Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seife 868
Bayeritche 3ubiIauins=handes=Husifenung 1906
Ur. 36
lebteste, Rrmseligste ausstellen, wahrscheinlich, roeil es
irgendwo Heitzt, batz sie ewig jung bliebe! Wahrscheinlich,
roeil ihr die Rolle des universalsten und zuganglichsten
Erziehers beschieden ist ! klicht als ob die Sale der Kunst-
genossenschast ansprechender Leistungen vollig entbehrten :
roir roerden auch solche erroahnen hannen; aber vieles
stelit sich doch lediglich als verroasserte Rad)beterei Hente
mit Sug und Recht verlassener Bahnen dar. Genug ba-
runter ist ja allerdings so harmlos, batz manchem ein
ernstes Wort daruber nicht angebracht erscheinen honnte;
aber roenn roir benn doch einmal mit durchgreisender
Forderung einer asthetischen Lebenshultur erst mahnen
roollen, ist Rachsicht haum geboten. Wie sehr die Schein-
hunst in dieser Hinsicht verhangnisvall roirht, mag das
Beifpiel des „Rhts" von IRangold lehren, der m. E. mit
vollem Rechte angegriffen rourde; und das Tieftraurige
dabei ist vor allem, datz man derartiges stels zu Russallen
gegen die „moderne" Kunst benutzt, roahrend doch gerade
die moderne Kunst im roahren Sinne des Wortes jene fade
Sutzlichheit uberrounden hat, die in dem genannten Bild
bereits das Perverse streist. Fad und sutzlich, roenn auch
harmlos sind dann vor allem serner die zahlreichen, im
engen Kreise merkrourdiger Geistesbbe sich beroegenden,
„beruhmten" Genrestucke, die Salontirolereien, Klosterszenen
usro. usro. Unheilvoll ist vor allem, datz roohl die Mehr-
zahl der von der „Kunstler-Genossenschast" beherbergten
Bilder den Beschauer verleiten, nach dem, roas das Bild
„erzahlt", zu sragen, manche von ihnen „erzahlen" bei-
nahe einen ganzen Roman und sur allzuviele Leute ist
dann die Htalerei tatsachlich zur erzahlenden Kunst ge-
roorden ! Ist aber gar ein geroisser mystischer Schleier
um ein Bild gerooben, gibt es dem Publiko billige
Ratsel auf, dann roird es naturlich als Kunstroerk be-
staunt. Wir benhen z. B. an Kirchbachs „Menschen-
los". Raher besehen verbient es bas Russehen, bas es
erregte, haum; benn bas typische Iltenschenlos ist Hier
nicht bargestellt: selbst uber bes Hottentotten Haupt
roolbt sich ein Zeltbach, ber typische Mensch hann nicht als
isaliertes Wesenpaar in bie gigantische Gbe ber Mutter
Erbe gestellt gebacht roerben; bie ersten Menschen aber,
getrofsen vom Doppelfluch bes Brotgeroinnens unb Kinber-
gebarens unter Schroeitz unb Schmerzen, honnen nicht als
3bealge(talten menschlicher Schonheit gebacht roerben. Es
ist eine unerlaubte Kontrastroirhung, beren sich ber Kunstler
Hier bebient, um ben Einbruch zu verstarhen, unb Erlers
„Rorbische Mutter" mag ihm als Gegenbeispiel zur Seite
gestellt sein. —
Dach ber Raum gestattet nicht, alle Schroachen, bie
Hier in einer Rrt Musterharte vereinigt sinb, auszuzaHlen
unb banhbar roollen roir ber erprobten Meister gebenhen,
an benen es auch Hier nicht fehlt. Canal unb vor allem
Petersen, bie teilroeise unerreichten Wassermaler, reihen
sich neden Roubaub, ben unerschopflichen Schilberer bes
hriegerischen hauhasischen Lebens; als Lanbschafter reihen
sich bie beiben Willroiber an, v. Wierusz-Koroalshi,
Simm unb manche anbere roaren noch zu nennen, manche
inbivibuell gesehene unb roarm empfunbene Lanbschast,
manche gluckliche Rnnaherung an bie gesunben mobernen
Rnforberungen entschabigen sur bas roeniger Gelungene.
