Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 932
Bayerifdie 3ubildums-kandes »Huskellung 1906
Nr. 38
den hier gesteliten bedeutenden Nnforderungen zu genugen.
Seit seiner Grundung (Februar 1878) bis Ende 1905 Hat
das Bureau 3039 generelle und 1095 Detailprojekts, im
ganzen also 4134 technische Nrbeiten abgeliesert. 3n
28 Iahren rvurden 1524 Grte in Bayern mit fast 1 ^ Mil-
lionen Linwohnern entweder vollstandig neu mit Masser
versorgt oder in ihren Wasserbezugsverhaltnissen verbessert.
Der Gesamtauswand Hiefur betrug rund 60'/« Millionen
Mark, wozu der (aus Mitteln der Brandversicherungs-
anstalt gebildete) Ivasserversorgungsfonds uber 8 ‘/s Millio-
nen Mark an Zuschussen leistete. Wir Konnen diese und
andere interessante Nngaben den graphisch - statistischen
Taseln, sowie den Geschaftsberichten entnehmen, die eine
Ubersicht uber die Tatigkeit der Nnstalt geben. Unter den
ausgehangten Planen ausgesuhrter Wasserversorgungs-
anlagen mochten wir eine llbersichtskarte in 1:12 500
uber die Gruppenwasserversorgung aus dem bekanntlich so
sterilen frankischen Iurahochplateau hervorheben. Inter-
essante Modelle uber Guellsassungen, Modelle ausgesuhrter
Wasserwerke, eines Reservoirs in Eisenbeton, von Wasjer-
turmen laden zu langerem Betrachten ein, Konnen Hier
aber leider nur im Vorbeigehen erwahnt werden. Besonders
interessant ist noch eine Sammlung von Rohren, Wasser-
messern und sonstigen Masserleitungsgegenstanden. filte
romische Blei- und Tonrohren sur Badeeinrichtungen, nicht
nur aus Bayern, dazu auch solche aus den jungst ver-
flossenen Iahrhunderten sesseln unsere Blicke. Sehr aus-
fallend sind auch die Wurzelwucherungen, meist von Pappel-
und Weidearten, vulgar „Fuchsschwanze" genannt, die sich
in Beton-, Zement- und Tonrohren breit machen. Nuch
modernes Rohrleitungsmaterial ist ausgestellt (von Bocking-
halbergerhutte usw.).
„Vertere iniquum", so lautet der Sinnspruch uber einem
Gibilde, das in Gestalt eines Tichbaums, umgeben von den
Wappen der bayerischen Kreishauptstadte ein Bild von der
Lntwicklung der staatlichen Feuerversicherung in Bayern
geben will. Die verschiedenen, sruher selbstandigen Landes-
teile, die Bayern zusammensetzen, Hatten zumeist - von
der Mitte des 18. Iahrhunderts ab — alle ihre elgenen
Feuerversicherungsanstalten, (die Reichsstadt Nurnberg seit
1782), die erst im Iahre 1811 einer einzigen aUgemeinen
Brandversicherungsanstalt fur die ganze Monarchie weichen
mutzten. Diese Nnstalt ist eine „wahre Nationalanstalt"
in dem Sinne, datz alle ihre Linnahmen wieder den
Zwecken der Nnstalt (vgl. die Beitrage zur Wasserver-
sorgung) dienen sollen, datz mithin der Staat aus den
Versicherungsbeitragen Keinen Gewinn zu erzielen sucht.
