillen
gaben, hohe, mit
Schnee bedeckte
Berge umgeben
sie- auch ist sie sehr
Indttstrieatisstellitiig tin Hattxtiitdttsiriegebande.
Erste Bayerische Bimssteinfabrit Augo P. Juger, Schwaben bei Munchen.
Phvtographische Aufnahme von F. Schmidt, Klischee von Zerreitz & Co., Nllrnberg.
tief, so dutz wir nirgends als ganz nahe am Lunde Rnker
werfen Konnten, und zwar in einer Tiefe von 25 bis
30 Fuden. Ghne die Kenntnisse unseres Rnfuhrers Hutten
wir sicherlich Keinen Rusweg uus dieser Meerenge gefunben;
denn wir gluubten alle, sie sei uuf der underen Seite ge-
schlossen- unser Befehlshuber uber, der ebenso geschickt uls
mutvoll wur, wutzte, duh er durch eine sonderbur verborgene
Meerenge hindurch steuern musse, welche er im Schutze des
Konigs von Portugal aus einer Seekarte gesehen, die der uus-
gezeichnete Kosmogruph Martin di Boemia angesertigt Hatte."
Ghilluny nimmt an, dah, auf diese Rachrichten
gestutzt, „der gelehrte, vielgereiste, aus dem Iesuiten-
orden vertriebene und von der Ingnisition versolgte Schrist-
steller Wilhelm Postellus (geb. 1510 zu Barenton in der
Rormundie) die
Mugellunstrutze
gerudezu freturn
Martini Bohemi"
genunnt Hube.
Db aber Be-
Haim die Meer-
enge selbst gesehen
und befahren, ist
dumit immer noch
nicht bewiesen und
noch sehr zweifel-
hast. Mit dieser
Behauptung tritt
als erster der Rlt-
dorser Professor
und Polyhistor
Johann Lhristoph
Wagenseil (1633
bis 1705) auf den
Plan. Lr nimmt
uberhauptdieLnt-
deckungRmerikas
auf Kosten des
Thristoph Kolum-
bus fur ihn in
Rnspruch. In einer
Lobrede, die Wa-
genseil 1682 aus
einen G. 5- Be-
Haim Hielt, die
von Servilitut und
kriechender Ruter-
wurfigkeit nach
der Sitte der da-
muligen 3eit
trieft, feierte er
in ganz aus-
nehmender Weise
den Seesahrer und
Kosmographen
Martin Behuim
und bedauert, dah
sein Verdienst uls des Entdeckers Rmerikus bis duhin noch
nicht Hinlunglich unerkunnt sei. Rndere Schriftsteller sind
ihm uus diesem Wege gefolgt, so 1786 der Deutschumeri-
Kuner Gtto in Reuyork und 1847 der sputere Reichs-
urchivdirektor in Munchen Frunz v. Loher in seiner Ge-
schichte der Deutschen in Rmeriku. Dunuch wure Murtin
Behuim und nicht Thristoph Kolumbus der Tntdecker des
neuen Kontinents gewesen.