Abschnitt XIII
Das gärtnerische Zeichnen und Modellieren, das Entwerfen der Pläne und ihre Übertragung an den Platz.
1. Die Darstellung im allgemeinen. — 2. Die verschiedenen Methoden der Darstellung im besonderen. — 3. Das Entwerfen. — 4. Die Übertragung der Pläne auf den Platz.
1. Die Darstellung im allgemeinen.
Wie die Gartenkunst im Laufe der Jahrhunderte mancherlei Wandlungen unterworfen war, so hat sich auch die Auffassung über die Art der graphischen Wiedergabe geändert. Wir kennen aus einem Grab zu Abd el Qurna in Theben die altägyptische Darstellung eines mit Bäumen umpflanzten viereckigen Teiches (Abb. 433). Der letztere ist im Grundriß gegeben. Die Bäume erscheinen nach allen vier Seiten um 90° nach außen umgelegt, sind
also wie Aufrisse gezeichnet. Die vier Bäume an den Ecken brachten, als je zwei Seiten angehörend, den Darsteller in Verlegenheit und er hat sie in der Richtung der Diagonalen umgelegt. Das Wasser ist durch Zickzacklinien vorgestellt; die Wasserschöpfer und die Lotusblumen sind wieder umgelegte Aufrisse, wobei eine der vier Seiten Achse ist. Diese Darstellung mit der naiven Verquickung von Grund- und Aufriß hat für uns etwas Merkwürdiges; sie wird uns aber begreiflicher, wenn wir überlegen, daß Kinder in ähnlicher Weise darzustellen pflegen (Abb. 434). Dem alten Ägypter würde ein modern
dargestellter Gartenplan mindestens ebenso merkwürdig erscheinen. Die Übertragung des Körperlichen in die Ebene (Projektion) ist eben eine Abstraktion; sie wurde zu verschiedener Zeit verschieden versucht und vom Standpunkt des alten Ägypters zum unserigen ist es ein weiter Weg. Den römischen Baukünstlern und Malern war das Zeichnen in Grund- und Aufriß bekannt und ebenso die perspektivische Darstellung (Abb. 435), wenn auch nicht auf Grundlage der darstellenden Geometrie, sondern nur auf Grund der nach der Natur gewonnenen Anschauung, der erfahrungsgemäßen Erscheinung. Die pompejanische Landschaft
Abb. 433.
Darstellung eines viereckigen Teiches. Grab zu Abd el Qurna bei Theben.