Die Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur
År: 1922
Forlag: Hannoverische Maschinenbau-Actien-Gesellschaft
Sted: Hannover-Linden
Sider: 170
UDK: 625.282(06) Han
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HANOMAG, HANNOVER
LINDEN
Die Lokomotive in der Bildhauerkunst.
Am spärlichsten ist die Lokomotive wohl in der
Bildhauerkunst vertreten. Sehr selten haben die
Meister des Meißels sich die Lokomotive zum Vorbild
gewählt—und. dann auch nur, um irgend ein Sinnbild
zu verkörpern. Es ist leicht verständlich, daß der
starre Stein wohl wenig geeignet ist, das in der Lokomo-
tive unstreitig liegende Motiv der Bewegung, des Vor-
wärtsstrebens, des unaufhaltsamen Dahineilens zum
Ausdruck zu bringen. Da ihm auch fast alle Farben-
wirkungen versagt sind, bleibt für eine bildhafte Dar-
stellung der Lokomotive nur noch ihre edle Form
übrig. Vielleicht ist das den Künstlern zu wenig?
Ein Denkmal einer Lokomotive ist allerdings auf
dem Bahnhof zu Darlington aufgestellt, es ist dies
die Stephenson-Lokomotive von 1825. Weitere plas-
tische Werke über Lokomotiven sind mir nicht be-
kannt geworden. Es ist leicht möglich, daß sich hier
und da noch Denkmäler oder ähnliche Darstel-
lungen der Lokomotive als Kunstwerk finden.
Wenn der Bildhauer die Lokomotive für sein
Werk gewählt hat, dann ist sie ihm Sinnbild einer
Eigenschaft, dann will er eine Seite seines Bild-
werkes besonders hervorheben und deutlich machen.
Unzweifelhaft ist cs die in der Lokomotive zum
Ausdruck kommende gebändigte Kraft einer Natur-
gewalt, des Dampfes, die ihn zum Gestalten zwingen
kann — ist es die harmonische Verteilung und
Gliederung der Masse, ist es der Anblick gefesselter
Wucht und Energie, der ihm die Lokomotive Sinn-
bild und Wahrzeichen werden läßt. —• Sinnbild
für Kraft und Energie! Sinnbild und Wahrzeichen
für Leistungsfähigkeit und Fleiß der Industrie! In
diesem Sinne ist die Lokomotive dargestellt in einer
plastischen Gruppe, die sich auf der Ausstellung
in Buenos Aires 1919 in der Erzeugnishalle der
deutschen Abteilung befand. Wahrscheinlich wollte
der Künstler damit dem deutschen Industriefleiß ein
unvergängliches Denkmal setzen.
Auch in der Architektur ist die Lokomotive an-
gewandt. Als Schmuck und Wahrzeichen befindet
sich über dem Eingang des Verwaltungsgebäudes der
North British Locomotive Company, Ltd-Glasgow
eine Lokomotive von der Stirnseite gesehen, plastisch
in Stein gehauen. Hier und da sieht man wohl in
Eisenbalmverwaltungs- und Verkelirsgebäuden eine
Lokomotive dargestellt, olme daß diese Werke be-
sonderen künstlerischen Wert beanspruchen könnten.
Im allgemeinen ist auch hier die Lokomotive —
obwohl das bekannteste und verbreitetste Verkehrs-
mi ttcl unserer Zeit — recht selten als archi tektonischer
Schmuck oder als künstlerisch ausdrucksvolles Sinn-
bild anzu treffen.
Abb. 16
Stephensons 1. Lokomotive (Locomotion)
als Denkmal aufgestellt in Darlington.
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