Abschnitt I. Geschichtlicher Überblick
39
Abb. 26. Chinesische Ehrenpforte. (Nach K. Ogawa.)
Diorama der Rokokogärten ursprünglich chinesische Erfindung und importiert. In Grotten und Höhlen hausen Kaninchen. Im Gehölze, das hauptsächlich den tiefen und ebenen Gartenteilen vorbehalten bleibt, schleichen Rehe und Gazellen. Auf den Wassern schwimmen Wasservögel, blühen Seerosen und verkehren reich geschmückte Fahrzeuge. An Kunstwerken sind phantastische Stücke aus Bronze, Speckstein, Alabaster usw. aufgestellt. Die Baumkünstelei ist dem Chinesen ein gern betriebener Sport; Fabeltiere oder fabelhaft stilisierte Tiergestalten werden aus dem Grün von Kübelpflanzen geschnitten.
Während die kaiserlichen Gärten große Anlagen mit künstlichen Erderhebungen und Bauten reichster Ausführung sind, haben die Gärten der Beamten und reichen Privatleute selbstredend kleineren Umfang und sind auch im übrigen bescheidener gehalten. Die dem Kultus dienenden Pagoden und Tempel mit ihren geschweiften, glockenbehangenen Dächern und seltsamen Portalen sind mit Gartenanlagen verbunden, in denen ehrwürdige und geheiligte Bäume gehegt werden (Abb. 26).
Der Japaner hat ein stark entwickeltes Naturgefühl. Wo er die Schönheit der Natur nicht schon vorfindet, dahin verpflanzt er sie mit künstlichen Mitteln. Die handfertige Geschicklichkeit und den Sinn für das Pittoreske teilt er mit dem Chinesen; seine künstlerischen Leistungen aber sind weniger bizarr und dafür um so geistreicher; sie sind mehr naturalistisch und deshalb für uns verständlicher und ansprechender. Der Garten heißt in der Sprache des Japaners San-sui, d. h. Berg und Wasser und damit sind seine Hauptmittel angedeutet. Vieles mag im japanischen Garten chinesische Tradition sein; zweifellos ist abei