Die Reklame Ihre Kunst Und Wissenschaft
Forfatter: Paul Ruben
År: 1914
Forlag: Hermann Paetel Verlag G.M.B.H.
Sted: Berlin
Udgave: 4
Sider: 359
UDK: 659.1
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REKLAME-NEPPER
VON ERNST GROWALD
So alt, wie die Reklame felbft, ift die Zunft der Reklamenepper, d. h.
derjenigen, die die Reklame zur Bauernfängerei benutzen. Während
aber im Altertum und Mittelalter bis iiber die Mitte des vorigen
Jahrhunderts hinaus die Reklame nur dazu miBbraucht wurde, Dumme fur
irgendeinen Schwindel einzu fangen, wird fie feit diefer Zeit mit Vorliebe
audi an fidi als Neppobjekt benutzt.
Quackfalber und Kurpfufcher haben fchon im graueften Altertum das
Volk zu täulHien gewuBt, Haarfalben, Augenwafler, Gefundheitstees ufw.
find bereits im Mittelalter durdi Reklame vertrieben worden,- der Neuzeit
erft ift es gelungen, die Reklamemadienden felbft auszubeuten.
Seit uralter Zeit wird die Reklame von Quackfalbern und Heilfdiwindlern
mifibraucht — heidnifche Zauberer und Medizinmänner, Sdiamanen und
Priefter, die Augenärzte des alten Roms, Sdiarlatane und Geheimmittel-
fchwindler des 15. und 16. Jahrhunderts, wie Fauft und Paracelfus, die
Mesmer, Dr. Eifenbart, Caglioftro, Graham ufw. des 17. und 18. Jahr~
hunderts und die Fabrikanten der amerikanifchenPatentmedizinen im Anfang
des 19. Jahrhunderts wuBten fur fich ebenfo gelHiickt Reklame zu machen
wie die Haarfalben^, Gefundheitstees und Nervenheilmittel-Vertreiber
und Kurpfuföber unferer Tage.
Scheinbar ift auch heute gegen alle diefe Volksbegludter erft dann er^
folgreidi anzukämpfen, wenn fie ihr Sdiäfdien bereits im Trocknen haben.
Und auch dann Ichlagen fie den Verfolgern noch ein Sdhnippdien, indem fie
unter anderem Namen wieder auferfiehen und dem Verniditungskampf—
dellen Dauer fie genau kennen — in Ruhe entgegenfehen. Es ift ein grunde
legender Fehier, daB diefen Leuten erft zu Leibe gegangen wird, nadidem
fie bereits das Volk gebrandfchatzt haben.
Anftatt durdi jährliche Liften die als Sdiwindel erkannten Mittel zu ver-
bieten, follte das Anzeigen von alfen medizinifchen und fonftigen Heilmitteln
von einer ausdrucklichen Erlaubnis abhängig gemadit werden. Der Kranke
— befonders aber der eingebildete Kranke — wird flets nidit nur das hefte
Ausbeutungsobjekt, fondern audi der hefte Helfer fur den Heilmitteln
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