Die Reklame Ihre Kunst Und Wissenschaft
Forfatter: Paul Ruben
År: 1914
Forlag: Hermann Paetel Verlag G.M.B.H.
Sted: Berlin
Udgave: 4
Sider: 359
UDK: 659.1
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DIE PSVCHOLOGIE DER REKLAME
VON PAUL RUBEN
Während beim Tiere der Inftinkt vorhanden, eine furforglidie
Vorfehung Gutes vom Bösen, das Gefährliche vom Nutzlidien
Icheidet — ift der mit Vernunft begabte Menfch hilflos dem
Dafein uberlaflen — angewiefen allein auf die Mutterliebe, — fo die Re~
klarne auf die Liebe des Unternehmers oder Reklamefadimannes. —
Die Reklame, das Produkt wirtfchaftlicher Notwendigkeit, läBt fidh fehr
wohl mit dem hilflofen Kinde vergleidien, - Mit je gröDerer Liebe und
Verftändnis das Kind von Geburt an gepflegt und erzogen wird, je fdiöner
wird feine Form und Gefundheit fidb geftalten. —
Wie die Mutter, unlöslidi mit dem Kinde verknupft, die Pflege als
idealfte Aufgabe betrachtet, fo der Berater, weldier fein Kind, »die Reklame«
liebt und zum Erfolge in idealer und wirtfdiaftlicher Beziehung erziehen
will. ■—
Reklame und Ideal? Wie paradox das klingt! Wie einlt die Kunftler
uberernährte Kinder an der Bruft der Mutter mit Gebärden nadi Modellen
nicht von Säuglingen, fondern alterer Kinder malten, fo wurden audi bis
vor nidht allzulanger Zeit die Kinder der Reklame ubernaturlidi auf-
dringlich, wenn nicht gar abftoBend dargeftellt. —- Es ilt deshalb nicht zu
verwundern, wenn die Reklame bis heute nicht zu dem Anfehen gelangt
i(t, das zu erwerben die heutige Zeit fich anfHiickt. —
Reklame und Kunft, Reklame und Wiflenfchaft, kunftlerifdie und wiflen^
fdiaftlidie Reklame - mutet das nicht wie eine Abart Ubertreibung an?
Ift das nicht fchon wieder Reklame fur die Reklame? tind dennoch — wer
fidi auf verfchiedenen Gebieten wiflenl&aftlidier und wirtfdiaftlidier Arbeit,
kunftlerifdier und gewerblicher Leiftung zu einer Anfidit durchgerungen
hat, dem lohnt es wohl der Muhe, die Reklame zu pflegen. Deshalb fei
der Vergleidi mit dem Kinde geftattet!
Wer aber ift nun zur Pflege der Reklame berufen? Bei dem Kinde ift
es die Mutter, bei der Reklame mufi der gewiflenhafte Berater oder Fack=
mann die miitterliche Pflegerin vertreten! Wer ift nun der Padimann? Wie
liberal! im Leben, fo auch hier, viele fuhlen fich berufen, aber nur wenige
find auserwählt. —
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