Gartentechnik Und Gartenkunst
Forfatter: Franz Sales Meyer, Friedrich Ries
År: 1911
Forlag: Carl Scholtze Verlag
Sted: Leipzig
Sider: 744
UDK: 635.2
Mit 490 Abbildungen Und Plänen Sowie 8 Tafeln In Farbendruck
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Die Gartenkunst
in Reihen gesetzt, so s t i 1 i s i e r t die Gartenkunst ihr Werk mehr oder weniger. In diesem Sinne kann man zwei grundsätzlich verschiedene Richtungen der Gartenkunst auseinanderhalten. In diesem Sinne gibt es zwei Gartenstile:
a) einen natürlichen oder landschaftlichen Stil, b) einen geometrischen oder regelmäßigen Stil.
Die geschichtlichen Stile werden bedingt durch den Umstand, daß die Auffassung der Kunst zu verschiedenen Zeiten verschieden ist. Bezüglich der Gartenkunst führt man weniger geschichtliche Stile auf, als in bezug auf andere bildende Künste. Das rührt daher: das Material der Gartenkunst ist kein totes, sondern ein lebendiges. Während beispielsweise in der Villa des Hadrian bei Tivoli (Abb. 2) die Ruinen der Architektur heute noch ein ungefähres Bild der römischen Bauten geben, so sind die ursprünglichen Pflanzenbestände längst dahin und durch anderes ersetzt. Das lebende Material überdauert auch in seinen zähesten Vertretern nur ausnahmsweise den Zeitraum von 500 Jahren. Wir kennen die Gärten des Altertums und des Mittelalters wohl aus den Beschreibungen und Aufzeichnungen, aber nicht aus eigener Anschauung.
Die Gartenkunst gestattet immer einen Schluß auf die gleichzeitige Auffassung von Natur und Kunst und sie ist deshalb mit anderem ein kulturgeschichtlicher Maßstab. Für neue Kunst- und Kulturideen, für einen neuen Stil übernimmt stets irgend ein Land die Führung. Der betreffende Stil geht von diesem Lande aus oder wird in demselben groß. Die Stilbenennung kann sich dann mit dem Ursprungs- oder Heimatszeugnis decken. In diesem Sinne ist es üblich, drei Hauptstile der Gartenkunst zu unterscheiden:
a) den italienischen Gartenstil,
b) den französischen Gartenstil,
c) den englischen Gartenstil.
Der Zeit nach fällt die Entstehung dieser Gartenstile beiläufig zusammen mit dem Aufblühen der Architekturstile der Renaissance-, Barock- und Rokokozeit (1500—1650—1720). Der italienische und der französische Gartenstil sind geometrische Stile; der englische Gartenstil ist Landschafts- oder Naturstil. Für das Zustandekommen des letzteren war mitbedingend das Bekanntwerden der chinesischen Gärten. Hinsichtlich des „holländischen“ Gartenstils, der auch gelegentlich genannt wird, ist zu bemerken, daß er zeitlich mit dem italienischen und französischen zusammenfällt und als Provinzstil gewisse Eigenheiten hat, die aber zu unwesentlich sind, um denselben als besonders charakterisierten Gartenstil mit aufzuführen.
Die neuzeitige Gartenkunst verfährt eklektisch, auswählend-nachbildend. Sie huldigt im allgemeinen dem natürlichen Stil, macht aber auch dem geometrischen Stil ihre Zugeständnisse. Sie vermittelt bis zu einem gewissen Grade die schroffen Gegensätze der vorausgegangenen Stile und sucht von jedem das Beste zu behalten nach ihrer Auffassung. In diesem Sinne ist man berechtigt, von einem gemischten Gartenstil zu sprechen.