Abschnitt I. Geschichtlicher Überblick
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Abb. 25. Park zu Wörlitz.
Gartenkunst Unfug trieb. Sie sollte in dem Genießenden alle möglichen Gefühle erwecken, Trauer, Freude, Melancholie, Heroismus, Zufriedenheit usw. Das versuchte man mit Trauerweiden, abgebrochenen Säulen, Aschenurnen, Ruinen, Tempeln, Pagoden, Moscheen, Einsiedeleien und ähnlichen Dingen und den Gartenbesuchern, die etwas schwer von Begriff waren, kam man mit Eselsbrücken zu Hilfe in der Form von Inschriften auf Felsblöcken und Anschlagtafeln. Man setzte großen Männern, geliebten Toten, ja sogar Hunden in den Gärten Büsten und Gedenksteine. Das waren Modetorheiten, über die man heute gerade sogut spotten kann, wie über die Vexierwasser und Baum-künsteleien der Barockzeit.
Übersieht man rückblickend das Ganze, so kann man sich dahin fassen, daß über den Naturstil unnötig viel geschrieben wurde, Gutes und anderes, Geistreiches und Überkluges. Der praktische Erfolg der Gartenkunst stand demgegenüber zunächst nicht im Verhältnis. Es ist leichter, die Schönheit der Natur zu empfinden und zu schildern, als sie zu malen und es ist wiederum leichter sie zu malen, als sie im Garten künstlich erstehen zu lassen.
Wenn der Garten die der Kunst unterworfene Natur ist, so kann man die Kunst nicht kurzweg durch die Natur ersetzen. Je mehr Freiheit aber dei Natur im Garten gegeben wird, desto schwerer fällt es der Kunst, den Garten zu einem wirklichen Kunstwerk zu gestalten. Das ist in Hinsicht auf den Naturstil auch erst später gelungen.
6. Die chinesischen und japanischen Gärten.
China und Japan, die Reiche der Mitte und der aufgehenden Sonne, sind alte Kulturländer. China datiert seine Geschichte über tausend Jahre vor Christus zurück; die japanische Kultur ist etwas jünger und ursprünglich von