Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 890
Bayerifche 3ubil(lums= kandes »Bustfellung 1906
Nr. 37
Die modernen Meister haben im allgemeinen fur den
Granit, roenn es sich um ornamentalen Schmuck handelt,
so bald letzterer aushort geradlinig zu sein, immer noch
nicht viel Verroendung. Sroar man ist vorgeschritten in
der Verarbeitung des Gesteins, die Hrbeiten sind entschieden
schoner, exakter, die Politur ist ganz bedeutend desser ge-
roorben; am Schusselbazar in Munchen, am Lingange des
Gebaudes der Hypotheken- und Mechselbank dort oder in der
Treppenanlage des llpollotheaters zu Rurnberg lrann man
u. a. recht gute firbeit sehen und viele selbstandige monu-
mentale finlagen, roie der
Mendebrunnen in Leipzig,
die zahllosen Grabmaler
und die Postamente der
Denkmaler in den deutschen
Stabten zeugen beim Ver-
gleiche alter unb neuer
firbeit von grotzem Fort-
schritte. fiber roir roollen
ber Verroenbung bes Gra-
nits zu viel feinerer flrbeit
bas Wort reben, zur Ver-
roenbung zu Fassaben, zu
frontalem Schmuck ber
hauser, zu Figuren unb
zroar beshalb, roeil es geht,
roeil bas Material, roenn
es richtig Herausgefucht
roirb, sich roohl bazu eignet
unb roeil es, unb bas ist
bie hauptsache, roiberstanbs-
fahig ist. Freilich in ben
Stabten Konnte man ja
fruher nicht viel roissen von
unserem Gesteine,'bie Ge-
genben, roo es seit unvor-
benklichen Seiten Verroen-
bung fanb, liegen entfernt
von ben alten Heer- unb
Volkerstratzen- unb erst vor
ungefahr 70 Sahren suchte
man es zu Kunst-, Bahn-
Steinbruch am Sudhange der Kosseine.
unb Bruckenbauten hervor. IDir roerben sehen, roie bas
gegangen ist. Jetzt griff in allerneuester Seit ein genialer
Meister zuruck unb zeigte, inbem er seine Soroen an bas
Luitpolb-Denkmal stellte, batz ber Bilbhauer ben Granit recht
roohl gebrauchen Kann. Vas Material zu biesen Figuren
stammi von bem Subhange ber Kosseine im Fichtelgebirge
unb uns bunkt, als hatten biese etroas von bem lvalbe an
sich, aus bem sie inbirekt herstammen. Von ber Kosseine
im Fichtelgebirge zieht ein Sug granitischer Berge, ber Rich-
tung bes Lrzgebirges folgenb, gegen Norbosten, ihm gegen-
uber liegen bie Berge bes Walbsteinzuges, beibe vereinigt ber
Schneebergzug, ber genau bie Mchtung bes Thuringerroalbes
einschlagt. Welche reiche Fulle von prachtigen Gesteins-
materialien in biesen Bergen, roelche samt unb sonbers ber
Granit aufbaut, anzutreffen ist, bavon Kann sich nur ber
einen Begriff machen, roelcher sie durchroandert. Ver Granit
beherrscht die Gegend im Fichtelgebirge nicht nur in bezug
auf Berg- und Talbildung, in bezug auf Vegetation und
Klima, sondern hauptsachlich dadurch, batz er der Gegend
ihr Geprage gibt. tvunderbar sind die Formen, die er
schafft. Vie Felsenmassen, die der Zusammenbruch der
Bergesgipfel lieferte, die Felsenturme, die stehen blieben,
rufen roie auf der Luisenburg bei Wunsiedel, am Burgstein,
auf Kosseine und Nuhhardt Landschaftsbilder und groteske
Szenerien Hervor, roelche zu den grotzariigsten gehoren, die
man in ben Mittelgebirgen
zu sehen bekommt unb bie
ein in ber Neuzeit immer
mehr verrobhntes Reise-
publikum immer roieber
anzuziehen vermbgen. Ls
ist Kaum anzunehmen, batz
in ben granitischen Hbhlen
bes Fichtelgebirges, roelche
unser Gestein zusammensetzt
unb bie sich meist burch
grotze Feuchtigkeit unvor-
teilhaft auszeichnen, Men-
schen fruher siebelten, roie
in benen ber ungleich roar-
mereren Sura - Lanbschaft,
aber Tatsache ist, batz, als
man anfing, bort Hauser
zu bauen, man zu bem
nahegelegensten Materiale
griff, zum Granit. Tur-
pfosten, Lreppenstufen, bie
unvermeibliche Rampe vor
jebem stilgerechten Bauern-
Hause, Stall- unb Flurbelage
sinb aus Granit, uber-
bauerten Sahrhunberte unb
boten jebem Rngriffe Trotz.
Selbstverstanblich roar in
altester Seit niemanb ge-
Hinbert, sich bie Steine zu
holen, roelche er gebrauchte,
roo er roollte; benn ber Walb roar Gemeingut bes Volkes,
er roar frei. Sm Laufe ber Sahrhunberte hat man biesem
erst bas Wilb, bann bas Holz unb schlietzlich bie Steine
streitig gemacht unb streitig machen mussen, benn roie ge-
haust rourbe, bavon trifft man gerabe im Fichtelgebirge
recht beutliche Spuren. Scharenroeise roaren bie Bauern
nach ber Reformationszeit in bie Walber gezogen, Steine
unb Holz zu Holen unb bie Folgen bes fibtriebs unb ber
Serstbrung, bie sich roie ein Fluch aus alter Seit bis in
unsere Tage bemerkbar machen, fangen jetzt erst an, zu
verschroinben. Mas bie Steine anbelangt, so Hat zuerst
Markgraf Georg Milhelm von Bayreuth unb zroar 1726
eine Verorbnung erlassen, roelche verhinbern sollte, Marmor,
filabaster, Kalk, Gips, Schmerstein (b. i. Speckstein, roelcher
in bem einzigen Lager bes europaischen Kontinents, bei