Abschnitt I. Geschichtlicher Überblick
41
streichen kann. Veranden und weit ausladende Dächer gestatten den Aufenthalt im Freien zur guten Jahreszeit. Im Innern ermöglichen leichte verschiebbare Wände eine beliebige Raumverteilung. (Abb. 27.)
Von bescheidenem Umfang, aber fast überall vorhanden sind die Ziergärten der Tee- und Wohnhäuser. Das Teehaus ist für die Zusammenkünfte der Männerwelt geschaffen, spielt also ungefähr die Rolle einer Gartenwirtschaft oder eines Gesellschaftsgartens nach unseren Begriffen. Die Ziergärten des Tee- und Wohnhauses dienen aber weniger dazu, sich darin zu ergehen — dafür sind sie zu klein — als sie vom Haus aus im Überschauen zu genießen. Sie sind ein Stück Landschaft en miniature. Felsblöcke, von phantastischer Form stellen die Berge vor. Wo sie nicht in der Nähe zu haben sind, werden sie von weither verschrieben. Besonders begehrt sind rote, vom Meer ausge-
Abb. 28. Japanischer Garten. (Jap.-britische Ausstellung, London 1910.)
waschene und zerklüftete Blöcke von der Insel Sado. Wege hat der kleine Ziergarten nicht. Zwischen den Felsen fließen kleine Bäche, seitlich gefaßt durch eingerammte Pfahlreihen. Im Rasen liegen unregelmäßig geformte, plattenartige Schrittsteine (Shiki-dai) und von Stein zu Stein schreitend, läßt sich der Garten begehen, wenn es seine Pflege erforderlich macht. Will sich zur Sommerszeit eine Gesellschaft im Garten selbst niederlassen, so werden Podien, gebaut wie Tische mit niedrigen Füßen, dort aufgestellt.
Die Wasser sind mit Schildkröten, Gold- und Silberfischen, Salamandern usw. belebt und wo sie tiefere Einschnitte passieren, spannt sich gelegentlich eine kleine Brücke, aus einem Stück Stein gehöhlt oder aus Bambus konstruiert. Das Pflanzenmaterial besteht aus schönblühenden Sträuchern, an denen die japanische Flora reich ist, Glyzinen, Camellien, Kerrien, Aprikosen (Prunus Mume), Rosen, aus Chrysanthemum, Iris, Lilien, aus Cycas, Raphis, Bam-