Die Reklame Ihre Kunst Und Wissenschaft

Während die Glasmalerei fruher nur in Kirchen und Kapellen Heim- ftätten fand, was die groØe Anzahl alter fakraler Gemäldefenfter nodi heute bezeugt, hat man im Zeitalter der Induftrialifierung die Glasmalerei anderen Zwedken zuzufuhren gewuBt und ihre Kunft in den Dienft vor- nehmer Reklame geftellt — Sie hat geholfen kunftleril&e und äfthetifche Werke zu l&affen und zweifellos die Reklame veredelt. Das aber konnte erft zu einer Zeit gefchehen, wo man imftande war, eine uberaus Rorende Wirkung farbiger Glasfenfter bei kunftlidier Beleuditung fbrtzufchaffen. Mit Recht verlangte man, die Fenfter follten auch bei der kunftlidien Beleuditung, namentlidi des GroBftadtabends, gunftig wirken, während fie bei Tagesbeleucbtung ja von felbft Leben boten. Diefe Aufgabe ilt nunmehr nadi neuen Syftemen glänzend gelölt worden: Blattgold wird zwifchen zwei Glaslchiditen eingefchmolzen, womit kleine in der Durchsicht gelblidie, in der Aufsicht goldene und filberne Flädien erzielt werden. — Diefe »Smalten« find durdi das Blattgold naturgemäB in der Fläche bel&ränkt und muffen durdi vielfältige Verbleiung zufammen^ gehalten werden. — Durdi die Bleiftruktur erzeugt man mufivildi wirk^ farne Ichillernde Objekte. — Durdi Anwendung opaker GlasfuBe werden fubtile Nuancen und verbluffende Tönungen erreicht, fo dal) mir Worte fehlen, um den ernsten und pråchtigen Charakter diefer Werke wieder= zugeben. Auch in der Kleinkunst des Schaufensters können derartige Glas^ malereien — nadi ihrer befonderen Tedinik »Goldverglafung« genannt — wirkfam bei naturlidier und kiinftlidier Beleuchtung Anwendung finden. Denn es werden Leiftungen und Effekte erzeugt, die geeignet find, in ihren vielfadhen Anwendungsmöglichkeiten als neue Werte fur die Innen- und Au/Jen-Reklame im Schaufenster wie im Innenraum selbst zu dienen. Denn nidit anders als zu Reklamezwecken werden IHilieBlidi die hervor- ragenden Innenbauten moderner Warenhäufer errichtet, die in ihrer Farbig- keit und Schönheit beredtes Zeugnis dafur ablegen, daB Kauf=r und Waren- häufer, zumZwecke vornehmer Innenreklame von monumentaler Wirkung, fidi der Glasmalerei mit Erfolg bedienen! Idi hatte Gelegenheit, im Atelier von Schmidt (Berlin) kirdilidie und profane Kunft zu fehen, — den (trengen, asketischen »Chriftus« von Profeflbr Otto GuBmann in feiner wunderbaren Wirkung und daneben — idi mödite beinahe fagen als Kontraft, moderne, raffiniert pikante 204