Die Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur
År: 1922
Forlag: Hannoverische Maschinenbau-Actien-Gesellschaft
Sted: Hannover-Linden
Sider: 170
UDK: 625.282(06) Han
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HANOMAG, HANNOVER
linden
G090
Baurat E. Metzeltin, Hannover.
Abb. 5 Auf der Lokomotive eines Panzerzuges.
Nach dem Leben gezeichnet von Felix Schwormstädt.
Original im Besitze des Herrn
Er sieht nicht mit den
ordnet die Eindrücke
wiedergegeben zu haben,
ist das Verdienst des Ber-
liner Malers Hans Ba-
luschek. Er empfindet
überall im Eisenbahn-
betriebe künstlerische
Eindrücke und Bilder
voll Poesie. Er öffnet
uns die Augen für diese
Reize und lehrt uns in
seinen Bildern erkennen,
daß unser als nüchtern
verschrieenes Zeitalter
der Technik voll ist von
Märchen und Wundern,
wie sie phantasiere!ehe
Erzähler früherer Zeiten
nicht zu erfinden ge-
wagt haben. Die Welt
der Technik bietet für
den Künstler, dessen
Auge neue Formen, neue
Schönheiten, neue Mo-
tive für sein Schaffen
sucht, eine unerschöpf-
liche Fundgrube von
Anregungen und Vorbil-
dern. So ist es bei Ba-
luschek. Seine Seele
steht „überwältigt vor
dem Anblicke der durch
Technik gebändigten Welt.
Augen des Technikers, er
nicht sachverständig ein, sondern unterliegt dem
Eindruck der gewaltigen Bewegung des Ungetümen
Eisenbahnzuges, dem verwirrenden Eindruck eines
mannigfach ineinandergreifenden Gleisnetzes mH
qualmenden Lokomotiven, dem Richtungski cuzweg
von Überführungen, der vielfältigen Kräfteüber-
tragung von Eisenkonstruktionen. All das begeisteit
ihn nicht, wie den Techniker die mustergültige
Leistung, sondern drängt mit dumpfer Rätselkraft
auf ihn ein, wie auf das Kind gewisse Eindrücke
aus Märchen- und Gespenstergeschichten. Und diese
Eindrücke sind es, denen er feste Gestalt erteilt,
eine freudlose, aus brutalster Wirklichkeit geborene,
aber von enormen Erschütterungen durchlebte Well.
Erst durch ihn hat der Laie Augen dafür bekommen,
mit welcher Wucht die 1 echnik unser Leben, umge-
staltet hat; erst durch ihn hat er auch eine Ahnung
davon bekommen, welche verborgenen seelischen
Reize in diesen oft als kalt oder häßlich ge-
schmähten Leistungen
der Technik stecken.“
(Dr. R. Schacht in Mit-
teilungen des Reichs-
bundes Deutscher Tech-
nik v. 12. Juni 1920.)
Baluschek begnügt
sich nicht damit, in
seinen Bildern das zu
zeigen, was jeder Laie
sieht. Sein malerisches
Können wird unter-
stützt durch ein feines
Einfühlungsvermögen
und ein erhebliches tech-
nisches Verständnis, das
durch jahrelange Stu-
dien ausgebildet und er-
gänzt wurde. Der Eisen-
bahn gehört seine Liebe
von früher Jugend auf.
In seinem Atelier sieht
man eine Anzahl wun-
derhübscher kleiner Mo-
delle der neuesten Lo-
komotivgat tungen auf-
gestellt. Es sind dies
technisch genau und ein-
wandfrei gearbeitete Ab-
bilder der Güter- und
Schnellzuglokomotiven,
die draußen die Züge befördern. Mit Hilfe dieser
Modelle entstanden Baluscheks Bilderreihen „Von
der Eisenbahn“, „Die Eisenbahner“, „Wege der
Maschine“ und auch viele größere Ölbilder. Auf
allen überrascht den Betrachter die genaue Kennt-
nis und richtige Wiedergabe der technischen Fein-
heiten. Immer ist die Landschaft nur Hintergrund
und die Menschen sind im Zusammenhänge mit
der Maschine aufgefaßt. Ich denke an sein be-
kanntes Ölgemälde „Der Bahnhof“, wohl das erste
große Gemälde, das eine Gesamtdarstellung eines
gemalten Bahnhofsbetriebes gibt. Die nach rem
künstlerischen Gesichtspunkten vorgenommene Ver-
teilung der Massen und des Lichtes wird nicht gestört
durch technische Nachlässigkeiten oder Fehler. Im
Gegenteil! Jede Weiche, jedes Signal steht so, wie
es der dahinfahrende Zug erfordert. Jeder Zugart,
sei es Güter-, Personen- oder Schnellzug, ist eine
Lokomotive von der richtigen Gattung vorgespannt.
Baluschek darf den Ruhm in Anspruch nehmen,
als erster „Maler der Technik“ die Poesie und
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