Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Bayerifche ^ublldums’ Landes»Huskellung 1906
Seite 422
lin der hånd der Nusstellungsobjekte soli versucht
werden, einen Uberblick uber die Tatigkeit der chemischen
Forschung zu liesern, wobei von der Beschreibung der
einzelnen Gegenstande und der Nusstellungsanordnung ab-
gesehen werden soil, was umsomehr entbehrt werden Kann,
weil diese Lucke durch die „Wanderungen durch die flus=
stellung" ausgesullt wird.
Wohl eine der mannigfaltigsten Umwandlungen durch
chemische Linwirkungen ersahrt das Holz. Das Holz wird
entweder auf rein mechanischem tvege geschlifsen und liesert
alsdann den besonders zur Herstellung der untergeordneteren
Papiersorten verwendbaren Holzschliff, oder aber es wird
durch chemische Linwirkung auf Zellulose verarbeitet. Vie
Gewinnung geschieht nach 3 Versahren, nach dem soge-
nannten Natron-, elektrischen und Sulfitverfahren. Von
diesen nimmt das lettere die grotzte Bedeutung in Nnspruch.
Beim Natronversahren wird das Holz zerkleinert und mit
starker Natronlauge unter einem Drucke von 6 8 Ntmo-
spharen gekocht. Vie nach dem lvaschen und Zerkleinern
im Hollander erhaltene Masse wird gebleicht. Nach dem
elektrischen Versahren wird das zerkleinerte Holz mit Roch-
salzlosung unter gleichzeitiger Linwirkung des elektrischen
Stromes erhitzt. Das an der Rathode gebildete Natrium-
Hydroxyd bewirkt den Nusschlietzungsprozetz. Nach dem
Sulfitverfahren wird das zerkleinerte Holz mit Losungen
von Ralzium- und Magnesiumbisulfit (erhalten durch die
Linwirkung von Schweseldioxyd auf mit tvasser berieselte
Volomitstucke) wahrend 30-40 Stunden bei 3 Ntmospharen
Druck erhitzt, nachdem es zuerst 10—15 Stunden lang mit
tvasser gedampft wurde. Nach dem Nblassen der Sulfit-
lauge wird mit Kaltem tvasser gewaschen, manchmal noch
mit Lhlor nachgebleicht. Die so gewonnene Zellulose wird
entweder fur sich oder neben Lumpenfasern zur Herstellung
besserer Papiere verwendet.
Holzschliff- und Zellulosepapiere, sowie Nohmaterialien
und teilweise auch daraus gefertigte Produkte haben vor-
gefuhrt die Firmen:
(443)*) Iulius Glatz, Papierfabriken, Neidenfels i.Nhpf.
(444) Holzstoff- und Pappenfabrik Nich. Iveck, Schelineck
bei Relheim. (446) Papierfabrik Bruckmuhl Ndam & Lo.,
Bruckmuhl i. Gberb. (447) Papier- und Zellulose-Zabrik
Gg. Leinfelder, Schrobenhausen. (448) Sammelausstellung
der Haindischen Papierfabrik, Nugsburg. (450) Simoniussche
Zellulosefabriken, N.-G., tlelheim. (451) Teisnacher Papier-
sabrik, N.-G., Teisnach i. Niederb.
Ivird ungeleimtes Papier in Konz. Schwefelsaure, die
mit Vs ihres Gewichtes tvasser verdunnt ist, je nach seiner
Vicke 3—12 Sekunden eingetaucht und nachher sorgsaltig
ausgewaschen, so erhalt man das vegetabilische Pergament-
papier. Statt Schwefelsaure wird auch Thlorzink oder eine
ammonikalische Rupserlosung verwendet. Verartige Papiere
werden noch geglattet und dienen als Ersatz des tierischen Perga-
mentes. Solches Papier wird auch vielsach gesarbt und weiter
behandelt, um als Kunstliches Leder Verwendung zu finden.
(445) Heinrich Nikolaus, Pergamentpapierfabrik, Ronsberg.
*) Die angefiigten Sadlen beziehen sich auf die entsprechenden
Nummern des kfaupt-Uataloges..
