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Abschnitt I. Geschichtlicher Überblick
Abb. 3. Gärtlein des 15. Jahrhunderts. Nach einer alten Bilderhandschrift.
einräumen, als in der Burg und im städtischen Hause möglich war. Im Grundriß des Klosters von St. Gallen liegt er neben dem Friedhof der Mönche. In vielen Klöstern erinnert seine Anlage an das Peristyl des römischen Hauses. Der viereckige Garten ist allseitig umgeben von gewölbten Säulengängen. Er wird durch zwei sich kreuzende Hauptwege in vier große Felder zerlegt. Am Kreuzungspunkt der Wege steht ein Wasserbecken mit Springbrunnen oder der Brunnen ist wie in Maulbronn auf einer der vier Seiten in den Garten vorgebaut. An den Seiten ranken Rosen, Wein, Efeu und Geisblatt zwischen anderem Gesträuch. Die Felder verbleiben als Rasen mit Obstbäumen oder nehmen Gemüsebeete auf. Auf den Rabatten stehen Blumen, Gewürz- und Arzneikräuter. Im St. Gallener Plan ist für die Mitte des kleinen Klosterhofes „Savina Sefi-baum“ eingeschrieben (Juniperus Sabina).
In Deutschland, Frankreich und Italien hatte das Mittelalter vereinzelt auch größere Gärten aufzuweisen, die zu einer gewissen Berühmtheit gelangten, so z. B. in Worms, Paris, Florenz. Die Gärten des Königs R e n é bei Angers und Aix hatten freistehende Terrassen mit Weinlauben, mit fremden wohlriechenden Sträuchern und Blumen, mit einem fließenden Bach, mit Palästen und Sommerhäusern, mit Drahtgeflecht umzogene Vogelgehege, in denen niedrige Bäume standen usw.