Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 758
BayeriFche JubllklumL.ltanclss-BusltLllung 1906
Nr. 33
den Hufsatzen uber diesen beiden Seitenstucken, in den
Kronen tragenden Genien (von Seibler), den bander-
umflatterten und von naturlichen Girlanden behangenen
maibaumahnlichen Korbgestellen. Huch die vor dem Staats-
gebaude freischwebenden Standarten tragen zur Erhohung
der Festesstimmung bei, der auch die im Rauhverputz ge-
Haltenen weitzen lvandflachen entsprechen. 3n der Kuppel
und in der anderen Bedachung, sorvie in den sparsam an-
gebrachten originellen Grnamenten walten sonst sanfte
graue und Hellgrune Farben vor.
Von grohen, einfachen Formen ist auch der nach dem
Dutzendteich fuhrende Seitentrakt. Hpsisartige Hnbauten,
dazu zwei Giebel unterbrechen ihn, deren machtigerer mit
Sphinxen (von 3os. Albert in Nurnberg) und im Giebel-
selde mit einer Pallas Kthene, der Huterin der Ivissenschaft,
geschmuckt ist. Ver Lntwurs zu dieser Malerei stammt von
Professor Karl Selzer in Nurnberg. Die Arkaden des Lin-
gangshoses wiederholen sich dann noch einmal in ahnlichen
Formen an der Lingangshalle zu dem im Staatsgebaude
untergebrachten Lrsrischungsraum der bayerischen Staats-
brauerei lveihenstephan.
Wir begeben uns wieder zuriick zum Hauptportal und
betreten durch dieses das 3nnere. Lin grohes, prachtiges
Vestibul empsangt uns. Ls ist der Raum unter der Kuppel
des Staatsgebaudes. Diese Vorhalle ist von auherordentlich
seierlicher, einheitlicher lvirkung, dabei wieder von originellen
Formen, insbesondere in den Kapitalen der Pseiler. Die
auf den mit grober grau gestrichener Sackleinwand (Nupfen?)
bekleideten lvandflachen angebrachten, blau und golden ge-
malten Grnamente zeigen nur leise Nnklange an die Hntike.
Lin im besten Sinne moderner und Kunstlerischer Lindruck
ist vorwiegend. Besonders reizvoll wirken auch die an-
scheinend von den £oggien herabhangenden gemalten Teppiche.
3n der Mitte der Vorhalle haben die Johann Funkschen
Marmorwerke in Nurnberg einen prachtigen Brunnen aus-
gestellt, dessen Lntwurf von dem Hrchitekten des Staats-
gebaudes felber, von Ullmann, herruhrt. Geht ihm auch
eine eigentlich monumentale lvirkung ab, so erfreuen wir
uns doch um so mehr an der Pracht und Mannigfaltigkeit
und dem schonen Schlifs des verwendeten Materials, die
Mitte des Brunnens nimmt eine Nachbildung der vortreff-
lichen Statue des Prinzregenten in der St. Georgsrittertracht,
van dem jungst verstorbenen Riimann, ein.
Lin sehr ersreuliches Bild gewahren auch die weiten
3nnenraume, die die Huslagen enthalten. Huch Hier in
matten Farben gestrichene Sackleinland zur Bekleidung,
die Ornamentik bunter belebt, einfach, originell und in
den verschiedenen Naumen sehr mannigsaltig. Das un-
verkleidete Dachgebalk ist hell gehalten. Das ganze 3nuere
macht einen sehr harmonischen, grohzugigen Lindruck, die
uberall herrschende edle Linsachheit ersahrt nur an den
Portalen, durch die man zu den verschiedenen Haupt-
abteilungen gelangt, eine durch Halbsaulen und Pseiler
Hervorgerusene gelinde Steigerung. (S$iu& folgt.)
Die Unterriditsausftellung im Staatsgebåube.
12. Vie Fadjfdjulen fur Keramik und Textilinbuftrie.
^H^Dayerns Keramisches und glastechnisches Fach-
schulwesen war bis in die 90 er 3ahre Kaum
nennenswert, hente besitzt es in der „Kgl.
Fachfchule fur Kunsttopserei und Gfen-
bau in Landshut" und in der „Fachfchule
fur Glasindustrie in Zwiesel" Hnstalten,
welche sich in bezug auf ihre Unterrichtsergebnisse sehr wohl
mit den alten bohmischen Schulen messen konnen ; auch
diese Hnstalten haben, wie zahlreiche jungere bayerische
Fachschulen nun in Nurnberg ihre Feuerprobe gut bestanden.
Die Landshuter Keramische Fachschule wurde im 3ahre
1903 an Stelle der dart bestandenen Topferschule reorgani-
siert- sie erhielt einen erweiterten Lehrplan, wurde in die
Raume der Kgl. Realschule verlegt und dieser unterftellt;
seit Gktober 1905 liegt die Leitung des Nnterrichtes und
der Iverkstatten in den hånden des Kunstmalers Hermann
Haas.
3m 3ahre 1904/05 nahm auf Veranlassung der Unter-
richtsverwaltung der bekannte Keramiker 3. 3. Schaarvogel.
auf die Gestaltung der in der Reform begriffenen Hnstalt
Linfluh,-ihm verdankt die Schule zahlreiche wertvolle
Hnregungen.
Die Husgabe der „Fachschule sur Kunsttopserei und
Gsenbau" ist, jungen Leuten Gelegenheit zu geben, sich im
Topsergewerbe Kunstlerisch, wissenschaftlich und praktisch
auszubilden^ insbesondere soll der landlichen Topferei durch
die Hnstalt Hnregungen gegeben werden, ihre Lrzeugnisse
desser, kunstlerischer und damit materiell wertvoller zu
gestalten- um den Linfluh auch auf die in der Praxis
stehenden Gehilfen wirken zu lassen, wurden einjahrige
Gehilfenkurse eingerichtet- den Sohnen Kleiner Hans-
industriellen des Topfergewerbes werden weiter durch die
Staats- und Kreisregierung Stipendien zum Besuch der
Schule gewahrt.
Die handhabung des Nnterrichtes lehrt die Schiller
zunachst die fur die Keramik in Betracht kommenden
Materialien Kennen, - im Laboratorium lernen sie diese
Materialien verbessern , -der Zeichen- und Modellier-
unterricht sieht neben Nbungen die manuelle Fertigkeit
nach Vorbildern, Pflanzen, Schmetterlingen, Tieren, die