Innerhalb des Konigreichs besitzt die Landesanstalt das
Monopol zur Gebaudebrandversicherung. Fur ossentliche
Gebaude besteht Versicherungszwang, die eigentlichen
Mobilien Konnen bei ihr nicht versichert werden. Die
Zahl der versicherten Gebaude betragt jetzt (1905) rund
2 172 000, die mit rund 7 044 Millionen Mark versichert
sind (gegen 734 000 Gebaude zu 433 Millionen Mark
im Iahre 1811). Seit dem 1. Gktober 1875 bis 30. Sep-
tember 1905 ereigneten sich 56 012 Brande, die dafur
ausgezahlte Gntschadigung betrug rund 136H- Millionen
Mark, llber diese und andere statistische Verhaltnisse
belehren uns eine Nnzahl Taseln mit Tabellen. Lharak-
teristische Zerstorungen durch Brand, Benzinexplosionen z. B.,
werden uns in Photographien vorgefuhrt. Von grotzem
Interesse ist eine an den Mandflachen verteilte Kollektion
von Planen und bildlichen Darstellungen, im ganzen
70 Taseln alter, teilweise im Verschwinden begriffener charak-
teristischer Gebaude der verschiedenen bayerischen Dolks-
stamme. Solches Kulturhistorisch interessantes Material zu
sammeln, hat sich die Kgl. Dersicherungskammer seit 1890
in dankenswertester Meise bemuht. In etwa 400 Proben
sind die in Bayern vorkommenden naturlichen Bausteine
ausgelegt, eine Karte gibt Nufschlutz uber ihr Dorkommen.
Daneben sind eine Reihe interessanter Kunstlicher Bau-
materialien von den betresfenden Fabrikanten zur Nus-
stellung gebracht. Mir erinnern an die Steinsabrik Ulm,
an die Terranovaindustrie in Munchen, an die im Feuer
gut erprobten Glasbausteine, Glassalzziegel und Draht-
glaser der Nktiengesellschast sur Glasindustrie, vormals
Friedr. Siemens in Dresden, an das gleichsalls seuerfeste
Baumaterial der Firma vormals Simmons & Boock in
Grafelfing bei Munchen. Nuch die nach Konrad Gautsch-
schem Derfahren impragmerten Stoffe, Seidenpapiere usw.
finden viel Beachtung. Nicht minder gilt dies von den
ausgelegten Gebaudeteilen und anderen Gegenstanden, die
die eigentumlichen, durch Hitze oder Blitz in ihrem Gesuge
entstandenen Veranderungen zeigen sollen. Besonders inter-
essant sind einige Heu- und Grummetproben in ver-
schiedenen Stadien der Selbstentzundung und Derkohlung.
Nuch selbsttatige Feuermelder und Feuerloschbrausen werden
uns vorgefuhrt.
Im Nnschlutz an die Brandversicherungsanstalt wurde
1884 eine Landeshagelversicherungsanstalt ins Leben ge-
rufen, deren Tatigkeit und Bedeutung uns gleichsalls
durch graphische Darstellungen, Karten und andere Nus-
stellungsgegenstande erlautert wird. Seit ihrem Lrrichtungs-
jahr bis jetzt sind 35,6 Millionen Mark fur Hagelschaden
gezahlt worden, die Zahl der Dersicherten 1905 war
142 556, die ganze Versicherungssumme betrug 229*/2
Millionen, die Beitrage 1905 3,8 Millionen, die gezahlte
Lntschadigung 1905 3,1 Millionen Mark. Karten mit
aufgesteckten Fahnchen, die die von Hagelschaden betroffenen
Grte anzeigen, machen uns klar, wie Haufig doch diese
schweren Unbilden der IDitterung auftreten. Verhagelte
Getreideahren und Iveintrauben, Nachbildungen von
Huhnereigrotzen Hagelkornern, Photographien interessanter
Hagelwolken, durch hagel beschadigte Dach- und Schieser-
platten mit grotzen ausgeschlagenen Lochern darin bilden
weiter viel betrachtete Gbjekte dieser Sonderausstellung.
Durch Karten und Diagramme werden auch die Ver-
haltnisse der seit 1896 bestehenden Landes-Viehversicherungs-
anstalt und der 1900 gegrundeten Landes-Pferdever-
sicherungsanstalt veranschaulicht. Trstere Hat in 9 Iahren
76600 Schadenfalle mit 11441 195 Mk., letztere in 5 Iahren
10913 Schadenfalle mit 4031 239 Mk. entschadigt. Die
Versicherten haben von beiden Nnstalten betrachtlich mehr
erhalten, als ihr Nufwand an Beitragen ausgemacht Hat.