ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Side af 1124 Forrige Næste
Seite 62 Bayerifche 3ubildums- Landes = Husftellung 1906 Hr. 3 roeniger, in der lvirkung jedoch wenigstens gleich bedeut- sam und segensreich. Vie von Kefer und Mitterer begrundete Feiertagsschule, die Grundung der Zellerschen Kommissionsniederlage Kanten der (Erfullung der weit graderen flufgabe vor, die des Konigs Sohn, der als erster zum Konig und zum Vauherrn bestimmt, bald stellte. Im weiteren latzt sich die praktische flufgabe der Kommissionsniederlage mit der des Bayerischen Geroerbe- museums vergleichen. Kunftler und Gewerbe sollten gleich- zeitig und gegenseitig fordernd und anregend wirken, roahrend die Feiertagsschule tuchtige handwerker und Paliere bildete. Geroih, derartig praktische Gesichtspunkte wirkten bei Grundung oder Modernisierung Kunstlerischer Unterneh- mungen und Einrichtungen in der Seit des Kasernenstils uberall, wurde doch z. B. in Berlin die „Nkademie der bildenden Kunfte" zu einer „Bkademie auch der mechanischen Wissenschaften" erweitert. Aber Bayern und Bayerns erster Konig zeichneten sich in nuchterner 3eit aus, indem Hier mehr als anderwarts in allen gemein Kunstlerischen Unter- nehmungen das Ideal der humanitat verfolgt wurde. Und diese Humanitaren Ziele in baukunstlerischen Vingen sind erst in unserer Zeit, in unseren baupolizeilichen Maximen aufgegriffen, also als wichtige gut geheihen worden. „Freundliche, auf das Beste eingerichtete' Hauser" verlangte Baurat Vorherr in dem vor etwa 80 Iahren gegrundeten „Monatsblatt fur Bauwesen und Landver- schonerung" an erster Stelle, und von der (Erfullung dieses Grundsatzes, der unsere junge flrchitektengruppe tatsachlich schon Kunstlerisch besruchtet hat, erwartete man mit Becht eine gesundere, also glucklichere Bevolkerung in Stadt und Land. Mogen roir nun die damals versuchte gradlinige auf gesundheitlichen Bucksichten fuhende flnlage von Vorfern nicht billigen, so tritt doch der gute sortschrittliche Geist, dem aus diesem Gebiete der menschenfreundliche Konig huldigte, gegenuber unserer reaktionar - sentimentalen Vor- liebe fur alten Bauernhausrat beschamend entgegen. Vah das System des alten Bosenheimer Bauernhauses damals fur gut gefunden, beruhte nur auf IDurbigung der prak- tischen Hausanlage, aber man roar viel roeiter als manche Bauernfreunde unserer Zeit davon entfernt, alles fur gesund und gut zu erklaren, roas den Bauern nicht storte. So bleibt es ein Buhmestitel von Bayerns erstem Konige, dah er als moderner, sozial denkender Herrscher den ungunstigen Zeitumstanden Bucksicht trug und fur seine Zeit die humanitat als Fuhrerin der bauenden Kunste bestellte. Ware es nicht menschlich verstandlich, roenn der in seiner Wurde erhohte Monarch seinem Konigtum durch glanzende Bauten und prachtige flusstattung, uberhaupt durch Pro- tektion alles Festlichen eine prunkende Folie zu geben ver- sucht Hatte? So aber stellte der Konig seinem Lande eine durchaus schlichte, gesunde Basis her, und das Iahrhundert, in dem Bayerns konigliche Besidenzsladt die fuhrende Bolle uber- nahm und nicht aus der hand gab, rourde trotz der meist unscheinbaren Monumente, die Max Ioseph errichtete, in einer Weise eingeleitet, die roir uns nicht vernunftiger und gluckverheihender vorstellen Konnen. Die erste Lagerische Cant>es=nusftdlung. M Iahre 1834 fand in Munchen die erste, auS den acht Kreisen des Konigreiches Bayern be- schickte Industrieausstellung statt. fin dieser beteiligten sich, abgesehen von den Zeichen- und Industrieschulen, 779 flussteller. (Es liegt daruber ein ausfuhrlicher gedruckter Bericht der aus 15 Mitgliedern bestehenden allerhochst angeordneten Komgl. Bayerischen Ministerial-Kommission vor, aus dessen (Ein- leitung roir entnehmen, dah der erste flnstoh zur Bbhaltung von Industrieausstellungen in Bayern von einzelnen Privaten ausgegangen ist. Die „Mederlage fur inlandischen Kunst- und Geroerbefleih", lesen roir da, „und der damit verbundene finzeiger des Herrn Zeller in Munchen, roelche beide vom Iahre 1814 bis zum Iahre 1821 fortbestanden, bildeten den ersten Impuls. Spater nahm sich der im Iahre 1814 gebildete polytechnische Derein mit groher Warme dieses fur die vaterlandische Industrie roichtigen Institutes an, und in den Iahren 1821, 1822 und 1823 finden auf Veranlassung des Zentral-verroaltungs-flusschusses dieses Dereines die ersten eigentlichen Industrie-flusstellungen in Munchen statt. Gbgleich jetzt diesem Privatunternehmen von Seite der kgl. Kreisregierungen die verdiente Unter- stutzung zuteil roard, so ergingen die (Einsendungen doch nur sehr sparsam. Vie Zahl der (Einsendungen belief sich im Iahre 1821 auf 84, im Iahre 1822 auf 94, im Iahre 1823 auf 74 Bummern." Zur Beurteilung und fluszeichnung der eingesandten firbeiten roar vom polytechnischen Derein eine Jury einge- setzt roorden, roelche goldene und silberne Medaillen ver- teilte, „allein damals hatte noch die vaterlandische Industrie jenen hohen flufschroung nicht erreicht, roelcher ihr spater durch die Sorgfalt seiner Majestat des Konigs zuteil rourde. Bach der Chronbesteigung Seiner Majestat des jetzt regierenden Konigs, rourde auch der flngelegenheit der Industrieausstellung besondere flufmerksamkeit zu- geroendet." Bei der Industrieausstellung des Iahres 1827 betrug die Zahl der eingesandten Gegenstande 235. Vafur muhte im Iahre 1830 aus Mangel an flusstellern eine solche unterbleiben. In diesem Iahre rourde durch eine Konigliche Derordnung bestimmt, dah alle drei Iahre eine Industrie- ausstellung stattfinden solle.