Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Hr. 36
Bayerikke ^ubilt^ums=LIa^des=Hus^felIu^g 1906
Seife 865
blankren Ivaffen auch Kuftrage an anderen technischen 3n=
stituten des Staates. Durch entsprechende Emrichtungen ist
sie imstande, auch Prazisionsarbeiten in groyerem Umfange
anzusertigen, wie der sur die bayerische Feldartillerie ge-
sertigte Richtbogenaufsatz mit Gehause T. 96 beweist.
Dah auch fruher schon die Gewehrsabrikr sich nicht
allein aus die herstellung von Gewehren und blankren
Ivaffen beschrankte, sehen rvir an dem in dem Ivandschrankr
aus der rechten Seite des Raumes ausgestellten Aurassier-
Helrn, sowie an dem schuhsesten Brust- und Riickenstuck
eines Kurasses, anherbem an zwei verschiedenen Mustern
von Lanzen fur die bayerischen Ulanenregimenter.
Durch Ubernahme von solchen Nrbeiten, roenn dieselben
auch nicht mit der lvafsensabrikration im Zusammenhang
stehen, gelingt es der Gewehrsabrikr, sich einen Stamm
tuchtiger und bewahrter Nrbeiter zu erhalten, wodurch der
rasche Ubergang zum hochbetrieb bedeutend erleichtert bezw.
uberhaupt ermoglicht wird.
Fonstige einrichtungen.
Wie in den anderen technischen Snftituten des Staates
sind auch in der GewehrsabriK zahlreiche Einrichtungen
getroffen, die teils zur Forberung des Korperlichen Wohl-
befindens der Nrbeiter, teils zu deren Schutz gegen Be=
triebsunsalle und -Schadlichkreiten dienen. Dieselben sind
in Modellen und Lildern im Verein mit den Wohlfahrts-
einrichtungen der Krtilleriewerkrstatten ic. in der benach-
barten Koje ausgestellt.
Schone Waschraume in der Nahe der Nrbeitsstellen,
sowie ein zweckmahig eingerichtetes Babehans mit Brause-
und zahlreichen Wannenbadern stehen den Nrbeitem zur
Versugung.
Soæeit notig, sind die Maschinen mit Schutzvorrichtungen
versehen.
Der beim Schleisen und Polieren der Metallteile ent-
stehende, stir die Ntmungsorgane der Nrbeiter sehr schad-
liche mineralische und metallische Staub wird durch unter-
irdische Aanale, nachdem er an den Polierscheiben ausgesangen
ist, von einem Lxhaustor abgesaugt.
Line ahnliche Ænlage beseitigt die in der Schreinerei
und bei der Schast- und Handschutzbearbeitung abfallen-
den Spatie.
311 vorstehenden Nusfuhrungen lronnte naturlich ber
reiche Stoff nicht eingehend behandelt roerben. Doch haben
diese Zeilen ihren Zweck vollstandig erfullt, wenn sie die
ausgestellten Gegenstanbe dem Verstandnis des Beschauers
naher gebracht und ihm ein ungefahres Bild des Her-
stellungsganges unserer 3nfanterieschnhwaffe geboten haben.
Die Kunfthalle der Landes -flusstellung.
Von Dr. phil. Karl £ory.
Vie Fe/ession
ist oiel mehr als die „Scholle"mit gleichmahigen £eijtungen
vertreten- Hier roar man ersichilich bei der Nuswahl
roesentlich sorgfaltiger. Nicht als ob die „Grohen" der
Gruppe sich besonders angestrengt hatten, die Lanbesaus-
stellung auszuzeichnen, 'seit einiger Zeit schon muh man
ja leider auf bayerischen Nusstellungen damit rechnen, die
beruhmten Namen der Sezession ziemlich gering vertreten
zu finden. Geroih lieben roir z. B. von Uhde jene Kleinen
anmutigen Bildchen aus dem Leben glticklicher Sugend,
die in skizzenartiger Form, aber mit viel Geschmack alle
Frische der sezessionistischen Lichtfreudigkeit geradezu zu-
sammenfassen, und die Nbendmusik, die er nach Nurnberg
sandte, ist sicher Keines der geringsten Stucke genannter
flrt; trotzdem hatte der Name Uhde desser vertreten sein
durfen. Schlimmer aber steht es mit Stuck. Man muhte
erwarten, dah das fo viel befprochene Furienbild den Be-
fuchern der Aunfthalle im allgemeinen nicht fremd fein
rourde, -es ift hein Bild, das epochemachend im Sinne wie
etroa Eichlers „Naturfest" geroorden, im Gegenteil, es ist
und bleibt ein Sorgenkind des Aunstlers, mit dem er nun
ungefahr schon ein 3ahrzehnt sich und das Publikum
bemuht. Ein Bild, das den Namen Stucks auf der
Subilaums-Landesausstellung rourdig reprasentiert, ist es
sicher nicht. Und roas hat er sonst nach Nurnberg gesandt?
Nbgesehen von dem ja auch schon Hinlanglich bekannten
Prinzregentenbildnis, das sicher nicht das beste Regenten=
bildnis der Nusstellung genannt roerden Kann, eine „Wand-
fullung"! Vah er der dekorativen Muse huldigt, roissen
roir ja schon lang. Vah aber die Reugeburt der Wand-
malerei nicht tiber ihn, sondern uber den Schweizer Dobler
unb anbere ihren Weg nehmen wirb, hatte er nicht so
grunblich motivieren sollen, wie er es burch bieses billige
mythologische Stuckchen tat, bas in ber Bewegung bes
Bacchusknaben allerbings einen, aber auch nur einen
frischen Zug aufzuweisen hat, sonst aber merkwurbig gleich-
gultig gearbeitet nur bie Vorliebe Stucks fur bekabente
Fleischtbne wieber einmal erkennen latzt. Nuch Haberman
hat sich meines Erachtens mit ber Nuswahl ber fur Nurn-
berg beftimmten Werke etroas zu leicht getan; zu seinem
eigenen Nachteil. Die eigentumliche Manier bes Runstiers
tritt auf vielen seiner Bilber beutlicher, aber auch gerecht-
fertigter unb naturlicher Hervor, als auf ben ber Lanbesaus-
ftellung uberroiefenen; namentlich bas Familienbilbnis mit