Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Seite 916
Bayerifche 3ubildums = bandes«HusHeHung 1906
Hr. 37
Allerlei aus der Praxis.
OD
Amerikanische Ingenieure uber Schnellarbeitsstahl.
Ludwig Kreichauf. Leipzig-R.
(SchluB.) (Nachdruck verboten.)
Es steht daher fest, daB Schnellbetriebsstahl, wenn an der
richtigen Stelle verwendet, mit wenigen Ausnahmen zu Betriebs-
ersparnissen fuhren wird, obgleich es Falle gibt, wo anscheinend
nichts oder nur sehr wenig gespart wird. DaB es solche Aus-
nahmen gibt, dakur hann nachstehender Fall als Beispiel dienen.
In einer Fabrik sollten tiefe Ldcher in Lokomotivwånde aus Stabl
gebohrt werden. Man wendete Schnellbetriebsstahl und elne hobe
Qeschwindigkeit an, es zeigte sich aber, daB alle Bohrer brachen,
wahrscheinlich wei1 die Spane dies verursachten. Es muBte des-
halb die Schnittgeschwindigkeit soweit herabgesetzt werden, daB
man mit gewohnlichem Kohlenstoffstahl gut arbeiten konnte, und
hier zeigte sich als Endresultat tatsåchlich, daB die Herstellung
der Arbeit mit Kohlenstoffstahl etwas geringer war, als wenn
man Bohrer aus Legierungsstahl verwendet haben wurde. Das
isi aber eln ganz besonderer Fall, der selten vorkommt. Ander-
seits hat sich wieder gezeigt, daB der neue Stabl sich nicht
gut bewahrte bel einer Qeschwindigkeit, mit der man bisher
mit gewobnlicben Werkzeugen gearbeitet hatte, sobald man aber
die Qeschwindigkeit erhdhte, entsprachen die Werkzeuge der ent-
sprocbenen hoberen Leistung. Nach dieser Richtung hin hat
der neue Legierungsstahl uberhaupt recht geheimnisvolle Elgen-
helten. In einem anderen Falle ist es namlich erwiesen worden,
daB die anzuwendende Betriebskraft bei einer bdberen
Qeschwindigkeit geringer war als bei einer niedrigen. Ganz
feststehende LInterlagen sind allerdings fur die GroBe dieser Er-
sparnisse noch nicht gesammelt worden, es ist aber Tatsache, daB
die Ersparnis wirklich vorhanden ist. Bei der betreffenden Arbeit
wurde fur Abarbeiten eines Kubikzolles Material bei einer Schnitt-
geschwindigkeit von 60 FuB in der Minute weniger Kraft gebraucht
als bei 25 FuB Qeschwindigkeit, bei ganz demselben Quantum ab-
gearbeiteten Materials. Auch ist beobachtet worden, daB es beim
Abarbeiten groBer Materialmengen vorteilhafter ist, groBe Schnitt-
flachen anzuwenden, als die Schnittgeschwindigkeit zu erhoben.
In den Werkståtten der Vortragenden ist ermittelt worden,
daB man bei Durchscbnittsarbeiten auf ziemlich bartern Maschinen-
stabl nicht viel uber 100 FuB gehen kann in der Minute, bei einer
Schnittflåche von 0,004 Quadratzoll und bei einer Anwendung von
Werkzeugen aus Legierungsstahl. Versuchsweise ist man allerdings
auch hober gegangen, fur die meisten der dort vorliegenden
Arbeiten sab man sleb aber bei 100 FuB etwa an der Grenze des
zu Erreichenden. Beim Flobeln von GrauguB auf einer 120zolligen
Hobelmaschine bat man als oberste Grenze eine Schnittgeschwindig-
keit von 30 FuB ermittelt, die bei kleinen Maschinen und leichter
Arbeit allerdings bis auf 40 und 50 FuB gesteigert werden kann,
wahrend 60 FuB schon als zuviel bezeichnet werden muB. Mit
vier Werkzeugen hat man eben da bei 33 FuB Qeschwindigkeit
0,84 Quadratzoll GuBeisen abgearbeitet, und zwar auf der er-
wahnten groBen Hobelmaschine von 120 Zoll Tischlånge.
