Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 898
Bayerifdie Hublldums- Landes •flustteUung 1^06
Nr. 37
ob die Beschauerin verheiratet oder unverheiratet roar, und
bah ich daher mitunter Gegenstanbe erwahne als besonders
Gesallen erregenb, die rein Hausfraulichem Interesse be-
gegneten, wie andererseits der Bevorzugung rein Kunstlerische
oder belehrende Betrachtung zugrunde lag.
Wie ein Bild unserer Urahne steht gleich zu Bnsang
die lavendelblaue Biebermeiertante vor uns tm reizenden
Kamillenblutengeschmuckten Rahmen- wie stauen sich die
bierfesten Bayerinnen und nicht weniger Englands blonde
Tbchter vor dem reizenden Mobell des Munchener Hof-
brauhauses^ grohem Verstandnis begegnet auch die Bus-
stellung des Bayer. Frauenvereins vom roten Kreuz wobei
besonders die Verwendung der Kochkiste ausfallt. Mit
regent Interesse werden die Skranke der verschiedenen
bayerischen Frauenarbeitsschulen betragtet, dann die seinen
Tafelgeschirre und Porzellane, die prachtige Pelzausstellung,
das feuerseste Porzellangeschirr, der Kiosk der Kunstseiden-
fabrilren, die schonen Nahmaschinen, jeder Dame Heihester
Wansch^ die Kunstlerische gestickte Birkenlanbschaft unter
all den prachtigen Maschinenstickereien laht erkennen, wie
auch auf diesem Gebiete die Frauen imstande sind, wirklich
heroorragendes zu leisten. Die wundervollen Kloppel-
arbeiten, der herrliche å jour-Tischlaufer mit dem Einzuge
Kaiser Maximilians, das wie ein Gebicht anmutende Tauf-
kissen, die Wollspinnereien, der reizende Winterhiosh, der
gleihenbe glitzernde (blas- und Spiegelaufbau, die Fahrraber
und funkelnden Laternen, das Entzucken der Rablerinnen,
die schonen Kinderwagen, das Lmaillegeschirr, ohne welches
Heutigen Tages Keine Ruche mehr auskommt, die wunder-
vollen Rickelservice und Rupsergefahe, nicht zum mindesten
die Iuwelen und sonstigen Lchmucksachen, erregen das grotte
Interesse der weiblichen Besucher. Starh bewundert werden
auch die Zebernbaumchen und die sroschgrunen „Tastell"-
Bleististe der Firma B. ID. Faber, die etwas abseits stehende
Busstellung der Perlmutterknopffabrik sowie die allerliebste,
dem Leben abgelauschte Kleine Mabchengestalt mit der
hakelei, die Bekrbnung des Busbanes einer Rablerroaren-
sabrik. Den schonsten Zchlummer versprechen Steiners
Paradiesbetten, deren Busstellung ein weiterer grofter Bn-
ziehungspunkt bildet. Der grohe Bieberrneierausbau der
Munchener bringt unter anderem ebenfalls Tafelschmuck
und holzspielsachen in der Halb modernen Halb bieder-
meierschen Manier, desgleichen hochaparte Kronleuchter aus
Metall mit Malerei in gleicher Geschmacksrichtung. Mir
„biebert" es etwas zu sehr im Inbustriegebaube, fast jeber Bus-
steller glaubte ein paar Moosbaumchen ober Fahnenstangen
mit Kranzlein unb wehenben Banbern anbringen zu mussen.
IDeiter interessieren bie Spinnrable, Bauernmbbel, echte
„golbige" Thiemgauer Dauernhute, prachtige Bauernteller
unb 5chusseln, sowie bie kulturhistorische Zinngieherroerkstatte
aus bem 16. Iahrhunbert bie holbe lveiblichkeit gar machtig.
Liniger ber in biesem Gebaube untergebrachten Zimmer-
einrichtungen, bie meiner Beobachtung nach bas meiste Inte-
resse ber Damenwelt erregten, will ich ebenfalls gebenken.
