Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Hr. 3
Bayerifdie Subildums-Landes -Husifenung 1006
Seite 61
Bayerns Konige in ihren Kunstlerischen Bnschauungen.
Don Dr. C. ID. Brebt, Munchen.
nTaximilian I. Jofeplj.
urnbergs „filte Hauptwache" ist so recht ein
Zentenarmonument und ein Venkmal der per-
sonlichen Art und der kunstlerischen Rnschau-
ungen des ersten bayerischen Konigs. Iveit
entfernt, etwa durch grotzartigeren Rufbau oder
glanzende Dekoration Koniglicher Macht Rus-
druck geben zu wollen,
redet das einfache Ge-
baude einem viel schlich-
teren Zeitgeiste das Wort
als Konigliche Bauten
der vorhergehenden 3eit
oder als das machtige
Bathaus ihm gegenuber
und die Kirche, zu dessen
ausstrebendem Massiv es
>n beruhigenden Gegen-
satz tritt.
So Kann man, um
das personliche Ver-
Haltnis des Konigs zur
Kunst zu kennzeichnen,
Hier Kaum ein geeig-
ueteres Gebaude nennen,
als Rurnbergs gern ge-
Ichmahte Hauptwache.
Sedenfalls ist Kein Mo-
nument auch in des
Konigs Residenzstadt er-
Huilen, das der neuer-
langten Herrscherwurde
gianzende Form gegeben
unter IDahrung der Her-
vortretenden Eigenart
ihres Inhabers. Venn
der Plan zu dem 1811
00n K. v. Fischer be-
alterlichen hemmnissen besreite,
Die Lauptwache
mit der Sebalduskirche im Lintergrund.
9onnenen Bau des Hos-
iheaters, das nach dem
lande 1823 wieder aufgebaut wurde, entsprang weniger
em personlichen Geschmack des Konigs, dessen Schlotzchen
lederstein in bescheidensten Gegensatz tritt zu seines Mi-
Nlsters Salaberts prachtigem Palaste, der nun der Prinz-
legentenstratze als innerer Rbschlutz dient. So Kann nicht
er damals geltend gewordene architektonische Geschmack die
charakteristische Vorliebe Maximilians I. sur Einfachheit er-
aren, wie benn auch die finanzielle Unsicherheit und Macht-
oygkeit des Staates diese personliche Eigenart des Konigs
'"cht bestimmt.
( Kein, Maximilian Josephs Rnschauung von der Rus-
9" e der Kunst war eine ganz andere als die der Selbst-
Herrscher des 18. Iahrhunderts, aber sie ubte doch die æeite
lvirkung aus, die festgegrundeten personlichen Uberzeugungen
um so weniger fehlt, je stiller und schlichter ihnen Geltung
zu verschaffen gesucht wird.
Bagerns erster Konig, der Munchen von den mittel-
wollte ernstlich durch Be-
tonung gewisser einsacher
Bauprinzipien im Volke
Sinn wecken fur ein
gesunderes Vasein. Be-
Kannte doch der Konig,
datz „die Liebe fur Matz
und Schicklichkeit, welche
die Kunst einflotzt, end-
lich aus das Leben uber-
gehe und auch in dieser
das Zweckmatzige und
Gebildete vorzugsweise
suchen lehre."
Vie nuchterne Ten-
denz dieser Rnschauung
zu erkennen, ist gewitz
leicht, wie verkehrt ware
es aber, das segens-
reiche Ivirken dieser
Koniglich-sozialen Rn-
schauung zu verkennen.
Es war sehr gut, an den
moglichen begluckenden
Einslutz einer vernuns-
tigen Kunstubung aus
die Menschlichkeit Ge-
wicht zu legen, datz
weniger von Kunst als
von Zweckmatzigkeit,
Schicklichkeit, Gewerbe
die Rede war. Es mare
aber wohl verhangnis-
voll gewesen, wenn statt
der allgemein sozialen Tendenzen, engst-begrenzte nationale
Ziele verfolgt worden waren, etwa um den Gegensatz einer
fruheren autokratischen Kunstpolitik noch starker zu betonen.
Eiserte doch auch Goethe noch im ersten Iahrzehnt des
Jahrhunderts mit Recht gegen eine neudeutsch-patriotische
Kunst, wahrend er spater (1817) die aufbluhende deutsche
Kunst eine Epoche beginnen zu sehen glaubte, die der
grotzen literarischen Epoche des 18. Iahrhunderts gleiche.
Mas unter Konig Max in Munchen etwa zur gleichen
Zeit geschah, als Beuth in Berlin das Gewerbeinstitut, das
Goethes lauten Beifall sand, grundete, war sur diese 3eit
und unser Bayernland, der Inauguration nach sreilich