Auf die Rekords, die man bei Versuchen aufstellt, kann man
nach der Aussage des anderen Vortragenden nicht viel geben,
denn in der Praxis werden sie nicht erreicht. Dieser Fachmann
sagt, der Dreher finde es bequem, von der groBen Geschwindig-
keit auf eine kleinere uberzugeben, und wenn man die Schnitt-
geschwindigkeiten nicht genau kontrolliere, so sei es mit dem Vorteil,
den der neue Stabl bringen konne, nicht weit her. Docb kon-
statiert derselbe Fachmann auch, daB er mit Frasern aus Legierungs-
stahl so gute Erfahrungen gemacht habe, daB er solche Werkzeuge
nicht wieder aus gewohnlichem Stabl haben mochte, selbst wenn
man sie ibm schenken wollte. Die betreffenden Fråsmaschinen
werden gruppenweise bedient, und ibre Qeschwindigkeit ist so
eingestellt, daB der betreffende Arbeiter gerade genug Zeit hat,
von einer zur anderen Maschine zu gehen, wenn jedesmal die
Arbeit beendet ist, um neue Stucke aufzuspannen. Die Schnitt-
geschwindigkeit ist gegenuber der fruheren nur sehr wenig erhobt
worden, aber der Vorteil des neuen Stahles wird bier darin ge-
funden, daB er langer aushalt als gewobnlicher, bis die Werkzeuge
wieder gesebliffen werden mussen. Manchmal laufen die Fraser
funf Tage und mebr, ja sogar neun Tage, bevor sie wieder ge-
sebliffen werden mussen. Das ist bekanntlich besonders aber dann
von Wichtigkeit, wenn die Fraser in Sortimenten vereinigt werden
und zusammen arbeiten, weil sie nach jedesmaligem Scbleifen be-
kanntlich wieder zueinander justiert werden mussen. — Auch uber
das Harten des neuen Stables wurde gesprochen, und dieses be-
reitet, wie man weiB, mannigfacbe Schwierigkeiten und wird es
auch verhindern, daB der Legierungsstahl schnell zur allgemeinen
Verwendung gelangt. Berichterstatter batte auf Anraten des Stahl-
lieferanten einen besonderen Ofen banen lassen, der fur das Heizen
eines Tiegels eingeriebtet war, in dem der Fraser auf den erforder-
licben Hitzegrad gebracht werden sollte. Letzteres gelang auch,
aber es stellte sich heraus, daB Schlackenteile am Werkzeug hangen
blieben und die scbnelle und gleichmaBige Abkublung des Metalles
verhinderte. Damit ging es also nicht, aber es wurde dann eln
Ofen fur Olfeuerung eingeriebtet, der zweckentsprechend war und
jetzt noch im Gebrauch ist. Fur das Kuhlen sind verschiedene
Substanzen versucht worden, ehe es gelang, ganz gute Ergebnisse
zu erzielen ; die besten Erfahrungen sind zuletzt mit einem Bade
aus ausgelassenem Speck gemacht worden. Zu bemerken ist, daB
die Temperaturschwankungen fur das Erhitzen ziemlich eng be-
grenzt sind und daB man sich innerhalb dieser engen Grenzen
auch halten muB, wenn man keine Feblschlage haben will. Wirk-
lich gute Resultate lassen sich daber sicher nur mit Hilfe eines
Pyrometers erzielen.
Es wird dann noch uber das Verhalten von Werkzeugen aus
Legierungsstahl bei gewissen Arbeiten berichtet. Zum Beispiel
wurden die Werkzeuge in einem Falle aus Scheiben gefertigt, die
funf Zoll Durchmesser hatten und 1B/32 Zoll stark waren. Sie
arbel teten mit einer Umlaufsgeschwindigkeit von 107 FuB in der
Minute und einem Oberflåchenvorschub des Arbeitsstuckes von
14 Zoll in der Minute. Nachdem die Werkzeuge soweit ab-
gearbeitet waren, daB die Zahne zu schmal wurden, hat man sie
auf einen kleineren Durchmesser gebracht und neu in Dienst ge-
stellt. Gehårtet wurden sie in 61 und gearbeitet wurde damit auf
gut ausgeglubtem koblenstoffreicben Stabl. Die Schnittiefe war
zirka % Zoll. Fin Fraser zum Ausfrasen einer Nut von % Zoll
Tiefe und % Zoll Breite lief mit einer Umlaufsgeschwindigkeit
von 90 FuB in der Minute bei 2 Zoll Vorschub pro Minute und
war nach einer Tatigkeit von 67 Stunden noch in guter Ver-
fassung. — Alle diese Werkzeuge wurden so stark wie nur mog-
lich erhitzt, ohne daB die Oberflåche oder die Kanten beeintrachtigt
wurden, das Harten erfolgte in ausgelassenem Speck und das
Tempern in einem Olbade von einer Temperatur bis zu 445 Grad
Fahrenheit.
Der hobe Zinnpreis
hat neuerdings viele GelbgieBer veranlaBt, ihren Bronzelegierungen
Antimon beizumengen, um die Herstellungskosten zu verringern.
Teilweise wird auch Spiauter benutzt, dieser hat aber einen
ungunstigen EinfluB auf die Farbe der Legierung. Als eine gute
Mischung wird die folgende fur solche Falle empfohlen, wo es
nicht allein auf Zåhigkeit, sondern auch auf vorteilhaftes Aussehen
ankommt: 88°/o Kupfer, 5,5% Zink, 2,75% Zinn, 2,25 % Blei und
1,5% Antimon. Kr.
——D
SchluB des redaktionellen Teiles der Technologischen Mitteilungen des Bayerischen Gewerbeniuseums.