Ls rodren bies bas aparte 5chlafzimmer aus Zitronenholz
ber Firma Lteinhausen, heins prachtvolles Lhzimmer mit
ber lauschigen Rische im Hintergrunbe. Lyhers reizenbes
Lrkerzimmer mit bem prachtigen Kamin, sowie besjen
schoner Lmpfangsraum in italienischer Renaissance mit ber
schonen boppelseitigen Bank in ber Mitte, bas graugebeizte
Simmer ber Dereinigten Hanbroerker Dillingens, bie Hell-
blaue Kuche ber IDeibener Kollektivausstellung, bie ibyllische
Rable = Stube vom Geroerbeverein Linbau mit bem Hub-
schen Bustritt aus bie Galerie, welche wieberum einen Blidt
aus Linbau im Bobensee unb bas Gebirge gewahrt, unb
zuletzt noch bie reizenbe echte Berchtesgabener Bauernstube,
in beren Fensternische bei ben bluhenben Geranien unb bem
Switschern bes Ranarienvogelchens es sich gewih recht ge-
mutlich sitzen laht.
Das Staatsgebaube enthalt ebenfalls fur bas roeib-
liche Geschlecht so wunbervolle Bnziehungspunkte, bah ich
nicht umhin Kann, auch Hievon bie von Frauenmunb am
meisten geruhmten anzufuhren.
Bei Bufzahlung ber Lpielsachen habe ich bereits
manches hievon berucksichtigt, so bah ich mich birekt in bie
Bbteilung bes Unterrichtswesens begebe, bas eine schier
unerschbpfliche Quelle ber Freube aller Kunstverstanbigen
Frauen ist.
IDie entzuckenb sinb zum Beispiel bie aus bem Lehr-
Kurse Dasios Hervorgegangenen grauleinenen Haubchen, wie
bekorativ ber Kinbersries mit lehrenber Ronne, bann bie
nieblichen Glas- unb Porzellanmalereien ber weiblichen
Bbteilung ber Munchener Kunstgewerbeschule, bie farbigen
Borten ber Klasse fur Kunststicken, bie Formen unb Technik
Hervorragenb beherrschenben Brbeiten, Gewebe unb Tapeten,
ber Klasse fur Musterzeichnen, 'bann bie Hubschen Gesahe
unb Vasen von Hellmuth, bie reizenben Topsereien ber
Lanbshuter keramischen Fachschule, bie prachtigen Spiren,
Kragen unb Facher ber Kloppelschulen Norbhalben unb
Stabtlern, bie in berber volkstumlicher Stidterei auf grobem
Leinen ausgefuhrten Brbeiten ber staatlichen 5tickereischule
Lnchenreuth, bie hubschen Rissenentrourse von Fraulein Ilgen
in ber Busstellung ber Rotterschen Hanbarbeitsschule, bas
Gnomenschachspiel ber Schnitzschule Bischofsheim, von welcher
auch brei allerliebste bauerische Holzfigurchen roert befunben
rourben, vom Bayerischen Geroerbemuseum angekaust zu
roerben, all bies erregte stets auss neue bie Berounberung
ber Damenwelt. Zuletzt noch ein Hinweis auf bie wunber-
volle Linrichtung fur ein Lanbhaus, IDohn- unb Schlaf-
zirnmer, ber hanbwerkerfachschule Furth, welche von bem
Munchener Lehrerinnen-Lemmar unb ber bereits erwahnten
Stickereischule Lnchenreuth reizvoll unb Kunstlerisch ausge-
geschmuckt rourbe burch herrliche Kissen, golbgestickte Tisch-
becke, entzuckenbe gestickte Garbinen, Bettbezuge in rounber-
bar feiner Durchbrucharbeit, originelle Wanbbehange aus
grobem gestickten Leinen, einer reizenben Iviegengarnitur
unb aparter Bettbecke- bie mit Hubschem Lanbshuter
Geschirr versehene niebliche Kuche weist ebenfalls einfache
gestickte Fenstervorhange auf.
Roch gar viel Schones unb Begehrenswertes finbet bie
Damenwelt in ber Busstellung, boch rourbe es nur ermuben,
noch mehr anzufuhren unb bie Leserinnen vielleicht lang-
roeilen. Darum verlassen roir jetzt bie Busstellungsraume,
nehmen Platz aus einer schattigen Bank ber Teichpromenabe