Wir trosten uns bamit, batz ber gesunbe Sinn bes Publi-
hums gerabe bie gute Durchschnittsroare am ehesten richtig
rourbigt, bei ber ungeheuren Menge bes zu besprechenben
Materials mussen roir uns im allgemeinen aus bas be-
schranhen, roas einer Derhennung (in peius so gut roie in
melius) ausgesetzt sein honnte. 3nbem roir bies ausbruck-
lich roieberholen, protestieren roir feierlichst gegen bie
etroaige Unterstellung, roir Hatten bie „Kunstler-Genassen-
schaft" ungerecht, b. h. unverhaltnismatzig einseitig unb
hurz behanbelt. Was bei hleinen Gruppen moglich roar,
verbietet sich hier von selbst.
3n ben Raumen haben auch Werhe zroeier verbienter
Toter Rnterhunft gesunben: bes Malers Zimmermann
unb bes Bilbhauers Maison, roie benn bie Plastih ber
Gruppe (ahnlich roie bie im grotzen unb ganzen sreilich
recht unbebeutenbe Schroarz-Weitz-Rbteilung) sehr umfang-
reich ist; roir roollen roenigstens bie Ramen Lina Rust,
Schreyogg, Ungerer, Wabere, Rlbertshoser, Dasio,
Heilmeier, Busch ausbrucklich erroahnen.
Von ben
klejnenen Gruppen
Hat in erster Linie ber Rabier-verein burch seine Sammel-
ausstellung sich verbient gemacht, in ber Rnetsberger,
Becher-Gunbahl, Diez, Felbbauer, ber behannte
humorist Kirchner, Linba Kogel, W. Leibl, L.Ranger,
Bernh. Panhoh, L. Rabers, Rotzmann, Sanbreuter,
Stuck, Taschner unb Welti zu Worte hommen, bie
meisten von ihnen auch burch grotzere Rrbeiten behannt
unb biese Hier in roillhommenster Weise erganzenb. Ruch
bie ubrigen Mitglieber bes Vereins verraten in gleicher
Weise Griginalitat unb Verstanbnis fur bie mobernen
Kunstsorberungen, so verschieben auch ihre Begabung sein
mag. Penn neben ben stimmungsvollen Lanbschasten von
hellingraths, Hursts, Durcks, Gamperts usro. be-
gegnen roir Hier ben in ihrer Rrt sicher beachtensroerten
Partratleistungen Bergers, Schiestls, Rumullers, Graf-
Pfaffs, Rohms; burch 3ba Strover unb Hebroig Linbe-
mann ist auch bas „schroache Geschlecht" rourbig vertreten.
Roch grotzeres 3nteresse roirb sreilich vielleicht ber Bunb
zeichnenber Kunstler beanspruchen bursen, bei roelchem
neben Beh-Gran (Buchschmuck) unb horst vor allem
Reuenborn mit seinen zahlreichen behorativen Tiergruppen
unb Kreibols mit ben (Driginalen seiner 3ugenbbucher-
illustrationen unsere Rusmerhsamheit erregen. Wer bie
vielfach sich verschlingenben Beeinslussungen bes Heutigen
Kunstschaffens speziell burch 3apan unb bie Renaissance
versolgen roill, Hat gerabe in biesen Salen reichlich Ge-
legenheit. Die Rbteilung fur
Urchitektur
zeigt einerseits, batz Munchen unb Rurnberg innerhalb
unseres „engeren Vaterlanbes" bie Mittelpunhte bes bau-
lichen Schaffens bilben, batz aber anbrerseits rings im
Lanbe bas Beburfnis nach Rnschlutz an bie neueren Be-
strebungen auf architehtonischem Gebiet empfunben unb