638
Abschnitt XII
manches andere mitsprechen. Die allein zulässige Vorhersagung läßt sich nur machen auf Grund der am jeweiligen Ort gemachten Erfahrungen.
Es ist eine bekannte Wahrnehmung, daß beim Erfrieren der Pflanzen nicht allein der niedrige Temperaturgrad seine Rolle spielt; die Kälte wirkt um so ungünstiger, je länger sie anhält. Das Erfrieren ist in vielen Fällen gleichbedeutend mit Vertrocknen. Die Wurzeln haben die Saftzufuhr eingestellt, während die oberirdischen Teile die Verdunstung nicht dementsprechend einstellen können. Damit steht offenbar auch die Tatsache im Zusammenhang, daß die Pflanzen leichter erfrieren, wenn sie frisch gepflanzt sind, als
Abb. 424. Winterschutz der Koniferen.
in anderen Fällen. Das Geschäft der Wasserzufuhr ist den Wurzeln durch die Wachstumsstörung erschwert. Die Pflanze kann allerdings auch dadurch sterben, daß das Wasser im Innern gefriert und die Gefäße zerreißt. In dieser Hinsicht ist die Überführung vom gefrorenen Zustand in den nicht gefrorenen sehr wichtig. Langsam auftauende Pflanzen nehmen weniger Schaden als solche, die vom Frost unvermittelt in die Wärme kommen. Deshalb leiden Pflanzen im Freien unter der Kälte besonders da, wo sie von der Sonne beschienen werden. Ein gewisser Winterschutz besteht also schon darin, daß empfindliche Gewächse nicht an exponierte Stellen gepflanzt werden, nicht in den Ostwind und nicht in die Morgensonne. Im Schutze stehend, d. h. von anderen Pflanzen, von Mauern usw. umgeben, sind die Gewächse nicht nur