Nr. 38
Behandelt man Zellulose oder desser gereinigte Baum-
wolle, welche eine sehr fein verteilte Zellulose vorstellt, mit
einem Gemische von Salpetersaure und Schwefelsaure, so
erhalt man Produkte, die unter dem Namen Rollodium-
und Schietzbaumwolle bekannt sind. Beide sind die Nus-
gangsglieder fur eine Reihe von Praparaten, welche auf
der Landesausstellung vertreten sind. Gelatiniert man
Rollodiumwolle mit spirituoser Rampherlosung und be-
handelt das gewonnene Produkt in entsprechender Iveise,
auf die naher einzugehen autzerhalb des Rahmens dieses
Berichtes liegt, so bekommt man das Zelluloid, das in ver-
schiedenster Iveise gesarbt und zu den mannigfachsten Gegen-
standen verarbeitet werden Kann. (697) Bayer. Zellu-
loidwarensabrik varm. N. Ivacker, N.-G., Nurnberg.
(698) Justus Lberhardt, Rammsabrik, Nurnberg. (704) Jean
Schwarzbeck, sruher Farnbacher, Nurnberg.
Wird Rollodiumwolle mit Nitroglyzerin mit oder ohne
Zuhilsenahme von Losungsmitteln gelatiniert, so bekommt
man die Sprenggelatine, einen Sprengstoff, der sich be-
sonders zur Vornahme von Sprengungen unter tvasser ein-
geburgert hat. Ivird das gelatinierte Gemisch von Rol=
lodiumwolle und Nitroglyzerin zu dunnen Platten ausge-
walzt und hieraus zu quadratischen Plattchen zerschnitten,
so bekommt man einen Reprasentanten von „rauchschwachem
Pulver." In gleicher Iveise Kann Schietzbaumwolle sur sich
durch Lssigather oder besser durch eine Nlkoholathermischung
gelatiniert und zerkleinert werden, um eine weitere Nrt
von rauchschwachem Pulver zu liesern. Nutzer Nitroglyzerin
Kommen auch andere Nitroverbindungen, wie Nitrotoluol usw.
als Zusatzmittel in Betracht. Vurch die INoglichkeit, die
nitrierte Zellulose durch bestimmte Losungsmittel mit oder
ohne Zusatz von anderen explosiblen Nitroverbindungen
gelutinieren und in der ungegebenen Iveise verurbeiten zu
Konnen, Hat man es in der hand, rauchschwache Pulver
von jeder gewunschten artilleristischen Wirkung zu erzeugen.
(882) Pulversabrik Hasloch a. M., G. m. b. H.
Vas rauchschwache Pulver ist gegenuber seinen Nus-
gangsprodukten Rollodiumwolle, Schietzbaumwolle und Nitro-
glyzerin durch Stotz und Schlag nicht explodierbar und
gewahrleistet dadurch beim Transporte und bei seiner Hand-
habung eine sehr grotze Sicherheit. Ls wird lediglich durch
die ubertragende Wirkung des durch Stotz, Schlag, sowie
Llektrizitat leicht explodierenden KnaUque&filbers zur Lx-
plosion gebracht, und deshalb enthalten die Zundpillen und
Zundhutchen der Patronen usw. stets Rnallquecksilber.
(883) Rheinisch-Westfalische Lprengstofs-N.-G., vorm. H. Uten=
dorsser, Nurnberg.
Line Hervorragende Bedeutung hat die Derarbeitung
der KoIlobiumæoUe zu Kunstlicher Seide oder wie sie rich-
tiger genannt wird, zu Glanzzellulose ersahren. Line Losung
von Rollodiumwolle in Nther-Nlkohol ist langst unter dem
Namen Rollodium bekannt. Wird wasserhaltige Rollodium-
wolle in Nther-Nlkohol vom bestimmten INischungsverhaltnis
gelost, so resultiert eine Flussigkeit, welche sich durch ge-
eignete Matznahmen zu dunnen Faden mit hohem Seiden-
glanze verspinnen latzt. Dieses Produkt stellt die rohe
Runstseide vor. Da diese ebenso, wie die Rollodiumwolle