Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Bevor wir nun hinaufsteigen in die Räume, in welchen wir das Verfahren der Lithographie näher kennen
lernen werden, wollen wir vorab noch das Kellergeschoss dieses südlichen Flügels kurz in Augenschein nehmen. Es
enthält, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, die Rohstoffe für die Steindruckerei. Hier sehen wir zunächst wieder
das umfangreiche Papierlager mit seinen mannigfaltigen Papier- und Cartongattungen für die verschiedensten Arten
der Lithographie, sowie das Farblager mit den Farbmühlen, weiter erfreuen wir uns hier an dem Steinreichthum
der Firma, welcher in über 5000 Solnhofener Platten jeglicher Grösse besteht, die in den kräftigen Börten in untadel-
hafter Ordnung übersichtlich untergebracht sind, und schauen mit Vergnügen dem Spiele der Steinschleifmaschine
zu, welche die alten Steine durch Abschleifen der ausgedienten, fettgetränkten Schichten wieder jung und gebrauchs-
fähig machen und neue, glatte, jungfräuliche Oberflächen an den Steinen erzeugen; gegenüber der in gemessenem
Tempo sicli drehenden Steindrehachse dreht sicli rastlos und rascli die dazu excentrisch gelagerte Schleiffläche und unter-
stützt so die emsig schaffenden Menschenarme, die mit Bimsstein und plätscherndem Wasser dann den letzten Schliff
anlegen, denn untadelhaft rein und als genaue Ebene muss sicli die Steinoberfläche darstellen, wenn das Kunstwerk
des Lithographen in einem sauberen Gelingen des Druckes seinen Lohn finden soll.
Das ganze Verfahren des Steindruckes beruht auf der Grundeigenschaft des lithographischen Steines
— eines etwas thonhaltigen Kalkschiefers — trotz seines sehr feinen, dichten Kornes, sowohl Fett als Wasser, über-
haupt Flüssigkeiten auf geringe Tiefe einzusaugen, und nach dem Grundsatze „Gleich und gleich gesellt sich gern“,
nimmt eine gefettete Stelle leicht die fette Druckfarbe an, während eine mit Wasser genetzte Stelle sie nicht annimmt.
Hat man daher einen eben geschliffenen, lithographischen Stein, sei es durch Bezeichnen mit fetter Kreide oder fetter
Tusche an den Stellen der Striche gefettet und überfährt man denselben mit einem nassen Schwamm, hierauf mit
einer Farbwalze, so wird sich die fette lithographische Farbe an jenen Stellen anhängen, welche früher mit fetter
Kreide oder Tusche gefettet wurden, während die mit Wasser genetzten Stellen von Farbe frei bleiben; presst man
also reines Papier gegen den so vorbereiteten Stein, so wird man den Abdruck in getreuem Spiegelbilde erhalten.
Mit reinen Fettstoffen lässt sich jedoch schlecht zeichnen, man zieht deshalb vor, das Fett erst nach dem
Zeichnen auf dem Steine sich ausscheiden und aufsaugen zu lassen. Die lithographische Tinte oder Zeichenfarbe etc.
enthält deshalb Seife als wesentlichen Bestandtheil. In der Seife ist das Fett mit einem Alkali verbunden und hat
in dieser Form seinen Widerstand gegen das Wasser verloren. Trägt man mit solcher Farbe eine Zeichnung auf
den Stein und behandelt darauf die Fläche mit verdünnter Säure, „ätzt man“, so wird durch deren Einwirkung die
Seife zersetzt, indem sicli ihr Alkali mit der Säure vereinigt und das Fett ausgeschieden wird, wodurch die bezeichneten
Stellen die nothwendige Widerstandsfähigkeit gegen Wasser erhalten und anziehend auf die fettige Druckfarbe wirken,
40